Kreis Südwestpfalz „Die Gemeinde sollte froh sein“

An der Auseinandersetzung sei eigentlich er schuld, scherzt Chorleiter Oliver Duymel (vorne, Dritter von links). Als er die Arbe
An der Auseinandersetzung sei eigentlich er schuld, scherzt Chorleiter Oliver Duymel (vorne, Dritter von links). Als er die Arbeit mit dem Chor aufnahm, habe der aus 16 oder 17 Sängern bestanden, mittlerweile seien es 45, fast alle aus Riedelberg. Das Foto entstand vor zwei Jahren, als der Chor 60-jähriges Bestehen feierte.

In Riedelberg gibt es Streit um die Singstunde des katholischen Kirchenchors. Der größte Chor der Pfarreiengemeinschaft Contwig möchte weiterhin jeden Montagabend im großen Saal des Dorfgemeinschaftshauses (DGH) proben. Bürgermeister Peter Lethen sagt: „Nein! Der Raum wird für das Training des Tischtennisclubs benötigt. Als Hausherr obliegt mir die Nutzungsregelung.“

Laut Peter Lethen hat die Gemeinde Riedelberg mit dem Pfarreienrat St. Pirminius Contwig im Februar folgende Vereinbarung getroffen: Der Kirchenchor nutzt weiterhin alle zwei Wochen den großen Saal im Wechsel mit dem Tischtennisverein − so lange, bis die Tischtennisspieler das Training in der neuen Tischtennishalle aufnehmen können. Da ab 1. Mai keine Spiele mehr stattfanden, habe der Kirchenchor den Saal wöchentlich nutzen können. „Am 28. August beginnt wieder das Training“, sagt Peter Lethen. „Ab sofort gilt wieder die Wechselreglung. Das heißt, der Chor muss alle 14 Tage in den kleinen Saal.“ Lethen wörtlich: „An dieser Regelung ändere ich nichts, auch wenn ich mit meiner Haltung in die Frankfurter Allgemeine komme.“ Vorsitzender des Pfarreirats ist Christian Schwarz. Er ist erster Beigeordneter von Riedelberg und selbst Chorsänger. Bekanntermaßen gibt es Spannungen zwischen Lethen und Schwarz. Erster Vorsitzender des Tischtennisclubs (TTC) ist Christian Becker. Zweiter Vorsitzender ist Gereon Lethen, Sohn des Bürgermeisters. Wie Becker gegenüber der RHEINPFALZ erklärt, habe der TTC „14 Mannschaften laufen“. Rund 80 Mitglieder seien im Verein aktiv. Becker: „Ich finde, dass der wöchentliche Wechsel ein fairer Kompromiss ist.“ Der Montagabend werde mit Trainingsbeginn wieder gebraucht. Dies sei nicht seine persönliche Meinung, sondern die Meinung des gesamten TTC-Ausschusses. Von 17.30 bis 19.45 Uhr trainierten die bis 18-Jährigen, ab 20 Uhr sei Damen- und Herrentraining. Die neue Halle, die der Tischtennisclub baut (wir berichteten zuletzt am 30. Juni), sei leider noch nicht fertig. „Man sieht doch, dass wir an der Halle arbeiten“, sagt Becker. Mitglieder und Freunde unterstützten die Handwerker. „Mehr schaffen können wir nicht. Die Frauen machen sogar Frühstück und Mittagessen für die Arbeiter.“ Er findet: „Es ist traurig, dass der Kirchenchor nicht ein paar Monate abwarten kann.“ Alfred Guth, Sprecher des Kirchenchors, beruft sich bei der Forderung nach einer wöchentlichen Chorprobe im großen Saal auf Becker: Man sei sich einig gewesen, dass der Chor den Raum nutzen kann, wenn er ihn braucht. Der große Saal werde unbedingt gebraucht, argumentiert Chorleiter Oliver Duymel, der auch den Hornbacher Chor Cantus Novus dirigiert. Er sei eigentlich an der Auseinandersetzung schuld, scherzt er im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Als er die Arbeit mit dem Kirchenchor aufnahm, habe der aus 16 oder 17 Sängern bestanden. Die ehemalige Chorgemeinschaft mit Großsteinhausen war wegen Mitgliedermangels aufgelöst worden. Bei den wenigen Sängern habe der kleine Saal des Riedelberger Dorfgemeinschaftshauses bei den Chorproben ausgereicht. Die Zahl der Singbegeisterten sei inzwischen auf rund 45 gewachsen. Erfreulicherweise seien auch Jüngere dabei. „Für 26 oder 27 Sänger war der kleine Saal schon zu eng. Wegen der Akustik und der Beleuchtung sind wir dann in den großen Saal gewechselt“, erläutert Duymel. Der Chor bestehe zu 95 Prozent aus Riedelbergern. „Die Gemeinde sollte froh darüber sein, dass der Kirchenchor so gut aufgestellt ist“, findet Alfred Guth. Der Chor sei 1955 gegründet worden und inzwischen der größte Kirchenchor der Pfarreiengemeinschaft. Zum Repertoire gehöre neben klassischer und moderner Kirchenmusik auch weltliches Liedgut, etwa von Udo Jürgens. Guth verweist auf den Liederabend im vergangenen Jahr, der sehr gut angekommen sei. „Um unser hohes Niveau halten zu können, müssen wir wöchentlich proben. Die Sportler gewinnen auch nicht, wenn sie nicht regelmäßig trainieren“, sagt Guth. In die Kirche auszuweichen sei keine Möglichkeit; dort könne man die einzelnen Stimmen nicht heraushören, erläutert Duymel. Zudem sei sie nicht beheizt. Laut Lethen hat der Riedelberger Gemeinderat Anfang Februar beschlossen, dass sich die Pfarreiengemeinschaft Contwig jährlich mit 300 Euro an der Unterhaltung des DGH beteiligen soll. Die Summe ergebe sich aus 250 Euro für den Kirchenchor und 50 für die Pfarrgemeinde, berichtet Lethen. Die Pfarrgemeinde könne − nach Absprache und unter Beachtung der Nutzungsordnung − den kleinen Saal etwa für Sitzungen, Besprechungen und Gruppenstunden nutzen. „Zu viel“, kritisiert Guth den Beitrag. Unter Lethens Vorgänger Martin Krämer habe der Chor umsonst proben können. „Die Nutzungsregelung des Dorfgemeinschaftshauses obliegt mir“, betont Lethen und führt Vergleiche an: Der Landfrauenverein etwa zahle für die 17-malige Nutzung des kleinen Saals rund 200 Euro, der Fischerverein 100 Euro dafür, dass er Geräte im Keller abstellen kann.

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