Bottenbach Ein Dorf macht sich fit für die Zukunft

Sigrid Süs (links) und Marina Stegner schreiben Positives und Negatives zu Bottenbach auf den jeweiligen Zettel auf.
Sigrid Süs (links) und Marina Stegner schreiben Positives und Negatives zu Bottenbach auf den jeweiligen Zettel auf.

„Zukunftscheck Dorf“ – so heißt das neue Projekt, das helfen soll, Chancen und Potenziale für das Leben auf dem Land zu erkennen. Im Landkreis Südwestpfalz ist Bottenbach die erste Gemeinde, die daran teilnimmt. Insgesamt haben bereits über 40 Kommunen Interesse daran bekundet. Der Startschuss ist nun gefallen.

Wenngleich Bottenbach vieles für sein Fortbestehen tut, die Gemeinde ist dennoch gezeichnet vom demografischen Wandel und der allgemeinen Strukturschwäche im Landkreis Südwestpfalz. Der Zukunftscheck-Dorf soll genau dort ansetzen. Ziel: Die Bürger sollen in fünf Arbeitskreisen selbst die Schwächen der Gemeinde erarbeiten und per Maßnahmenkatalog binnen eines Jahres ein Dorferneuerungskonzept auf die Beine stellen. Schirmherr beim Kreis ist dabei Mathias Rebmann. Der 30-Jährige wurde für die Betreuung des Zukunftscheck-Dorf in den jeweiligen Gemeinden extra beim Kreis angestellt.

Laut Rebmann haben die teilnehmenden Gemeinden meist nicht nur ein Problem, mit dem sie konfrontiert werden. Er zählt auf: Strukturwandel in der Landwirtschaft, junge Leute ziehen weg – etwa wegen des Studiums und Beruf -, schlechte Infrastruktur auf dem Land, Energiewende, Folgen der Corona-Pandemie und so weiter. Die Folge: Die Dörfer drohen zu verkommen, Leerstände machen sich breit, Vereine sterben mit der Zeit aus und das Ehrenamt leidet. „Der Zukunftscheck-Dorf will die Gemeinden langfristig attraktiv halten“, sagt Rebmann. Die Bürger sollen ihr Engagement zeigen, um die Gemeinde voran zu bringen, das Projekt soll zudem das Heimatgefühl und die Identifikation mit dem Dorf bei den Teilnehmern stärken.

Die Bottenbacher lieben die Natur vor der Haustür

Die Auftaktveranstaltung am Dienstagabend wurde von Rebmann nicht nur als trockener Vortrag gestaltet. Die Bottenbacher sollten selbst auf Zettel schreiben, was ihnen an ihrem Dorf gefällt und was nicht. Positiv abgeschnitten haben die Naturlandschaft vor Ort, das viele Grün, die ländliche Idylle. Und auch das starke Vereinsleben, die zahlreichen Feste, der Zusammenhalt der Bürger und die Infrastruktur mit Hofladen, Kindergarten und Schule kamen gut weg. Auf der Negativ-Seite schreiben die Bottenbacher auf rote Zettelchen den schlecht ausgebauten öffentlichen Nahverkehr, den Wunsch nach mehr Radwegen, den Mangel von Mietwohnungen sowie die teilweise schlechte Internetversorgung.

Rebmann leitete daraus fünf Arbeitskreise ab, in die sich die Bottenbacher später einschrieben: Dorfgemeinschaft und Senioren, Kultur und Natur, Infrastruktur und Nachversorgung, Mobilität und ÖPNV sowie das Baugewerbe. Die jeweiligen Arbeitskreise werden dann von einem gewählten Mitglied geleitet, „Chef“ aller Arbeitskreise ist ein Bürger aus dem Dorf. „Das kann der Bürgermeister sein, muss aber auch nicht“, fügt Rebmann hinzu.

Für jeden Wunsch das passende Förderprogramm

Und wer bezahlt die Maßnahmen, die die Bottenbacher erarbeiten? „Leider hab‘ ich jetzt keinen Koffer mit Geld dabei“, sagt Rebmann leicht ironisch. Aber: Der Mann von der Kreisverwaltung will für jede erarbeitete Maßnahme das passende Förderprogramm heraussuchen. „Es gibt Fördertöpfe, von denen kaum jemand weiß“, fügt Rebmann an. Als ein Beispiel nennt er den Getränkehersteller Fanta, der sich für den Spielplatzbau einsetzte. Als mögliche Geldgeber zählt der Kreisverwaltung-Beauftragte unter anderem das Leader-Projekt, die Daniel-Theyson-Stiftung, das Sportförderprogramm des Landes sowie private Sponsoren auf. Und auch Privatleute können laut Rebmann Fördergelder beantragen, wenn sie ihr Haus optisch auf den neuesten Stand bringen wollen.

Landrätin Susanne Ganster und Bürgermeister Klaus Weber zeigten sich hellauf begeistert von dem Projekt Zukunftscheck-Dorf. Weber: „Wir sind in Bottenbach zwar gut aufgestellt, aber wir müssen auch was für unsere Zukunft machen.“ Ganster fügt an, dass auch die Position Webers bei der Kreisverwaltung dazu beigetragen hat, das Projekt in Bottenbach zu initiieren. „Wir müssen also schauen, wie das Dorf in 15 bis 20 Jahren aussehen könnte. Und das kann keiner besser wissen als Sie selbst“, spricht Ganster die Bottenbacher an.

Bottenbach ist die erste Gemeinde, die den Zukunftscheck-Dorf startet. 55 Dörfer im Landkreis hätten die Voraussetzungen, beim Projekt teilzunehmen, über 40 haben dem bereits zugestimmt. Der Landkreis Südwestpfalz ist einer von nur zwei Kreisen im gesamten Land Rheinland-Pfalz, welches das Projekt durchführt.

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