Kreis Südwestpfalz Gericht setzt letzte Frist

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Das Amtsgericht Zweibrücken hat den beiden Vorsitzenden des Reitervereins Sickingerhöhe, Günter Schwab und Berthold Martin, eine letzte Frist bis Mitte Dezember gesetzt, eine Mitgliederversammlung einzuberufen. Seit sechs Jahren ist diese überfällig. Einige Vereinsmitglieder fordern detaillierte Auskünfte über das Vereinsvermögen und drohen mit der Staatsanwaltschaft.

Der Vorstand führe den Verein seit dem letzten traditionellen Rennen im August 2010 in Alleinregie. Mehrere Versuche der Mitglieder, die seit sechs Jahren fällige Mitgliederversammlung einzuberufen, blieben erfolglos. Unter Druck aus dem Vorstand sei zwar ein Termin für eine Mitgliederversammlung für Dezember 2014 beschlossen worden, jedoch vom Präsidenten Günter Schwab und vom Vizepräsidenten und Geschäftsführer Berthold Martin, Bürgermeister von Wallhalben, „grundlos abgesagt“ worden, sagte Doris Sehy aus Martinshöhe der RHEINPFALZ. Die Satzung des Vereins schreibt jedoch eine jährlichen Mitgliederversammlung vor. Diese kann außer durch den Präsidenten auch durch den Geschäftsführer mit einer Ladungsfrist von einer Woche einberufen werden. Es muss eingeladen werden, wenn ein Drittel der Mitglieder dies wünscht. Sehy und Wendelin Pirro hatten daher am 4. Februar dieses Jahres dem Vorstand eine Liste mit 28 Unterschriften präsentiert. „Wir waren nicht bei allen Mitgliedern, sonst hätten noch mehr unterschrieben“, ist der Martinshöher überzeugt. Die Vorstände zeigten „null Reaktion“. Daraufhin wandten sich die Mitglieder an die Abteilung Registergericht am Amtsgericht Zweibrücken, das das Vereinsregister führt. Dieses empfahl, einen Fachanwalt einzuschalten. Sehy, Pirro und weitere Vereinsmitglieder können den Vorstand nicht verstehen. Es gehe schließlich auch um den Respekt vor den Mitgliedern. Mit Herzblut hätten sie sich in der Vergangenheit hineingehängt. Was geschieht mit den Mitgliedsbeiträgen, die jährlich im Januar abgebucht werden? Wo ist das Stromaggregat hingekommen? Der Vorstand bleibt stumm. Die Beisitzer traten daher schon vor einiger Zeit geschlossen zurück. Wie Amtsgerichtsleiter Klaus Biehl auf Nachfrage der RHEINPFALZ erläuterte, habe das Amtsgericht den Vorstand des Reitervereins angeschrieben und auf seine Pflicht, eine Mitgliederversammlung einzuberufen, aufmerksam gemacht. Auf die Aufforderung zur Stellungnahme sei keine Reaktion erfolgt. In seinem letzten Schreiben weist das Gericht darauf hin, dass, wenn der Vorstand bis 15. Dezember keine Mitgliederversammlung einberuft, zwei Mitglieder mit der Ladung beauftragt werden. Hinsichtlich der Vermutung, Vereinsvermögen sei ohne Zustimmung der Mitglieder veräußert worden, betont Biehl, dass die Staatsanwaltschaft nur bei einem konkreten Hinweis tätig werden könne. Ein Vereinsmitglied könne jederzeit Anzeige erstatten. Das Gericht prüfe dann. „Die Mitglieder wollen nicht nur wissen, was noch an Geld da ist, sondern auch, wie es mit dem Verein weitergeht“, sagt Gerhard Bauer vom Scharrhof bei Gerhardsbrunn. Soll man den Verein ruhen lassen oder ihn auflösen? Dies sollte in der Mitgliederversammlung ausdiskutiert werden. Bei einer Auflösung fiele das Vermögen an die Gemeinde Herschberg. „Viele Mitglieder sind dagegen, da sich Herschberg nicht viel um den Reiterverein gekümmert hat“, so Bauer. An Vermögen seien unter anderem zwei größere Grundstücke vorhanden. Er betrachtet den Reiterverein als überlebte Tradition. Fritz Lauer aus Wallhalben fände es allerdings schade, wenn „die Geselligkeit im Meilbächel“ ganz aus dem Veranstaltungskalender der Region verschwinden würde. Der Landwirt: „Es ging dort nicht darum, den Großen Preis von Deutschland auszutragen. Die ganze Westpfalz traf sich dort. Freundschaften wurden gepflegt.“ Für viele Pferdezüchter und -liebhaber sei es Ehrensache gewesen, sich bei den Veranstaltungen zu engagieren. Häufig seien deswegen notwendige landwirtschaftliche Pflichten zu Hause vernachlässigt worden. „Manche haben sich eine Woche Urlaub genommen, um mithelfen zu können“, erzählt Pirro. 35 Jahre hat Frank Gerhardt sich im Meilbächeltal engagiert. „Es wurde dort zeitweise auch eine Rinderschau durchgeführt, und es war ein Heiratsmarkt“, erinnert sich der Landwirt aus Herschberg. Es sei der Spruch umgegangen: „Wer in Herschberg keine Frau abbekommt, der bekommt überhaupt keine mehr.“ Nach Meinung von Geschäftsführer Martin Berthold sind manche Vorwürfe an den Haaren herbeigezogen. So sei für den Dezember 2014 gar kein Termin für eine Mitgliederversammlung festgemacht worden. Er habe eine Versammlung im jetzigen Dezember ins Auge gefasst. Seiner Ansicht nach sei es angebracht, den Verein aufzulösen. Die Auflagen des Verbands der Südwestdeutschen Rennvereine seien hoch. Gute Pferde kosteten Geld. Richter müssten bezahlt werden. Für den Totalisator sei ein Internetzugang notwendig. Sponsoren seien kaum an Land zu ziehen, ebenso wenig Spender von Preisen. Martin: „Vom Drauflegen kann man nicht leben.“ Präsident Günter Schwab, seit 30 Jahre im Amt, sieht die Situation ähnlich: „Die jungen Leute stehen heutzutage lieber vor als hinter der Theke.“ Die Organisation sei sehr arbeitsintensiv. Der Verein sei aber fast tot. Von einst über 100 Mitgliedern seien noch rund 40 übrig geblieben. Und die Ehrenmitglieder seien im fortgeschrittenen Alter. Ein weiteres Rennen zu veranstalten, sei nicht mehr zu stemmen. „Es war einmal. Das ist vorbei“, sagt Schwab. Hinsichtlich des Vereinsvermögen sagt der Präsident: „Wir haben keine Schulden. Wir sind im Plus.“

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