Kreis Südwestpfalz „Den Fehdehandschuh jetzt ausziehen“

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Nach 26 Jahren an der Spitze der Verbandsgemeinde Bruchmühlbach-Miesau ist Werner Holz (SPD) am Freitagabend in der Turn- und Festhalle Bruchmühlbach offiziell als Verbandsbürgermeister verabschiedet worden. Zugleich wurde sein Nachfolger Erik Emich als neuer Verwaltungschef vereidigt. Der CDU-Politiker wird sein Amt allerdings erst am 18. Januar antreten.

Bis dahin bleibt Werner Holz noch in Amt und Würden. Ein Grund für die Verabschiedung sieben Wochen vor Ende der Amtszeit war der Besuch aus der kroatischen Partnergemeinde Gradac: Der Frauenchor „Klapa Viola“ brachte dem scheidenden Verbandsbürgermeister in der festlichen Verbandsgemeinderatssitzung ein Ständchen. „Ich wünschte, dass wir jede Sitzung so eröffnen könnten. Dann wäre wohl vieles entspannter“, spielte Holz auf die heftigen politischen Dispute der vergangenen Monate an. Diese fanden auch in dem dreistündigen Reigen von Redebeiträgen der politischen Wegbegleiter ihren Niederschlag. Holz, der sich ausdrücklich „keine vorzeitigen Grabreden“ gewünscht hatte, musste dabei auch so manche Spitze einstecken: Eine „Beurteilung“ des Beamten Holz trug Jean-Pierre Biehl vor, CDU-Oppositionsführer im Verbandsgemeinderat. Darin bescheinigte er Holz unter anderem „leichte Amtsüberheblichkeit und mangelnde Bodenhaftung“: „Seine Fähigkeit, dem Bürger aufs Maul zu schauen, hat nachgelassen.“ Gleichgesinnten gegenüber sei er freundlich, Andersdenkenden gegenüber hingegen „ruppig und rücksichtlos“. Holz reagierte gelassen auf die teils scharfe Kritik: „Man kann das kommentieren, muss es aber nicht.“ Sinn für Witz und Ironie zeigte der Landrat des Landkreises Kaiserslautern, Paul Junker (CDU), in seiner Rede: Er zerpflückte Holz’ Einladungsschreiben und zog daraus spitzfindige Rückschlüsse auf den Charakter des scheidenden Verwaltungschefs. Für Lacher sorgte auch der Kaiserslauterer RHEINPFALZ-Redakteur Rainer Dick: Aus der Perspektive des neutralen Beobachters warf er in seiner tiefgründigen Laudatio einen durchaus kritischen, zugleich aber auch anerkennenden Blick auf Holz’ Wirken. „Ein Stück Tradition geht nun zu Ende“, sagte der Staatssekretär des Innenministeriums, Günter Kern (SPD), der die Grüße der Landesregierung überbrachte. „Du warst fleißig und nah an den Menschen. Du warst eckig, aber auch ziel- und zukunftsorientiert und damit letztlich erfolgreich“, so seine Einschätzung. Die lange Liste von Verbesserungen der Infrastruktur in der Verbandsgemeinde während der 26-jährigen Amtszeit ihres Parteifreunds stellten der erste Beigeordnete Bernhard Hirsch und Bruchmühlbach-Miesaus Bürgermeister Klaus Neumann (beide SPD) heraus. „Werner Holz hinterlässt ein wohl bestelltes Haus“, resümierte Hirsch und bot zugleich – ebenso wie Neumann – dem neuen Verbandsbürgermeister Erik Emich eine sachorientierte Zusammenarbeit an. „Man kann auch mal streiten, aber der Spaß an der Politik soll endlich wiederkehren“, betonte Hirsch. Bereits der Landrat hatte dazu aufgerufen, angesichts bevorstehender Herausforderungen – etwa der Gebietsreform und der Unterbringung von Flüchtlingen – „den Fehdehandschuh auszuziehen“. Das forderte auch Holz, der seinem frisch vereidigten Nachfolger „viel, viel Erfolg“ wünschte. „Ich hoffe, dass die wirklich tiefen Gräben wieder aufgefüllt werden und ein Klima zurückkehrt, dass eine gedeihliche Zusammenarbeit wie in früheren Zeiten ermöglicht, und am Ende alle zusammen ein Bier trinken gehen können“, appellierte er „an wirklich alle“. Ein Angebot, das Emich gerne annahm: „Mit dem Wunsch nach konstruktiver Zusammenarbeit rennt man bei mir offene Türen ein.“ (oef)

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