Südwestpfalz Forstdirektor verabschiedet sich in den Ruhestand

Michael Grünfelder geht in Pension.
Michael Grünfelder geht in Pension.

Forstdirektor Michael Grünfelder, der knapp 40 Jahre im Forstdienst tätig ist, wird am 22. November offiziell in die Pensionszeit verabschiedet. RHEINPFALZ-Mitarbeiterin Marianne Teuscher gewährte der Forstbeamte Einblick in seine Arbeit, die Veränderungen im Laufe seiner beruflichen Tätigkeit und über seine Herzensanliegen in seinem Beruf.

Herr Grünfelder, welche Gemeindewälder zählen zu Ihrem Arbeitsbereich?
Das sind Hinterweidenthal, Hauenstein, Willgartswiesen, Spirkelbach, Schwanheim, Darstein, Lug, Merzalben.

Wie stellte sich die Situation in Ihrem Forstamt dar, als Sie die Leitung im Mai 2000 übernahmen?
Hier lag 50 Prozent weniger Flächenverantwortung vor. Jedoch auf die Waldfläche bezogen, war es mehr Personal als heute; hingegen weniger Aufgaben und geringere finanzielle Ausstattung. Es lag ein geringeres Bevölkerungsinteresse am Wald und seiner Bewirtschaftung vor. Der Ausdruck „Prozessschutz“ war noch ein Fremdwort. Es gab weniger normative Einschränkungen bei der Waldbewirtschaftung sowie vergleichsweise niederschwellige bis fehlende digitale Ausstattung im Arbeitsalltag. Klimawandel und -folgen waren noch bedeutungslos für das Waldökosystem. Ein Fachkräftemangel lag nicht vor.

Was hat sich seitdem verändert?
Mehrere Forstreformen, die maßgeblich einschneidendste war 2004: Es fielen fast 50 Prozent weniger Organisationseinheiten, in Verbindung mit Funktionalisierungen und Prozessveränderungen an. Das heißt, es wurde mehr Führungsverantwortung, Kompetenzerweiterungen, deutliche Zunahme von Verwaltungstätigkeiten eingefordert. Die Ziele des Waldnaturschutzes, der Erholungsfunktion begegnen der Holznutzung auf Augenhöhe. Also, die Freizeitnutzung der Bevölkerung hat sich deutlich verändert, was heißt: mehr Waldbesucher und veränderte Freizeitaktivitäten, etwa das Mountainbike und das E-Bike . Der Pfälzerwald wird mit seinen Premiumwanderwegen zur Wanderdestination. Und nicht zu vergessen: Der Luchs ist wieder da.

Welche Schwerpunkte setzten Sie während Ihrer Arbeit im Forstamt Hinterweidenthal?
Wir sind forstfachliche Berater und Dienstleister für die Ortsgemeinden. Es braucht wirkungsvolle, moderne Ausbildung von Forstwirten, Verwaltungsfachangestellten und Forstingenieuren und eine entsprechende wertschätzende Führung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dies bedeutet: ein kooperativ-partizipativer Führungsstil ist zu pflegen. Wichtig ist auch das Ausbalancieren der widerstreitenden Interessen bei der Nutzung des Waldes jedweder Art, mit Blick auf den Schutz der Lebensgemeinschaft Waldökosystems vor menschlichen Übergriffen. Immer im Fokus: die Entwicklung und Pflege zukunftsfähiger Wälder. Ebenso wichtig ist es, die Jagdausübung ohne Selbstzweck, professionell und wildbiologisch zu geleiten.

Gab es ein Herzensanliegen?
Wichtig sind motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ebenso von Bedeutung ist die Inwertsetzung der soziokulturellen Inhalte der Kernzone Quellgebiet der Wieslauter. Auch die Entwicklung einer Solidargemeinschaft der Privatwaldbesitzer hat eine hohe Wertstellung.

Konnten Sie alle Ihre selbst gestellten Aufgaben erfüllen?
Das Erreichte genügt! Die Performance mögen andere beurteilen.

Wie entwickelte sich das Forstamt Hinterweidenthal personell in Ihrer Zeit?
Die Belegschaftsstärke ist rückläufig, insbesondere in Bezug auf die Regiearbeitskapazität zur Erledigung von Kernaufgaben im Forstbetrieb. Dementsprechend hat die Bindung gegenüber Fremdkräften deutlich zugenommen. Vor diesem Hintergrund, mittels gesteigerter EDV-gestützter Abläufe oder Personalumschichtungen sowie verschiedener Prozessoptimierungen, ist es zu verstehen, dass wir die Aufgabenzuwächse geschultert haben und halbwegs unser Qualitätsniveau gehalten haben.

Gerade die Bürger von Merzalben haben selbst „Herzensanliegen“, etwa der Wieslauterhof im Zieglertal; die Burgruine Gräfenstein und der Aussichtspunkt Winschertfelsen sind beides touristische Aushängeschilder der Verbandsgemeinde. Sie sagten, der Wieslauterhof „ist von kulturhistorischer Bedeutung“. Wie geht es mit ihm weiter?
Wir haben den Wieslauterhof im Blick. Mit der recht neuen Eindeckung des Daches ist das Gebäude vor Wasser geschützt und sollte noch einige Jahrzehnte Bestand haben. Das Interesse Dritter am Wieslauterhof haben wir mehrmals versucht zu wecken, leider bisher erfolglos. Hierbei spielt die Zeit gegen uns. Meines Erachtens sollte der Denkmalschutzgedanke aufgegeben werden, um die Sinnhaftigkeit der einzusetzenden Ressourcen nicht zu konterkarieren.

