Vinningen Überraschungen bei der Restaurierung: Was die Luthersbrunner Kirche wiederentdeckt hat

Blick von der Empore auf den sanierten Innenraum der Luthersbrunner Kirche.
Blick von der Empore auf den sanierten Innenraum der Luthersbrunner Kirche.

Nach jahrelanger Planung und Arbeit erstrahlt die Luthersbrunner Kirche in neuem Glanz. Die Gemeindemitglieder werden ihre Kirche nach der Sanierung kaum wiedererkennen. Das Gotteshaus hielt die ein oder andere Überraschung parat.

Der vielzitierte Satz „Was lange währt, wird endlich gut“ trifft auch auf die protestantische Kirche der Kirchengemeinde Luthersbrunn zu. Begonnen hat die Sanierung Ende 2018 mit dem Baugenehmigungs- und Förderantrag gegenüber der Evangelischen Landeskirche in Speyer, und wurde nach zweieinhalbjähriger Auslagerung der Kirche in diesen Tagen abgeschlossen. Am Sonntag, 6. Oktober, findet die Einweihung der restaurierten Luthersbrunner Kirche statt. Pfarrer Matthias Schröder, der seit 1. Januar 2018 die Kirchengemeinde Luthersbrunn mit Obersimten leitet, sieht die nunmehr abgeschlossenen Arbeiten als Fortsetzung der Turm- und Dachsanierung. Diese Arbeiten mit einem Volumen von mehr als 200.000 Euro waren 2011 über die Bühne gegangen. Das Spendenaufkommen war auf 34.000 Euro angewachsen, als zum Erntedankfest am 30. September 2012 mit einem Festakt der Abschluss dieser Arbeiten gefeiert werden konnte.

Nachdem die bis dato letzte vollständige Innensanierung der Kirche, die dieses Jahr 255 Jahre alt wird, im Jahr 1978 erfolgt war – wobei auch neue Fenster eingesetzt wurden–, sei es an der Zeit gewesen, die nächste Innensanierung anzugehen, sagt Pfarrer Schröder. Dazu wandte man sich Ende 2018 an die Evangelische Landeskirche der Pfalz, die den Umbau genehmigte.

Fokus auf die Balkendecke

Dass mit der Innensanierung lange Zeit trotz Genehmigung und Zuschusszusagen nicht begonnen wurde, hing nach den Worten des Pfarrers zunächst mit der Pandemie zusammen. An Gründonnerstag 2020 war Restaurator Niko Leiß aus Tholey vor Ort, um Befunde zu erheben. Diese flossen in das Sanierungskonzept des Zweibrücker Architekturbüros Grub ein. „Unser Gebäude steckt voller Überraschungen, so dass wir gespannt sein dürfen, was noch alles zum Vorschein kommt“, sagte Schröder damals. So entdeckte der Restaurator noch den alten Korpus der Orgel, der durch die neue Empore zugebaut war, hinter der Emporenabdeckung. Er ließ, so Schröder, den Charme der alten Kirche vor der letzten großen Renovierung erahnen. „Bei der Untersuchung der Emporenbrüstung traten unter der jüngeren Verkleidung ältere Brüstungselemente aus dem früheren 19. Jahrhundert zutage“, ergänz Leiß.

Die Sanierung konzentrierte sich auf die Balkendecke aus dem Jahr 1786. Diese Decke wies möglicherweise eine Füllung mit Holzstaken und Lehm-Stroh-Wickeln auf, deren Unterseite verputzt war. Im Jahr 1879 ersetzte man den ursprünglichen Verputz durch einen Putzträger aus Spalierlatten, der mit Gipsputz überzogen wurde. Aufgrund starker Rissbildung klebte man bei der letzten Renovierung Glasfasertapete auf diese Oberfläche. Nach den umfangreichen Sanierungsarbeiten am Dachstuhl und den Deckenbalken hat sich die Gipsdecke einschließlich Glasfaser an mehreren Stellen von der Balkenuntersicht gelöst.

Neuer Anstrich sorgt für optimale Belüftung

Hauptgrund für die erst im Februar 2022 angelaufene Innensanierung war die Entscheidung über Holzbalkendecke, aber auch der Wechsel von Personen bei den Presbyterwahlen. Das neue Gremium war sich dann mit Schröder einig, dass der Altarraum für manche kirchlichen Ereignisse zu klein ist und einer Vergrößerung bedarf. All dies wurde in den abschließenden Planungen berücksichtigt, ehe die Arbeiten mit dem Gerüstbau und dem Freilegen der Decke bis auf die Dachbalken sowie deren teilweise notwendigen Reparaturen begann.

