Kreis Südwestpfalz Durch Licht zum Kunstobjekt

So oder ähnlich könnte ab Mitte Juni am Abend die Wasserburg in Reipoltskirchen (Kreis Kusel) aussehen.
So oder ähnlich könnte ab Mitte Juni am Abend die Wasserburg in Reipoltskirchen (Kreis Kusel) aussehen.

Die „Kunst im Grünen“ an der Wasserburg in Reipoltskirchen (Kreis Kusel) macht in diesem Jahr Pause. Stattdessen inszeniert der Lichtkünstler Ingo Bracke die Burg als Kunstwerk. Vom 15. Juni bis 25. August bietet die Aktion „Blick: Wechsel“ Lichtinstallationen, Landart, Konzerte, Kinder-Workshops und Nachtwanderungen.

Installationen an Orten, die keine Kunstorte sind, aber durch Licht dazu werden, sind das Aufgabenfeld, in dem sich der in Bad Neuenahr-Ahrweiler geborene Maler, Lackierer, Architekt, Medienkünstler, Bühnenbildner und Lichtdesigner Ingo Bracke ausdrückt. Die Meisterschule besuchte er in Kaiserslautern, studiert hat er in Barcelona, Hannover, Saarbrücken und Dresden. Temporär hat Bracke den Loreleyfelsen und das Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen in neues Licht gesetzt, dauerhaft beispielsweise das Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern. Dort ist Bracke auch während der „Langen Nacht der Kultur“ am Samstag, 9. Juni, aktiv: Eine Woche vor der Eröffnung der Blick:Wechsel in Reipoltskirchen werben dort Installationen auf Rathaus, Fruchthalle und Pfalztheater für die Aktion im Kreis Kusel. Den ersten solchen Brückenschlag über die kommunalen Grenzen hinaus begrüßten bei der Projektvorstellung am Freitag sowohl Kusels Landrat Otto Rubly als auch Christoph Dammann, Leiter des städtischen Kulturamts Kaiserslautern. „Die Burg sitzt ja schon wie eine kleine Skulptur in der Landschaft“, sagt Bracke begeistert über den neuen Kunst-Ort. Jeweils abends ab Einbruch der Dämmerung wird dieses bauliche Kunstwerk über den Sommer sein Gesicht verändern. 18 auf 18 Zentimeter große Originalbilder, meist „farbig-grafische Sachen“, teils auch angelehnt an die Werke des Malers Johann Heinrich Roos, die er überformt und umdeutet, projiziert Bracke analog auf die Mauern und in die Landschaft. Die Motive wechseln täglich. Während der etwa zwei Stunden dauernden Beleuchtung stehen sie still. „Ganz weit weg von der Videoerfahrung“ gehe er bewusst, sagt Bracke. Sein Ansatz wendet sich der Langsamkeit zu; er will den Blick lenken auf die Dinge, die hinter dem Anschein liegen, emotional und intellektuell gleichermaßen berühren, durch Zitate aus der Kunstgeschichte und auch durch den Wechsel der Stadt-Land-Perspektive. Einen Eindruck von seiner Arbeit erhielten die Gäste des Kuseler Neujahrsempfangs, ein Testlauf mit Probemotiven fand ebenfalls im Winter an der Burg statt. Er hoffe, dass viele Menschen immer mal wieder den Weg zur Burg finden, einkehren und dann zu einem Spaziergang über den Skulpturenweg rund um die erleuchtete Burg, sagt der Künstler. Die Lichtinstallationen werden durch einen Zyklus von Performances ergänzt. Zweimal zwei Meter große bemalte Kuben stehen als Störobjekte in der Kunstwiese, die Jugendkunstschule Wasserburg zeigt Objekte entlang des Skulpturenwegs. Einen weiteren Höhepunkt bildet bereits das Eröffnungswochenende am Freitag und Samstag, 15. und 16. Juni. Freitags führen die Neuen Wandermusikanten die eigens komponierte Klangperformance „Widerhall“ im Talraum auf, samstags erleben die Besucher in der katholischen Kirche in Reipoltskirchen beim „Visuellen Konzert Neue Ferne“ eine Reise in ungewohnte Klang- und Lichtwelten. 2019 soll die „Kunst im Grünen“ wieder aufleben. Info —Blick: Wechsel 1: Illumination von Rathaus, Fruchthalle und Pfalzgalerie in Kaiserslautern, Freitag und Samstag, 8. und 9. Juni, jeweils ab 21.30 Uhr. —Blick: Wechsel 2: Freitag, 15. Juni, bis Samstag, 25. August, Wasserburg Reipoltskirchen: täglich wechselnde Lichtinstallationen ab Einbruch der Dämmerung bis etwa Mitternacht. —Vernissage, 15. Juni, 20.30 Uhr, mit Spaziergang in die Nacht auf dem Skulpturenweg und Uraufführung der Klangperformance Widerhall der Neuen Wandermusikanten. —Samstag, 16. Juni, 21.30 Uhr, Nachtspaziergang, ab 22 Uhr visuelles Konzert „Neue Ferne“ mit Jürgen Wüst (Keyboards, Elektronik und akustische Instrumente) und Ingo Bracke (Licht), kath. Kirche St. Nepomuk Reipoltskirchen. —Finissage, Samstag, 25. August, 20 Uhr, Künstlergespräch mit Nachtspaziergang. —Ergänzend täglich Ausstellungen von Landart-Objekten auf der Kunstwiese, das Projekt „Mit den Augen der Kinder“ der Jugendkunstschule Wasserburg sowie die Ausstellung „Loreley Tetralogie“ im Burgrestaurant.

Lichtkünstler Ingo Bracke stellte in der Kreisverwaltung Kusel sein Kunstkonzept vor.
Lichtkünstler Ingo Bracke stellte in der Kreisverwaltung Kusel sein Kunstkonzept vor.
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