Rodalben Druckerei Magin: Wohnhaus statt Industrieruine

Die frühere Druckerei Magin wird zu einem Wohnhaus umgebaut.
Die frühere Druckerei Magin wird zu einem Wohnhaus umgebaut.

Für das Gebäude der früheren Druckerei Magin in der Hauptstraße hat sich ein Käufer gefunden, der es zu einem Wohnhaus umbauen will. Damit ist gerade noch eine Industrieruine in Zentrumsnähe verhindert worden.

Das Betriebsgebäude wies schon vor beinahe zehn Jahren erhebliche bauliche Mängel auf. An einigen Stellen war das Dach undicht geworden und brach bald darauf zum Teil herunter. Nach der Insolvenzerklärung stand es jahrelang leer. Feuchtigkeit sammelte sich im Mauerwerk, auf längere Zeit hin wäre es baufällig geworden. Der neue Besitzer wird es von Grund auf sanieren müssen.

Bis dahin hatte die Druckerei ihre stolze Geschichte, die auf einer nahezu 100-jährigen Tradition aufbaute. Der Großvater von Wolfgang Magin, dem letzten Besitzer, gründete den Betrieb laut Dokumenten des Landesarchivs Speyer im Jahre 1925. Zwei Jahre später legte er den „Gräfensteinboten“ auf, der zum Amtsblatt der Gemeinde wurde, mit der Bildung der Verbandsgemeinde (VG) vor fünfzig Jahren dann auch deren Amtsblatt .

Mit der Zeit entstand ein umfangreiches Archiv

Hubert Magin übernahm den Betrieb von seinem Vater, übergab ihn Mitte der 80er Jahre an seinen Sohn Wolfgang. In der nicht-digitalisierten Zeit bekam die Druckerei eine Menge Aufträge. Hier wurden die Festschriften der Vereine gedruckt, Veranstaltungs-Plakate, Einladungskarten, Sterbebilder, mitunter auch ganze Bücher. Vor allem Hubert Magin betätigte sich gewissenhaft als örtlicher Redakteur, besuchte Veranstaltungen und Sitzungen, berichtete darüber ausführlich in seinem Blatt.

So entstand mit der Zeit ein umfangreiches Archiv. In den alten Gräfensteinboten finden sich Geschichte und Geschichten. In den Artikeln werden die Einweihung der Mozartschule (1956) und die Geschichte des Krankenhauses dokumentiert, die Stadterhebung Rodalbens (1963), die konstituierende Sitzung des ersten Verbandsgemeinderates (1972), der Umbau der alten Berufsschule zum Rathaus (Einzug 1988) und der Neubau der Berufsbildenden Schule (BBS), die Entstehung des Sportzentrums in der Lindersbach, sowie die Jubiläen von Vereinen.

Verbandsgemeinde bringt alte Ausgaben in Sicherheit

In Anbetracht des drohenden Niedergangs des Gebäudes bemühte sich die VG zeitig, die Ausgaben des Gräfensteinboten in Sicherheit zu bringen. „Mitarbeiter der Verwaltung verfrachteten die verbliebenen Exemplare ab der Zeit der vierziger Jahre ins Rathaus“, erklärte VG-Bürgermeister Wolfgang Denzer auf Anfrage. Sie seien „teilweise bereits chronologisch in Ordnern abgeheftet“, andere lägen in Stapeln da und müssten noch systematisch geordnet werden. Der künftige Platz aller Exemplare sei das Archiv der Verbandsgemeinde, das dadurch um viele Quellen aufgestockt werde.

Finanzielle Probleme für den Betrieb zeichneten sich ab, als sich die Verbandsgemeinde 2012 gegen den Gräfensteinboten als Amtsblatt entschied, weil das Wochenblatt nicht wie bei einem Amtsblatt üblich kostenlos an die Haushalte verteilt worden war. Die Stadt hielt indessen weiterhin am Gräfensteinboten fest. Wolfgang Magin zog es bald darauf auf die Kanaren. Eine Mitarbeiterin erwarb als Geschäftsführerin 49 Prozent Anteile an der Gesellschaft, Magin behielt 51 Prozent, ohne sich noch einmal um den Betrieb vor Ort zu kümmern.

Das Ende der fast 100-jährigen Tradition der Druckerei zeichnete sich ab, als zu den baulichen Schäden weitere hinzu kamen. Eine Maschine ging kaputt, für die keine Ersatzteile mehr zu beschaffen waren. Die Geschäftsführerin stellte daraufhin den Betrieb ein.

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