Mittwochsinterview Über einen außergewöhnlichen Gottesdienst an einem besonderen Monolith

Nicht nur zum Anziehungspunkt, sondern auch zum Wahrzeichen von Donsieders geworden: der Sandstein-Monolith.
Nicht nur zum Anziehungspunkt, sondern auch zum Wahrzeichen von Donsieders geworden: der Sandstein-Monolith.

An diesem Mittwoch wird am Sandstein-Monolith auf dem Orleberg bei Donsieders eine Gedenkmesse gefeiert. Über diesen besonderen Ort und den außergewöhnlichen Gottesdienst informieren Karl-Heinz Zwick, der Vorsitzende des Gemeindeausschusses, und Wolfgang Ferdinand, Mitglied im Gemeindeausschuss.

Der Sandsteinmonolith hat sich zu einem besonderen Anziehungspunkt in Donsieders entwickelt. Wer hat ihn errichten lassen?
Es war die Idee von Pfarrer Alfons Wilhelm. Ein Sohn der Gemeinde. Seine Pfarrstelle hatte er schwerpunktmäßig in Biesingen/Aßweiler (Saarland). Nach seiner Pensionierung 1995 kam er zurück in seine Heimatgemeinde. Hier sprang er immer wieder aushilfsweise ein, wenn es galt einen Gottesdienst zu halten.

Was war für den Stifter ausschlaggebend?
Pfarrer Alfons Wilhelm, der innerhalb der Gemeinde noch andere sichtbare Skulpturen-Spenden stiftete, wollte mit der Errichtung des Monoliths auf einer Anhöhe über seiner Heimatgemeinde etwas ganz Besonderes für die Menschen hinterlassen. Der Seelsorger fand im einem Steinbruch in Rothbach im Elsass (Nordvogesen) den außergewöhnlichen Sandstein, wo dieser auch behauen wurde. Noch drei Tage vor seinem Tod am 28. Juni 2005 besichtigte der Stifter seinen rosa Sandstein, der immerhin zwischen 55 und 60 Tonnen wiegt.

Was gibt es zum Monolith noch zu sagen?
Der Stein ist an seiner Basis 2,50 Meter lang und zwei Meter breit. Ganz bedeutend ist die Zahl sieben. Der Monolith steht auf einer Platte, 7,77 Metern im Quadrat. Die Zahl sieben ist im christlichen Glauben eine heilige Zahl. Sie steht für Fülle und Vollkommenheit in der Zahlensymbolik. Deshalb auch die genaue Beachtung der Maße. Die Vorderseite blieb glatt. Darauf liest der Wanderer die Ortslegende von Donsieders. Der imposante Obelisk steht auf einer Höhe von 432 Metern. Das ganze Ensemble ist ein magischer Ort. Besonders die fantastischen Sonnenuntergänge sind zu erwähnen. Aber auch das weite Panorama bis auf die Sickinger Höhe und bei guter Sicht bis ins Saarland. Umgeben von Feldern und Wiesen kann man hier die Seele baumeln lassen.

Gibt es ein bestimmtes Datum für die kirchliche Zeremonie am Monolith? Wenn ja, welche Bewandtnis hat es damit?
Pfarrer Alfons Wilhem erblickte am 26. August 1923 in Donsieders das Licht der Welt. Er verstarb am 28. Juni 2005. Die Gottesdienste werden in Gedenken an den Stifter im Rahmen dieser Daten abgehalten. Auch erwarb der Priester einige Ländereien auf dem Orleberg, welche jetzt mit Obstbäumen bepflanzt sind.

Wir müssen nun zurückschauen. Früher war es Tradition in den katholischen Gemeinden, Feldprozessionen anzubieten. Dieses christliche Brauchtum ist weitgehend eingestellt worden. Wir haben nun diese Sitte wieder aufgenommen. Das heißt, vor Jahren wurde noch von der Kirche hoch zum Monolith die Prozession geführt. Heute ist Treffpunkt direkt am markanten Sandstein und die Leute gehen in Prozession eine kleine Wegstrecke über die Felder, entlang der Obstbäume und wieder zurück zum Monolith.

Ist das Ritual immer dasselbe?
Eigentlich ja. Denn erst erfolgt die Prozession, dann findet man sich zur gemeinsamen Messfeier ein, woran sich ein Umtrunk mit Laugengebäck anschließt. Das alles organisiert der Gemeindeausschuss. Nur wenn es regnet, wird der Gottesdienst, ohne Prozession, in der Herz-Jesu-Kirche zelebriert; der Umtrunk dann im Foyer der Kirche angeboten. Dieses christliche Angebot findet jedes Jahr mittwochs statt. Entweder in der Woche zum Geburtstag von Pfarrer Alfons Wilhelm oder anlässlich seines Todestages. Der direkte Bezug zur Person des Stifters soll gewahrt bleiben.

Wie viele Leute nutzen dieses außergewöhnliche Angebot?
Im Durchschnitt nehmen zwischen 45 und 50 Personen teil. Sie kommen nicht nur aus Donsieders, sondern auch aus den umliegenden Gemeinden.

Wer gestaltet die Messfeier?
Es wird in der Pfarrei Maria Königin abgewechselt. In diesem Jahr zelebriert Pfarrer Pious den Gottesdienst. Hildegard Frank-Kehrer wird mit ihrer Schola das musikalische Rahmenprogramm gestalten. Es ist für uns von großer Bedeutung zu erwähnen, dass wir uns freuen würden, wenn noch viel mehr Gäste, nicht nur von der Gemeinde, sondern auch von außerhalb, die Messfeier besuchen würden. Der Monolith ist ja die Hauptattraktion, das touristische Aushängeschild von Donsieders. Da wäre es schön, wenn sich auch touristische Besucher in unsere christliche Tradition an diesem Tag zur Erinnerung an Pfarrer Wilhelm einreihen würden. Bei der Einweihungsfeier am 29. Oktober 2005, die der Stifter nicht mehr erlebte, bezeichnete der damalige katholische Pfarrer Elmar Stabel und der Vertreter der evangelischen Kirche Gerald Kretschmar den gestalteten Felsbrocken als „sichtbaren Wegweiser, der uns den Weg zu Gott zeigen kann“.

Gibt es Sitzmöglichkeiten?
Ja. Es sind sowieso ringsum Sitzbänke aufgestellt, damit der Besucher, der Betrachter hier verweilen kann. Aber zu diesem speziellen Ereignis werden diese um genügend weitere Sitzplätze aufgestockt.

Info

Die katholische Kirche Herz-Jesu Donsieders feiert in diesem Jahr 90. Jubiläum. Es gibt mehrere Termine in diesem Rahmen: Die Messe am Stein ist am Mittwoch, 26. Juni, 18 Uhr. Das Patronatsfest wird am Samstag, 13. Juli, 17 Uhr, auf der Terrasse des Pfarrheims gefeiert. Hauptveranstaltung im Jubiläumsjahr ist der Festgottesdienst in der Herz-Jesu-Kirche am 1. September, 10 Uhr. Ein Adventskonzert findet am 30. November, 18 Uhr, in der Kirche statt.

Karl-Heinz Zwick (links) und Wolfgang Ferdinand
Karl-Heinz Zwick (links) und Wolfgang Ferdinand
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