Heltersberg Historischer Ortskern aus 45.000 Lego-Steinen

So sah bis Ende der 1960er-Jahre der Heltersberger Dorfmittelpunkt aus. Mit 45.000 Lego-Steinen hat Franz Depper diesen für das
So sah bis Ende der 1960er-Jahre der Heltersberger Dorfmittelpunkt aus. Mit 45.000 Lego-Steinen hat Franz Depper diesen für das Ortsjubiläum nachgebaut. Links die abgerissene katholische Kirche, rechts das abgerissene Pfarrhaus. Das Denkmal in der Mitte steht mittlerweile auf dem Friedhof. Die Gebäude im Hintergrund kennt wirklich jedes Kind aus dem Holzland: in der früheren katholischen Schule (links) und protestantischen Schule (rechts) sind heute noch die Schule und der Hort zu finden.

Das dreitägige Ortsjubiläum in Heltersberg bietet Gelegenheit, um Geschichten aus der Vergangenheit des Dorfes, das vor 750 Jahren erstmals erwähnt wurde, auszutauschen. Einen besonderen Rückblick ermöglicht Franz Depper im Heimatmuseum. 45.000 Lego-Steine hat er verbaut, um den historischen Ortskern wieder sichtbar werden zu lassen.

Ein spontanes „toll“ ist meist die erste Reaktion von Besuchern. Im Heimatmuseum hat Franz Depper, dessen große Leidenschaft den kleinen Steinen aus Dänemark gehört, den historischen Ortskern seines Heimatortes Heltersberg nachgebaut. Den Plan, zum Ortsjubiläum etwas mit Lego zu machen, „hatte ich schon ein bisschen länger. 2021 wurde es konkreter“, erzählt der Maschinenbau-Ingenieur im Ruhestand. Der historische Dorfmittelpunkt sollte es werden.

Mit der 1970 abgerissenen katholischen Kirche St. Nepomuk, die 1754 als erste katholische Kirche im Holzland gebaut worden war. „Würde man heute sicher nicht mehr abreißen“, bedauert Depper. „Als Schüler war ich noch jeden Morgen in der Kirche. Zur Morgenandacht“, erinnert sich der 69-Jährige. Deshalb wusste er noch, „dass die Kirche grün war“. Bei Lego die richtigen grünen Steine zu bekommen, „war nicht das Problem. Es gibt alle Grün-Töne. Das Problem war, dass es kein Farbbild von der Kirche gab. Bis nach Speyer reichte meine Suche. Vergebens“, erzählt Depper. Aus der Erinnerung heraus wurde entschieden und in dunklem Grün steht die Kirche aus Lego-Steinen nun in der Ausstellung. Dass er den Farbton genau getroffen hat, weiß er. Genau so hat sie ausgesehen, haben ihm viele bestätigt.

Abgerissene Kirche und Pfarrhaus stehen wieder

45.000 Steine hat er verwendet, um die Kirche und das gleichfalls längst abgerissene Pfarrhaus, sowie das Kriegerdenkmal, das auf den Friedhof versetzt wurde, und die zwischen 1882 und 1890 gebauten evangelischen und katholischen Schulhäuser, nachzubauen. Beide Schulhäuser stehen noch, dienen als Schule und Hort, dienten früher auch als Standesamt.

Als Ingenieur bringt er planerische Fähigkeiten mit. „Meistens habe ich ja keinen Bauplan“, erzählt er. Ausgerechnet für das nicht mehr existente Pfarrhaus gab es einen Plan. Es war eins zu eins der gleiche Bau gewesen, wie das bestehende Pfarrhaus in Schmalenberg. „Allerdings ist es in Schmalenberg ein protestantisches Pfarrhaus. Die haben also früher schon überkonfessionell gearbeitet“, stellt er schmunzelnd fest.

Burg Berwartstein war sein erstes Lego-Gebäude

Begonnen hat er mit dem Lego-bauen ganz klassisch: zusammen mit den Kindern. Bauwerke nachzubauen, begann er erst in etwas fortgeschrittenerem Alter. Burg Berwartstein war sein erstes Lego-Gebäude. Längst abgerissen. Es folgte unter anderem das Merzalber Schloss. „Gibt es auch nicht mehr“, sagt er. Steine, die dort verbaut waren, finden sich im historischen Heltersberger Ortskern wieder. „Die Steine, die ich hatte, haben natürlich nicht gereicht“, erzählt er. Bei Lego selbst und auf der Lego-Plattform Bricklink bestellt, um zum Beispiel Sandsteingebäude nachbauen zu können. Ab sieben Cent sind Steine zu bekommen. Die Preisskala ist nach oben offen. Je spezieller benötigte Steine sind, umso teurer. Lego-Spezialisten wie Depper kaufen auch Bausätze und funktionieren die Steine um. Das hat Depper zum Beispiel bei den Zeigern der Kirchenuhr gemacht. Die sind in der Lego-Welt die Boomerangs der Lego Ninjago, als eine Waffe der Ninjas. Viele solcher Details lassen sich entdecken.

Über 600 Stunden hat er in den Bau seines sehenswertes Werk investiert. Jedes Kirchenfenster besteht zum Beispiel aus 100 kleinen Transparentsteinen. Eine Mini-LED-Beleuchtung im Innern ist mit verbaut. „Die kleinen Leuchter haben genau in die Lego-Halterung gepasst“, erzählt er.

Ehefrau Ingrid greift korrigierend ein

Das katholische Schulhaus kannte er bestens. Das protestantische Schulhaus baute er so, wie es jetzt noch im Kern erkennbar ist. „Das war falsch“, sagt er lachend. Ehefrau Ingrid besuchte die protestantische Schule und klärte ihn auf: „Der Eingang war früher seitlich versetzt“. Er sah sich das Originalgebäude noch mal genauer an, entdeckte den früheren Abschluss, „und so konnte ich das dank meiner Frau richtig bauen“.

Wenn er nicht das heimische Wohnzimmer als Lego-Baustelle nutzt, ist er gern zu Fuß oder auf dem Mountainbike unterwegs. Und denkt auch dort schon mal an Lego. „Da hat man oft die besten Ideen, wie man etwas bauen kann“, sagt er lachend. Es bereitet ihm auch kein Problem, Bauwerke abzureißen. Aus den Steinen entsteht ja Neues. „Das Schlimmste ist das Sortieren der Steine“, sagt er lachend. Aber es ist wichtig, um für das nächste Projekt die passenden Steine zur Hand zu haben.

Info

Franz Deppers Lego-Ausstellung „Historischer Ortsken Heltersberg“ ist am Samstag ab 14 Uhr und am Sonntag ab 16 Uhr geöffnet.

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