Im Zuge der Sanierung wurde die gesamte elektrische Anlage erneuert, auch die der Kirchenbankheizung. Die Beleuchtung wurde erneuert und die Verkleidung rings um die Kirche bearbeitet und hinterlüftet. Die Kirche erhielt einen neuen Anstrich. Diese hat eine sogenannte Taupunktregelung, welche dafür sorgt, dass die Kirche immer optimal belüftet ist.

Weniger Sitzplätze als zuvor

Gewonnen hat auch die Orgel, die von den bisherigen Umbauungen befreit wurde und sich nun freistehend präsentiert. Im Erdgeschoss wurde am Ende der Kirche eine Trennwand errichtet, hinter der sich die Schaltkästen und der nun nicht mehr sichtbare Aufgang zur Empore befinden. Diese ist nunmehr reine Orgelempore und kann allenfalls noch Solisten, keinesfalls mehr einen Chor aufnehmen.

Aufgewertet wurde auch der Altarraum, indem einige Bänke aus der Kirche entfernt wurden und nunmehr nur noch rund 100 Plätze in der gesamten Kirche zur Verfügung stehen. Der Altarraum war bislang laut Schröder nicht aus einem Guss, das sei jetzt anders. Vor dem vorgesetzten beleuchteten Altarkreuz stehen einheitlich als Ensemble der Altar, der Ambo und der Taufstein mit Taufbecken.

Kirche vorne schmaler als hinten

Während das Taufbecken weiter Verwendung findet, ist alles andere passend zum Kirchenbelag in Travertin mit Holz. Überarbeitet wurden die zwischenzeitlich nach Eppenbrunn ausgelagerten Bänke. Zudem wurden die bislang seitlich zum Altar angeordneten Bänke für das Presbyterium entfernt. Diese bilden jetzt die ersten beiden kürzeren Bankreihen, sodass der Altarraum nicht nur optisch, sondern tatsächlich größer mit einem breiten Gang ist. „Beim Stellen der überholten Bänke trat eine weitere Besonderheit unserer Kirche zu Tage. Sie ist vorne einen halben Meter schmaler als hinten“, erklärt Pfarrer Schröder. Bei all den Arbeiten war auch der Denkmalschutz beteiligt.

Der ursprüngliche Kostenrahmen von 250.000 Euro konnte wegen der Überraschungen und der hinzugekommenen Deckenfreilegung nicht gehalten werden. So geht der neueste Finanzierungsplan von reinen Restaurierungskosten von 313.000 Euro aus. Nachdem die Kirchengemeinde dazu 115.000 Euro aus ihrer allgemeinen Rücklage beisteuern kann, das Dekanat Pirmasens über die Bedarfszuweisung 61.000 Euro beisteuert, kleinere Zuschüsse gewährt werden – darunter 17.000 Euro von der Daniel-Theysohn-Stiftung –, verbleibt ein Betrag von 81.000 Euro. Dafür erhält die Kirchengemeinde ein Härtedarlehen der Landeskirche, welches sie innerhalb von 20 Jahren bedienen muss.

Hinzu kommt ein Eigenanteil der Kirchengemeinde für Orgelumbau und Sanierung in Höhe von 40.000 Euro, nachdem sie von den veranschlagten Gesamtkosten von 50.000 Euro einen weiteren Zuschuss der Theysohn-Stiftung in Höhe von 10.000 Euro erhält. „Wenngleich noch nicht alle Schlussrechnungen vorliegen, gehe ich davon aus, dass der Kostenrahmen für die beiden Maßnahmen eingehalten wird und wir unseren eingegangenen Verpflichtungen nachkommen können“, sagt Schröder.

Festprogramm

- 14 Uhr: Festgottesdienst zur Einweihung in der restaurierten Luthersbrunner Kirche am Erntedanktag unter Mitwirkung von Dekan Ralph Krieger, Pirmasens, mit Ansprache von Pfarrer Matthias Schröder. Anschließend Sektempfang mit Grußwort der Ehrengäste.
- 18 Uhr: Abendmahlsfeier als Gottesdienst in der neu eingeweihten Luthersbrunner Kirche.

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