Kröppen Über den Zaun geschaut: Wie der Obstgarten zu einem Herzstück der Gemeinde wurde

Werner Kölsch in seinem Kröpper Obstgarten.
Werner Kölsch in seinem Kröpper Obstgarten.

In Kröppen führt die L483 unweigerlich an einem besonderen Ort vorbei: dem Anwesen Pirmasenser Straße 22. Was auf den ersten Blick wie ein gewöhnliches Grundstück erscheint, beherbergt eine wahre Oase der Vielfalt und Gastfreundschaft.

Was sich dem Besucher des Geländes in der Pirmasenser Straße 22 eröffnet, lässt sich bei dem Betreten des Grundstücks nur erahnen. Es ist mehr als ein Obstgrundstück, ein paradiesisches Stückchen Erde, das ein ums andere Male zum Erstaunen führt und inzwischen für den Ort ein Kommunikationstreff geworden ist. Hier hat Werner Kölsch nicht nur einen blühenden Garten geschaffen, sondern auch einen Treffpunkt für die Gemeinde.

Die Eltern des heute 84-jährigen Kölsch erwarben das Grundstück und zogen 1948 von Vinningen nach Kröppen. In Spitzenzeiten hatte sein Vater auf dem 12.500 Quadratmeter großen Grundstück, das sich fast bis zum Kröpper Sportplatz hinzieht, 800 Obstbäume. Inzwischen hat Kölsch den Bestand deutlich auf rund 200 Bäume reduziert. Dafür gab es Ersatz in Form diverser Beerensträucher, aber auch eines kleinen Wingerts.

Mit dem Schwager beginnt die Obstgarten-Geschichte

Von der Straße aus zu sehen ist ein sechsstufiges Petunien-Arrangement, ein Kirschbaum sowie eine Blumen- und Fotowand mit zwei Tierfiguren davor. Linkerhand befindet sich die Zweigpraxis des Rodalber Rosanums, die von Kölsch-Tochter Heidi Stein und ihrem Ehemann Georg betrieben wird. Es handelt sich um die umgebauten Büroräume des früheren Modelleurs Werner Kölsch, der selbstständiger Unternehmer war.

Die Berufstätigkeit wurde im Jahr 1999 durch einen Schlaganfall unterbrochen. „Ich konnte drei Jahre lang kein Auto mehr fahren, war auf fremde Hilfe angewiesen“, sagt Kölsch. Für den seit einigen Wochen verwitweten Eigentümer mit zwei Töchtern und vier Enkeln war sein Schwager Kurt Lutwitzi aus Trulben eine der Hilfen in damaliger Zeit. Mit ihm begann die Geschichte des „Kröpper Obstgartens“.

Umbau und Gitarrenzuwachs

Die Früchte des Grundstückes waren kaum zu ernten und zu verwerten, sodass vieles verschenkt wurde. So war es Lutwitzi, welcher die Idee hatte, Apfelwein herzustellen. Nach und nach wurde das Beerenobst für die Herstellung von Likören verwendet. Daraus entstand der Name „Kröpper Obstgarten“. Doch was machen mit all dem, was in Flaschen abgefüllt und etikettiert wurde? Das Wohnhaus wurde deshalb im hinteren Bereich in den Jahren 2005 und 2006 umgebaut und erweitert, um nicht nur Ausstellungs- und Verkaufsräume zu haben, sondern auch, um Besucher bewirten zu können. Dies war aber zugleich ein weiterer Einschnitt in Kölschs Privatleben, der zuvor schon gesellig war, jedoch musikalisch nichts dazu beitragen konnte.

Sein Schwager Kurt war Musiker und brachte ihm das Gitarrenspiel bei. Gewohnt, vieles zu probieren und zu managen, kam bald der Zeitpunkt, an dem die „Gitarrengruppe Obstgarten Kröppen“ gegründet wurde. Von der Gitarrengruppe des benachbarten Vinninger Pfälzerwaldvereins kam deren damalige Leiterin Maria Biedorf aus Schweix, die heute bei der Gruppe noch den Takt angibt. Jeden Dienstag hört man auf dem Grundstück zwischen 14 und 17 Uhr Gitarren- und Mandolinenklänge – dann wird geprobt.

Garten der offenen Tür

Um in das eigentliche Obstbaumgelände zu kommen, geht es am Wohnhaus vorbei. Rechterhand davon ein Meer aus Hortensien, die abends auch beleuchtet werden können. Danach öffnet sich den Besuchern ein Rundumblick auf Verkaufs- und Versammlungsraum, blühende Blumen, wohin man schaut, ein Teich mit Brunnen und Fischen sowie jede Menge Statuen, Skulpturen und Dekoartikel. Prägend bei den Blumen sind die üppig blühenden Petunien der verschiedensten Arten. Am Ende des Gesamtensembles befindet sich dann eine Ruheoase, bei der bislang Werner Kölsch gemeinsam mit seiner Ehefrau Renate ausspannte und auch Gäste empfing.

Daran schließt sich über einen kleinen Pfad das an, was dem Obstgarten seinen Namen gibt – die verschiedensten Obstbäume, Beerensträucher und ein Gewächshaus, in dem ein Großteil der Blumen herangezogen werden. Für Werner Kölsch ist jeder Tag in seinem Obstgarten ein Geschenk. Es ist für ihn selbstverständlich, dass Besucher das Grundstück betreten, anschauen und sich ebenfalls daran erfreuen. So kommt es auch zu manch nettem Gespräch.

Sein prominentester Besucher war der frühere rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz. Bei einem nachgeholten Besuch zur 750-Jahr-Feier im Jahr 2018 war es Ortsbürgermeister Steffen Schwarz, der zum Abschluss eines Spaziergangs durch die Gemeinde den Minister und seine Begleiter in den Obstgarten geführt hatte. Kölsch freut es, wenn er mit seinen Räumlichkeiten Gastgeber sein kann, wie für die örtlichen Landfrauen, die Kröpper Dorfgemeinschaft, den Vinninger Pfälzerwaldverein oder aber auch für die Junge Union des Kreisverbandes Pirmasens.

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