Kreis Südwestpfalz Die Feinrippunterhose als Vollschleier

Die Mauschbacher Flintenweiber sind frustriert und wollen Schnaps zum Frühstück.
Die Mauschbacher Flintenweiber sind frustriert und wollen Schnaps zum Frühstück.

„Hornbach ist great“ lautete das Motto am Samstagabend. Zur 23. Prunksitzung in der praktisch ausverkauften Pirminiushalle traf sich das närrische Volk aus Hornbach und Umgebung. Vier Stunden lang regierte der Schalk und ging die Post ab. Leichter Wermutstropfen: Es war die letzte Sitzung unter Leitung von Tino Weber, der den Vorsitz des Elferrates abgibt.

Höhepunkt des Abends war das Männerballett, das sich mit dem Titel „Tanzende Bauarbeiter“ an die Erneuerung der Hornbacher Hauptstraße anlehnte. Allerdings mit 14-köpfiger Chinesenkolonne, Kontrabass-Einstieg und riesigem „Samsong“-Smartphone. Die komplizierte, minutenlange Power-Choreografie mit Würfen und Zwei-Mann-Doppelrad zu viel Bass, Elektro und Michael Jackson riss die Zuschauer von den Stühlen, Standing Ovations und Zugabeforderungen unter endlosem Applaus inklusive. Die Zugabe gab es natürlich, und dass da auf der Bühne laut Weber „alles integrierte Saarländer“ waren, führte zu noch mehr Jubel. Direkt vor dem Ballett rocken die Frauen vom Hornbacher Turnverein, die als Rockband und Tanztruppe auftraten. Ganz in Schwarz fuhren sie auf dem „Highway to Hell“ und brachten die Halle zum Beben. Spätestens bei „We Will Rock You“ trommelte das Publikum mit, manche tanzten auf den Stühlen. Donnernder Applaus und ein Zugabe waren unvermeidlich. Äußerst vielschichtig glänzte Christian Dörr in seiner Büttenrede mit Hindernissen, für die es drei Versionen gab. Version eins scheiterte zu später Stunde am Wortspiel „Maurer und Mexikaner“, Version zwei an der Anwesenheit zu vieler Ehefrauen. Mit Version drei nahm Dörr den Zustand der Welt voll kritisch aufs Korn. Von Erdogan über Ebay und endloser Regierungsbildung ging es nahtlos über zum „Club der Idioten“ mit Trump, Putin und sonstigen Spaltern. Fundamentalisten und 200-Millionen-Fußballspielerde als Tanz um „Allah oder Dollar“ – alles kam zur Sprache. Dörrs Fazit: „Was zählt auf dieser Welt, ist nicht die Moral, es ist das Geld“. Der Applaus fiel stürmisch aus. Der lustige Teil von Dörrs Auftritt war „E wie SPD“, eine verrückte Version von „Wer wird Millionär“. mit Verbandsbürgermeister Jürgen Gundacker, Hornbachs Bürgermeister Reiner Hohn und Sitzungspräsident Tino Weber. Schon die Kandidatenkür wurde zur Riesengaudi. Assistentin Marie verpasste Gundacker bei drei von vier Fragen null Punkte. Macht nichts, bei Frage vier konnte er ja verdoppeln. Sieger der schrägen Show war Weber, der so des Bürgermeisters „Recht der ersten Nacht“ gewann. Dass Sport Mord ist, darüber klagte Urgestein Gundi Huber. Sie berichtete von ihrem Skiausflug nach Tirol, in dem sie als Sportmuffel erst von einer Malaise zur nächsten fand und mit doppeltem Bänderriss nach Sturz an einer schattigen „Scheißstelle“ voller Eisplatten liegen blieb. Die Rettungsaktion mit Schlittenabfahrt über eine schwarze Piste war der Schlussakt des verkorksten Urlaubs. Den Einstieg zu vier Stunden Narretei und Klamauk machte die Hornbacher Garde, die zu „YMCA“ und „In the Navy“ die Stimmung ordentlich anheizte. Sitzungspräsident Weber nahm sich Trump zur Brust, der von Hornbach noch Einiges lernen könne. Dafür dürfe er auch gern mal – kurz! - vorbeischauen, auf dem Zweibrücker Flughafen landen und der erste Präsident ohne roten Teppich sein, Der Nachwuchs des Hornbacher Turnvereins begeisterte als energiegeladene Cheerleader. Eine skurrile Modenschau boten die Landfrauen mit dem „superuniversellen Bekleidungsstück“. Moderiert von Nancy Schindler zeigte sich, wozu die klassische lange Feinripp-Männerunterhose taugt: Haube, Stola, Schal, Serviette, Nierenwärmer, Bolero-Jäckchen, Schürze und Vollschleier, alles ist möglich. Natürlich kann man sie auch als Hose tragen, wie Supermodel Eric Schneider unter lauten Begeisterungsrufen aus dem Publikum bewies. Jonglierende Mönche durften mit „Matteo und Compagnie Jolie“ ebenso wenig fehlen wie die „Tanzbärchen im Bademantel“, die zur endlosen Heiterkeit zeigten, wie viel Haut man als Mann unter einem offenen Bademantel verstecken kann. Man muss halt nur im Team arbeiten. „Mauschbacher Zwiegespräche“ führten Gerdi Dahlhauser und Petra Lauer mit ihrem Tratsch über Alltag, Männer, Kunst und zahllosen Zoten über Leute aus dem Ort, die natürlich alle persönlich anwesend waren. Ein kurzes Lied über „Super Tupper“ durfte auch nicht fehlen. Auf singende Männersuche begaben sich die Flintenweiber, allerdings dank hoher Ansprüche erfolglos. Reich, gut aussehend und auch noch engelsgleich zur Frau, die Kombination ist offenbar rar gesät. Da helfen auch Männerstudien nichts. Die frustrierten Damen wollten dann zum Ende auch keine Schokolade mehr, sondern lieber einen Schnaps, Himbeergeist zum Frühstück und Barcadi, der die rote Kehle hinabrinnt. Blau machte der Enzian und Schuld war nur der Jackie Cola. Ein Liter Batida durfte auch nicht fehlen, ebenso wenig ein bisschen Weißwein, ein bisschen Whisky und immer wieder sonntags fehlte dann die Erinnerung. Kurz vor Mitternacht brachte die Feuerwehrband die Halle mit Liedern wie „Westerland“, „Hulapalu“ und „An Tagen wie diesem“ zum Kochen. Wurde zuvor nur auf den Stühlen getanzt, waren jetzt auch die Tische an der Reihe. Im Finale wurde schließlich Weber unter wohlverdientem Applaus und großem Dank von Bürgermeister Hohn verabschiedet.

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