Südwestpfalz Energiepreiskrise: Hilfe für Kunden in Schwierigkeiten

Die gestiegenen Energiekosten, hier ein Gaszähler, übersteigen immer häufiger die finanziellen Möglichkeiten der Kunden.
Die gestiegenen Energiekosten, hier ein Gaszähler, übersteigen immer häufiger die finanziellen Möglichkeiten der Kunden.

Die Energiekosten steigen. Immer mehr Menschen, die bisher von ihren Einnahmen ihre Energiekosten zahlen konnten, können das nicht mehr. In Zusammenarbeit mit der Verbraucherzentrale bieten die regionalen Energieversorger aus Waldfischbach-Burgalben, Hauenstein und Münchweiler zu diesem Thema im Januar und Februar Informationsabende an.

„Wir haben in etlichen Gesprächen mitbekommen, wie schwierig die Situation für viele ist“, sagt Martin Pfeifer, Geschäftsführer der Nahwerk GmbH, die Waldfischbach-Burgalben mit Strom versorgt. Pfeifer ist auch Betriebsführer der Energiewerke Hauenstein. Wenn ältere Menschen ihren Enkeln keine Weihnachtsgeschenke mehr gekauft hätten, weil sie für die Jahresabrechnung sparen müssen, zeige das, „dass jetzt Menschen betroffen sind, die ihr Leben lang gearbeitet haben, sich das eigene Haus als Alterssicherung gebaut haben und dieses nun noch zu verlieren drohen, weil sie die steigenden Kosten nicht mehr auffangen können“, skizziert Pfeifer.

Das bestätigt auch Bettina Kusserow, Energiekostenberaterin bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Das Klientel bei der Energiekostenberatung habe sich bereits verändert, sagt Kusserow. Beraten werden über die Energiekostenberatung in den Verbraucherzentralen „Menschen, die Probleme haben, ihre Gas- und Stromrechnung zu zahlen“, erläutert sie. Bislang seien das vor allem Menschen gewesen, die Arbeitslosengeld II oder Grundsicherung beziehen. Ziel der Beratung sei zu verhindern, dass zum Beispiel der Stromanschluss gesperrt wird.

Durch die Energiekrise „kommen nun Menschen zu uns, die nicht zu unseren bisherigen Kunden gehören. Es kommen Menschen, die bisher gut mit ihrem Geld klargekommen sind“, berichtet Kusserow. Das Problem, die Energiekosten nicht mehr bezahlen zu können, verlagere sich zunehmend in die Mitte der Gesellschaft, sind sich Kusserow und Pfeifer einig. Dabei gehe es nicht nur um Strom und Gas. Öl, Pellets, alles ist teurer geworden. Es setzt sich fort mit Wasser, Abwasser und weiteren steigenden öffentlichen Abgaben.

Die Menschen seien verunsichert, wüssten oft nicht, welche Hilfen es wo gibt, sagt Kusserow. Es gebe Hilfen. Die einzige Schraube, an der die Verbraucher selbst ansetzen können, sei das Energiesparen. Viele Menschen wüssten nicht, wie sie tatsächlich Energie sparen können, ohne Lebensqualität einzubüßen. Dazu wird es bei den Veranstaltungen Tipps geben. „Die Veranstaltungen sind nicht nur für die Kunden der Energieversorger gedacht, sondern für alle“, unterstreicht Pfeifer.

Die Energiekostenberater arbeiten bereits eng mit den Grundversorgern zusammen. Aus dieser Zusammenarbeit entsprang die Idee, die Verbraucher zu informieren. „Das ist das Schöne an den geplanten Terminen, dass wirklich alle betroffenen Stellen mit vor Ort sein werden“, betont Kusserow. „Unser Anliegen ist es, den Menschen vor Ort zu helfen“, unterstreicht Dirk Christmann, Leiter der Werke in Münchweiler.

