Kreis Südwestpfalz Fertigung bei Schmal läuft wieder an

Durch eine Vereinbarung mit den drei größten Speditionen, die bislang für CS Schmal tätig waren, können nun wieder Möbel von Wal
Durch eine Vereinbarung mit den drei größten Speditionen, die bislang für CS Schmal tätig waren, können nun wieder Möbel von Waldmohr an die Kunden ausgeliefert werden.

Beim insolventen Waldmohrer Möbelhersteller CS Schmal waren am Montag wieder knapp die Hälfte der 417 Mitarbeiter im Dienst. Derweil versucht der vorläufige Insolvenzverwalter Paul Wieschemann, das Unternehmen zurück zur Normalität zu führen. Derweil gibt es immer neue Fragen zum Eigentümer Gramax Capital. So ist nach RHEINPFALZ-Informationen die Bilanz für 2016 von den Prüfern nicht testiert worden. Und die Vorgänge um eine Gramax gehörende Holzfabrik in Südfrankreich stimmen stutzig.

Nach dem Insolvenzantrag vor einer Woche arbeitet Wieschemann an seinem vorrangigen Ziel, die seit Ende Oktober stillliegende Produktion wieder in Gang zu bringen. Eine der Voraussetzungen dafür: Das Werk muss wieder regelmäßig mit Spanplatten versorgt werden. Vertreter des Hauptlieferanten von CS Schmal, der früher zur Germersheimer Nolte-Gruppe gehörenden HWS GmbH & Co KG, waren am Montag zu Gesprächen in Waldmohr; sie kommen heute wieder. Eine schriftliche RHEINPFALZ-Anfrage an das Unternehmen, ob HWS seine Lieferungen an CS Schmal eingestellt hatte, weil nicht mehr bezahlt worden sei, blieb unbeantwortet. Auch zur Frage, wie die vor einigen Wochen in einem Fachmagazin von der früheren Schmal-Firmenleitung verkündete enge Kooperation von HWS mit CS Schmal, bis 2016 ebenfalls zur Nolte-Gruppe gehörend, aussehen sollte, gab es keine Antwort. Positiv: Der Versand läuft wieder – Voraussetzung dafür, dass Geld in die leeren Kassen kommen kann. Mit den drei größten Speditionen, die wegen fehlender Bezahlung ihre Dienste eingestellt hatten, hat Wieschemann eine Übereinkunft gefunden. Sie fahren wieder Möbel zu den Kunden. Auch eine erste Fertigungsstraße der Produktion ist wieder in Betrieb. Zusammen mit anderen Abteilungen sind inzwischen knapp die Hälfte der Mitarbeiter wieder im Dienst. „Ich hoffe, dass sich das jetzt Schritt für Schritt weiter steigert“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Rüdiger Huber der RHEINPFALZ. Weitere positive Kunde: Seit Montag stehen die Unterschriften aller Mitarbeiter auf den Anträgen für das Insolvenzgeld. Bis Ende der Woche sollten die Mitarbeiter ihr Geld für Oktober haben. Die ersten Tage nach der Insolvenz haben auch Betriebsratsvorsitzenden Huber ein wenig schwanken lassen in seiner Einschätzung über das Wirken von Gramax-Capital und dessen Vorstand Achim Pfeffer, der seit einigen Monaten auch als CS-Schmal-Geschäftsführer fungiert hatte, im Unternehmen selten präsent war; und als die Krise immer offenkundiger wurde, war er fast gar nicht mehr da. Huber hatte vergangene Woche gemutmaßt, Gramax habe gute Absichten verfolgt, sich aber aufgrund fehlenden Know-hows etwas blauäugig angestellt. Inzwischen sieht sein Urteil anders aus: „Ich will ja immer noch daran glauben, dass die es gut gemeint haben und dabei auch Geld verdienen wollten.“ Doch so langsam steige bei ihm auch der Gedanke auf, dass das, was mit CS Schmal nun passiere, möglicherweise auch Absicht der Käufer gewesen sein könnte. Diesen Verdacht haben nicht wenige im Unternehmen – erst recht, wenn sie nach Linxe in Südfrankreich schauen. Dort hatte Gramax Mitte 2015 eine Holzfabrik von der Firma Multinational Sonae Industria gekauft. Ein gutes Jahr später, am 13. Oktober 2016, war der Hersteller von Spanplatten pleite, 131 Mitarbeiter verloren ihre Jobs. Schon früh glaubten Beschäftigte, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen ist und schalteten einen Anwalt ein. Dessen Verdacht: Multinational Sonae Industria habe Gramax dafür bezahlt, dass diese die Firma übernimmt. In der Fachsprache heißt das, es wurde ein negativer Kaufpreis vereinbart. Wer sich nun fragt, was zwei Firmen davon haben, findet in den veröffentlichten Ausführungen des Anwalts eine Erklärung: Der Verkäufer ist die hohen Abfindungen los, die er im Falle eines Arbeitsplatzabbaus an die Beschäftigten zu zahlen hätte – für den Neubesitzer wird’s auf Kosten der Arbeitnehmer günstiger, im Falle einer Insolvenz sogar ganz billig. Und der Käufer darf sich über das Geld freuen, das ihm zugleich mit der Firma übereignet wird. Dieser Gewinn bleibt, selbst wenn die Firma anschließend pleite geht. Der Anwalt hat inzwischen mehrere Gerichtsentscheidungen erfochten, die die beiden Unternehmen dazu zwingen, Unterlagen zum Verkauf vorzulegen. Wie es in Waldmohr beim Verkauf gelaufen ist, ob ein Kaufpreis bezahlt wurde, wissen bis dato nur Gramax als Käufer sowie die Nolte-Gruppe als Verkäufer. Nolte ist immer noch mit rund fünf Prozent an CS Schmal beteiligt – das hat dem neuen Eigentümer Grunderwerbssteuer gespart. Mit Pfeffer hätte es noch ein weiteres interessantes Gesprächsthema gegeben: Nach RHEINPFALZ-Informationen hat er im letzten Quartal 2016 verfügt, dass die ohnehin klamme Firma CS Schmal ein Darlehen in Höhe von rund zwei Millionen Euro nach draußen vergibt. An wen, das ist bislang noch unbekannt; jedoch behaupten Insider, diese zwei Millionen Euro, die dem Unternehmen anschließend an liquiden Mitteln gefehlt haben, seien Hauptursache für die späteren Liquiditätsprobleme gewesen, die schließlich in die Zahlungsunfähigkeit mündeten. Insolvenzverwalter Wieschemann lehnt eine Aussage dazu ab: Seine Auskunftsberechtigung in einem laufenden Verfahren sei juristisch eingeschränkt. Auf Nachfrage sagt er aber, die Aufgaben eines Insolvenzverwalters umfassten auch die Prüfung von Umständen und Vorgängen, die zur Insolvenz geführt haben könnten. Nach RHEINPFALZ-Informationen haben weiterhin die unabhängigen Wirtschaftsprüfer die 2016er Bilanz des Unternehmens nicht testiert, weil sie Beanstandungen hatten. Paul Wieschemann zu diesem Thema: „Ich kann nicht ausschließen, dass es eine testierte Bilanz gibt. Aber ich habe bisher noch keine gefunden.“

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