Kreis Südwestpfalz Bohrer, Schneebesen, Quirl

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Pirmasens

. Harald Kröher hat die Doppelhelix nur im Vorbeifahren gesehen und dachte, das Objekt sei noch gar nicht fertig. Weil es ja noch mit Rostschutzfarbe gestrichen sei. „Es kann aber durchaus zum ,Eyecatcher’ werden“, findet der Fotograf, der auch Vermessung studiert hat. Man müsse eben abwarten, wie es sich in die Architektur drum herum einfüge. Ob es homogen zur Umgebung wirkt oder eben als Kontrast. Die Hauptsache sei, es wirke nicht trivial. Seine Assoziation: zum Himmel hoch – endlose Freiheit, endlose Zukunft. Hans-Friedrich Hicks-Monreal hat eine ganz andere Perspektive auf die Doppelhelix. Die Gegenläufige sozusagen. Er sieht sie aus seiner Zahnarztpraxis im Rheinberger-Gebäude. Baumkrone, Schneebesen, Quirl. Das waren spontan die Begriffe, die seinen Angestellten in den Sinn kamen. Ein auffälliges Merkmal, das Sinn macht, findet er und lacht. Denn der Bohrer, so sieht er die Doppelhelix, weise ja eindeutig auf die Zahnarztpraxis hin. Nach kurzer Überlegung findet er richtig gute Argumente. Die Farbgebung ist seiner Meinung nach schlüssig, nehme das Orange eine Farbe vorweg, die man öfter im Rheinberger-Gebäude wiederfinde. Sowohl das Portal des Rheinberger-Gebäudes zum Strecktalpark hin ist in orange gehalten als auch die Farben des Dynamikum selbst, das in den Farben hellblau, zartgrün und orange auf sich aufmerksam mache. So viel fällt Manfred Lauer, einem der beiden Geschäftsführer der Fitness Factory, nicht ein. „Ich muss mir mal Gedanken machen, was ich erkennen könnte“, sagt er vorsichtig. Die Stadtplaner werden sich schon etwas dabei gedacht haben. Ein schnelles Urteil will Lauer nicht fällen. Er will warten, bis der Platz fertig ist. „Vielleicht wird ja auch noch eine Tafel aufgestellt, auf der das Exponat erklärt wird“, meint er. Dennoch: Er hat sich gefragt, warum nicht etwas gewählt wird, was auf den gesamten Rheinberger und auch den Park verweist. Architekt Christoph Arnold hat sich, weil er danach gefragt wurde, die Doppelhelix in der Zeitung angesehen. Wie ein Fremdkörper wirke sie im ersten Moment. Doch man müsse, findet Arnold, die Fertigstellung des Platzes abwarten, bis die Dimensionen klar seinen. Vorher mag er das Exponat nicht beurteilen. Die Meinung eines Kunstverständigen darf nicht fehlen. Die RHEINPFALZ erreicht Maximilian van de Sand in Freiburg, wo er mit seiner Frau wegen einer Familienfeier ist. Das Exponat habe er noch gar nicht wahrgenommen, kenne es aber aus der Planungsphase. „Begeisterungsstürme löst es bei mir nicht aus“, sagt er. Es habe eine krasse Farbe und fällt auf, ansonsten sei es gewöhnungsbedürftig. Und für den Preis hätte man sich auch ein individuelles, echtes Kunstobjekt leisten können, findet der ehemalige Finanzbeamte und Vorsitzende des Pirmasenser Kunstvereins. Seine Frau, die das Gespräch mitverfolgt, meint, es sei ein mit Rostschutz gestrichener Betonmischquirl. Das finden viele. Ein merkwürdiges Etwas, das die Bauarbeiter vergessen haben. Die letzten Worte stehen Rolf Schlicher zu, Leiter des Dynamikums, der das Exponat gemeinsam mit André Jankwitz vom Pirmasenser Gartenbauamt, Finanzdezernent Michael Schieler und Oberbürgermeister Bernhard Matheis ausgesucht hat. Es sei keine Kunst, weil es sich bei dem Exponat um ein industriegefertigtes Objekt handele, das man so bestellen könne. „Es ist ein funktionales, auffälliges Objekt, das mit gegenläufiger Bewegung spielt“, erklärt Schlichter. Im Grunde sei die Doppelhelix eigentlich ein Wegweiser, der eine Verbindung zwischen dem Platz und dem Mitmach-Museum herstellt. Vom Bahnhof und von der geplanten Jugendherberge her, denn die Beschilderung soll über den Platz führen. Er findet das Exponat interessant, originell und ist gespannt, wie es sich in das Gesamtbild des Platzes einfügt. Ein Plastikding sei es, habe er gehört. Auch als Kunst im öffentlichen Raum haben andere es betitelt. Als Kunst sieht Rolf Schlicher die Helix nicht, aber es gefällt ihm, dass das Exponat Diskussionen auslöse. „Am schlimmsten wäre es schließlich, wenn es den Leuten egal wäre“, findet er.

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