Kreis Südwestpfalz „Geräuschentwicklung noch mal genau prüfen“

Beim Windparkfest auf dem Renkersberg durften sich Interessierte einen der drei Rotor-Türme von innen anschauen.
Beim Windparkfest auf dem Renkersberg durften sich Interessierte einen der drei Rotor-Türme von innen anschauen.

„Ich wünsche Ihnen 20 bis 30 Jahre reibungslosen Betrieb und dass wir hier keine Kollisionen mit Vögeln und Fledermäusen erleben müssen“: Bei der offiziellen Inbetriebnahme der drei Windräder auf dem Renkersberg über Webenheim wandte sich Hans-Henning Krämer vom Biosphären-Zweckverband Bliesgau direkt an den Investor, die Firma Energie Baden-Württemberg (EnBW). Diese hatte gestern zu einem Windparkfest eingeladen.

Trotz Freibier und Gratis-Grillwürstchen verirrte sich jedoch nur eine Handvoll Webenheimer auf die zugige Anhöhe. Die eher überschaubare öffentliche Resonanz erklärte sich EnBW-Niederlassungsleiter Michael Lüer mit den ungemütlichen Regenschauern, die am Freitag immer wieder den Renkersberg heimsuchten. Oder sind die Webenheimer daheimgeblieben, weil sie von den Windrädern vor ihrer Haustür nichts wissen wollen? „Na ja“, meinte Bernhard Schunck, der Vorsitzende des Turnvereins: „Die Stimmung im Dorf ist gespalten. Die einen sind für die Windräder, die anderen dagegen.“ Beim TV Webenheim steht man der Sache offenbar aufgeschlossen gegenüber. Immerhin trug der Verein zum Gelingen des Fests bei: Ein halbes Dutzend TV-Mitglieder, Schunck inbegriffen, schob am Freitag fleißig Dienst an Gasgrill und Getränkestand. „So kommt ein bisschen was in die Vereinskasse“, meinte Schunck und erinnerte gegenüber der RHEINPFALZ an das nahe Atomkraftwerk im französischen Cattenom: „Dort gibt’s ja mehr Störfälle als sonstwas. Da ist mir so ein Windrad ja dann doch lieber.“ Blieskastels Bürgermeisterin Annelie Faber-Wegener sah es ähnlich: „Wir haben uns für Klimaschutz und Energiewende entschieden. Dann muss man auch die Windkraft aushalten können.“ Die Bürgermeisterin drückte ihre Hoffnung aus, „dass die Leute den Windpark irgendwann annehmen, die Rotoren nicht mehr als Fremdkörper empfinden.“ Voraussetzung dafür sei jedoch eine möglichst geringe Belastung der Anwohner – etwa durch Geräusche. „Einige Anlieger klagen über nächtliche Lärmbelästigung“, sagte Faber-Wegener: „Ich hoffe, dass sich an dieser Lage noch etwas verbessern lässt.“ „Ich denke schon, dass unsere Anlagen auf optimalen Lauf eingestellt sind“, sagte EnBW-Manager Michael Lüer zu diesem Thema. „Vielleicht ist das ja nur eine Sache der persönlichen Wahrnehmung . Die Windkraftanlagen sind halt etwas Neues, an das man vorher nicht gewöhnt war.“ Das Unternehmen werde die Geräusche aber genau prüfen, die von den 146 Meter hohen Windrädern ausgehen. „Wenn da wirklich was nicht in Ordnung ist, werden wir uns selbstverständlich drum kümmern.“ Wie Bliesgau-Biosphärenmanager Hans-Henning Krämer in seiner Begrüßungsrede bekräftigte, habe ihm die Weltorganisation Unesco ausdrücklich bestätigt, dass vom Windräder-Bau keine Gefahr für den Erhalt der Anerkennung des Bliesgaus als Unesco-Biosphärenreservat ausgehe. „Das ist hier etwas Anderes als im Pfälzerwald.“ Gerhard Mörsch von der Umweltbehörde des Saarpfalz-Kreises mahnte die Firma EnBW, „sich als Betreiber an die Regeln zu halten“. Naturschutzauflagen gelte es einzuhalten und Umweltprojekte zu unterstützen. Um die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen, bat Mörsch die EnBW-Verantwortlichen, dauerhaft vor Ort mit Ansprechpartnern Präsenz zu zeigen und regelmäßig Tage der offenen Tür zu veranstalten. Genau wie ihre vier Artgenossen auf der „Weißen Trisch“ bei Kirrberg laufen die drei Renkersberg-Windräder bislang ausschließlich nachts. EnBW-Sprecherin Stefanie Klumpp: „Mit Blick auf den Rotmilan können wir in beiden Windparks die Anlagen tagsüber noch nicht laufen lassen. In Kirrberg wie in Webenheim sind die Gräser am Sockel der Rotoren immer noch nicht hoch genug angewachsen. Wir hatten da zuletzt sehr viel Pech mit dem Wetter.“ Wie mehrfach berichtet, soll hoher Bewuchs unterhalb des Drehbereichs der Windrad-Flügel Mäuse und ähnliches Kleingetier so gut verdecken, damit der Raubvogel Rotmilan auf seiner Jagd dort keine Beutetiere erspähen kann. „Und wenn der Milan keinen Grund hat, dort zu fliegen, kommen ihm die Rotorflügel nicht ins Gehege.“

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