Rentner gehören zu den Menschen, die durch die steigenden Energiekosten zunehmend Probleme bekommen, so die Erfahrungen der Mitarbeiter der Werke und der Energiekostenberatung. Typisch für die Region sei der Fall, dass in den 1950/60er-Jahren ein Haus für die Familie gebaut wurde, das jetzt energetisch nicht mehr auf dem neuesten Stand ist. Der Mann war oft Alleinverdiener. Diese Menschen seien jetzt zwischen 70 und 80 Jahre alt und können nun die Energierechnungen nicht mehr zahlen, skizziert Kusserow und ergänzt: „Das ist ein völlig neues Problem, das gab es bisher nicht“. Von den Neuberatungen mache diese Gruppe mindestens ein Drittel aus, überschlägt Kusserow. Die Energiekostenberaterin und die Vertreter der Energieversorger gehen davon aus, dass das Problem noch größer ist. „Das ist die Gruppe, die oft nicht den Weg zum Amt sucht“, sagt Pfeifer.

Das Thema treibe die Energieversorger um. Auch weil die Preise absehbar weiter steigen werden. Das sei dem Problem geschuldet, dass die Grundversorger Kunden aufnehmen müssen, die bisher bei Billiganbietern waren, denen dort die Verträge gekündigt wurden. „Wir müssen diese Kunden nehmen, müssen den Strom teuer nachkaufen und das zahlen alle Kunden, weil dadurch die Preise für alle steigen“, zeigt Pfeifer ein Dilemma der Energieversorger auf, das auf die Verbraucher durchschlägt. In der Grundversorgung zahlen Nahwerk-Kunden – rund 2500 Verbraucherstellen beliefert die Nahwerk – derzeit 39 Cent pro Kilowattstunde Strom. In Zweibrücken kostet die Kilowattstunde Strom in der Grundversorgung rund 38 Cent, in Münchweiler 40 Cent, in Hauenstein 46 Cent. In Dahn versorgen die Werke etwa 2000 Verbraucherstellen. Dort werden in der Grundversorgung 49 Cent pro Kilowattstunde fällig und in der Stadt Pirmasens schon fast 60 Cent.

Diese Entwicklung bringe nun Kunden in Schwierigkeiten, „die ihr Leben lang immer alles pünktlich bezahlt haben. Das waren unsere treuesten Kunden“, bedauert Pfeifer. Auch weil es bei den Hilfen Fallstricke gibt. Zum Beispiel beim Bürger- oder Wohngeld. Das gehe teils an der Lebenswirklichkeit vorbei, bemerkt Pfeifer. Rentner in der Südwestpfalz wohnten oft allein oder zu zweit im eigenen Haus. „Damit überschreiten sie die zulässige Wohnfläche, um einen Anspruch auf Hilfe zu haben“, skizziert Pfeifer Probleme.

Wichtig ist, „dass die Menschen frühzeitig kommen, sich nicht scheuen, nach Hilfe zu fragen. Wir versuchen immer Lösungen zu finden“, sagt auch Klaus Hüther, Werkleiter bei den Werken Dahner Felsenland. Die Problematik treffe alle regionalen Energieversorger. Auch weil die Kundenstrukturen ähnlich seien. An der Informationsveranstaltungsreihe beteiligen sich die Dahner Werke, die rund 5000 Verbraucherstellen bedienen, nicht. „Wir werden unsere Kunden schriftlich informieren. Mit den Jahresabrechnungen werden wir Informationen zu diesem Thema versenden, werden Kontaktadressen mitteilen, wo man sich hinwenden kann, um Hilfe zu bekommen. Zum Beispiel bei der Kreisverwaltung“, sagt Hüther.

Termine

Die Energieversorger Nahwerk GmbH und Energiewerke Hauenstein, die beide mit den Stadtwerken Kaiserslautern verbunden sind, und die Gemeindewerke Münchweiler bieten gemeinsam mit der Verbraucherzentrale und Vertretern aus den Kommunen und den Fachbereichen Soziales drei Informationsveranstaltungen für Verbraucher. Start ist am Donnerstag, 19. Januar, im Bürgerhaus Hauenstein. Am 2. Februar findet die Veranstaltung im Bürgerhaus in Waldfischbach-Burgalben statt und am 9. Februar im Bürgerhaus in Münchweiler (Beginn: jeweils 18 Uhr). Energiekostenberaterin Bettina Kusserow bietet zudem im Nachgang Termine zur Einzelberatung an. Am 2. Februar gibt es Einzelberatungen in Hauenstein, am 9. Februar in Waldfischbach-Burgalben.

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