Immer wieder wird nachgefragt, wieso die Burg Gräfenstein oder auch der Winschertfelsen sehr stark von Baumbewuchs „abgedeckt“ ist. Wie sehen Sie diese Annahme? Gibt es eine regelmäßige Überprüfung?
Die Ruine Gräfenstein liegt nicht mehr in unserem Zuständigkeitsbereich. Der Aussichtsfelsen Winschert wurde bisher jährlich durch den örtlich zuständigen Revierleiter überprüft. Künftig fällt diese Verkehrssicherungspflicht in die vertraglichen Obliegenheiten der Verbandsgemeinde. Soweit die Funktionalität des Aussichtspunktes durch Bäume beeinträchtigt wird, können wir in der Regel Abhilfe schaffen. Sprechen Sie uns an!

Auch ist zu hören, dass viele ehemals geläufige Wanderwege dem Biosphärenreservat-Status geopfert wurden. Gefallene Bäume versperren einen Wanderweg; andere Wege wiederum verwuchern. Ist das vom Forst gewollt, damit der Wanderer, der Radfahrer oder der Reiter aus dem Wald „herausgehalten“ wird?
Landesforsten Rheinland-Pfalz hat in der Kernzone lediglich eine Statthalter-Funktion; die Richtlinienkompetenz liegt bei der Naturschutzverwaltung. Im Rahmen der gesetzmäßigen Zielsetzung, für die Zonen der natürlichen Entwicklung gibt es auch für das Quellgebiet der Wieslauter zwischen den unmittelbar Beteiligten die Übereinkunft, dass die örtlichen Wanderwege nicht mehr betreut, vielmehr „passiv“ zurückgeführt werden. Lediglich die Premiumrouten an der Flanke der Kernzone werden noch signiert und beworben.

Unter Ihrer Initiative wurde auch die Aussichtsplattform „Skywalk“ Hermersbergerhof errichtet. Welche Resonanz haben Sie dazu?
Der „Skywalk“ Hermersbergerhof ist augenfällig sehr gut frequentiert! Die Aussicht ist einmalig. Aber noch mehr beeindruckt mich hierbei, dass der Aussichtspunkt nur durch das positive Zusammenwirken unterschiedlichster Kräfte möglich wurde. Dazu zählen etwa Kreisverwaltung, Leader, Verbandsgemeinde, Ortsgemeinde, Bezirksverband, Beauftragte für beeinträchtigte Menschen, Forstamt und mehr.

Angelegt wurde auch auf dem Hermersbergerhof der sogenannte „Jahrhundert-Eichenwald“. So wie es aussieht, war dieser Aktion kein Erfolg beschert. War diese Maßnahme rückblickend überhaupt sinnvoll?
Nach dem Orkan „Lothar“ Ende 1999 und den flächigen Waldverwüstungen erschien damals die Initiative des PWV unterstützungswürdig. Die Natur hatte allerdings hierzu andere Vorstellungen. Der getätigte Vandalismus tat ein Übriges.

War Forstbeamter Ihr Wunschberuf?
Ich hatte zwei Berufswünsche, ganz konträr. Einmal Nautik. In meiner Bundeswehrzeit fuhr ich zur See. Und Forstwissenschaft. Für Forstwissenschaft erhielt ich die erste Studienplatzzusage. Rückblickend muss ich sagen: Es war die richtige Wahl. Ich ziehe aus meinem Beruf Zufriedenheit, Lebensfreude und Dankbarkeit!

Was würden Sie den heutigen Forstamts-Anwärtern aus Ihrem Erfahrungsschatz mit auf den Weg geben, den diese jungen Menschen auch aus ihrer digitalisiert-modernen Welt akzeptieren würden?
Achtsamkeit! Weniger eifern! Handeln im Einvernehmen und im Vertrauen auf mehr Gemeinsamkeit und weniger Ego.

Wie gedenken Sie, Ihre Pensionszeit verbringenzu wollen?
Ich wünsche mir, dass ich meiner Frau, meinen Kindern, meiner Familie in der Zukunft einen Teil meiner Lebenszeit zurückschenken kann, die eigentlich in der Vergangenheit für die Meinen vorgesehen war, die ich aber für meinen Beruf beanspruchen musste. Weiterhin wünsche ich mir viel Zeit, Kraft und Zufriedenheit beim Älterwerden.

Zur Person

Forstdirektor Michael Grünfelder wurde im November 1958 in Dahn geboren und lebt in Erfweiler. Er ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder sowie ein Enkelkind. Seine berufliche Laufbahn begann 1987 beim Forstamt Hinterweidenthal-West als Leiter des forsttechnischen Stützpunktes und stellvertretender Forstamtsleiter. 1988 wechselte er zum Forstamt Fischbach, wo er am Bau und Betrieb des Sortierplatzes Reislerhof beteiligt war. 1990 wurde er kommissarischer Forstamtsleiter in Johanniskreuz, 1996 folgte dieselbe Position im Forstamt Landau. 1999 unterstützte er das Forstamt Hachenbach bei der Windwurfaufarbeitung nach Orkan „Lothar“. Seit Mai 2000 bis Dezember 2024 ist er beim Forstamt Hinterweidenthal tätig.

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