Südwestpfalz Hochwasser: Helfern steht bange Nacht bevor

Der Schwarzbach hat in Thaleischweiler-Fröschen die Uferstraße überflutet. Die Feuerwehr rechnet mit einem Rekordpegel am Samsta
Der Schwarzbach hat in Thaleischweiler-Fröschen die Uferstraße überflutet. Die Feuerwehr rechnet mit einem Rekordpegel am Samstagnachmittag.

Die Dauerregenfälle am Freitag haben zu Hochwasser am Schwarzbach geführt. Die Situation wird sich über Nacht verschärfen. Am Samstag wird ein Rekordpegel erwartet.

Am Freitag übernahm der Landkreis Südwestpfalz um 19 Uhr im Katastrophenschutzzentrum in Rodalben die Einsatzleitung, die bis dahin noch bei den einzelnen Verbandsgemeinden gelegen hatte. Landrätin Susanne Ganster sagte: „Wir erwarten noch sehr deutliche Ereignisse.“ In einzelnen Orten der Südwestpfalz werde der Pegelhöchststand für Mitternacht erwartet. In anderen Kommunen solle das erst am Samstagnachmittag der Fall sein, sagte Ganster der RHEINPFALZ.

Die Hochwasservorhersagezentrale geht im Bereich des Oberen Schwarzbachs von einem Hochwasserereignis aus, das nur alle 50 bis 100 Jahre vorkommt. Im Bereich des Unteren Schwarzbachs und des Hornbachs steht ein Jahrhunderthochwasser bevor, das besonders Zweibrücken und die Dörfer am Hornbach betreffen wird. Am Freitag rückten Kräfte des Technischen Hilfswerks und der Pirmasenser Feuerwehr zur Unterstützung aus, auch der Katastrophenschutz eilte zur Hilfe.

Senioren müssen umziehen

Seit Donnerstag hatten die Warnsysteme Katwarn und Nina auf das Extremwetter hingewiesen, am Freitag folgten ständige Aktualisierungen. Gegen Mittag zeigten die starken Regenfälle Wirkung, die Pegel am Schwarzbach stiegen rasant. In Thaleischweiler-Fröschen wurde die Uferstraße überflutet, das Hauptverteilungszentrum der Telekom stand unter Wasser, die Feuerwehr Schauerberg rückte an, um die wichtige Technik im Gebäude zu schützen. Zunächst war auch über die Evakuierung eines Seniorenheims diskutiert worden, sie wurde aber nicht vollzogen. Die Situation wurde mit einem mobilen Hochwassersystem entschärft, das um das Haus aufgebaut und mit Sandsäcken verstärkt wurde. Die Bewohner wurden in obere Stockwerke gebracht.

In Burgalben wurde die Alleestraße gesperrt, weil sie überspült war, zur Sicherheit wurde der Strom abgeschaltet. Die Eisenbahnunterführung in Burgalben stand unter Wasser, Höheinöd und Hermersberg waren über diesen Weg nicht erreichbar, am Abend wurde die Höheinöder Straße gesperrt. Die Feuerwehr musste mehrfach Nachschub an Sandsäcken organisieren.

Trulber Berg gesperrt

Die Straße von Trulben nach Obersimten ist nach einem Hangrutsch gesperrt, zudem blockieren umgestürzte Bäume den Bereich. Die Ausweichroute über Kröppen musste kurzfristig gesperrt werden, weil im Bereich des Edeka-Marktes der Hang abgerutscht war.

In Rodalben stieg der Pegel der Rodalb über den Tag stetig an, das Gewässer blieb jedoch bis zum Abend im Flussbett. Die Bahnhofsstraße, an der entlang unter anderem ein Supermarkt und Restaurants liegen, musste nicht gesperrt werden. Bisher sei ein Keller voll Wasser gelaufen, den die Feuerwehr auspumpte, schilderte Landrätin Ganster. Die Wiesenflächen vor dem Wasserwerk waren überflutet, hier hatte sich bis zum Abend ein großer roter See gebildet. Vor der Ortschaft, im Gebiet zwischen Münchweiler und Rodalben, trat das Wasser aus seinem Bett und überschwemmte große Wiesenflächen.

Wieslauterpegel erreicht Scheitelpunkt

In den Ortschaften an der Wieslauter war die Lage am Freitag um 18 Uhr noch eher entspannt, außer einigen vollgelaufenen Kellern gab es keine größeren Einsätze, die Einheiten seien aber alle in Bereitschaft, wie Wehrleiter Jürgen Germann auf Nachfrage bestätigte. „Es sind eben 1600 Sandsäcke hier eingetroffen, einfach zur Vorsorge, so dass wir schnell reagieren können, wenn es irgendwo kritisch wird“, sagte er. Man habe von Dahn bis St. Germanshof durchgehend Marker gesetzt, die stündlich abgefahren und beobachtet werden. Warnmeldungen mit Verhaltensregeln wurden an die Bevölkerung ausgegeben. Der Pegel bei Bobenthal stand um 18 Uhr bei 1,88 Meter. „Die Prognose besagt, dass die Scheitelwelle gegen 23 Uhr erreicht sein wird, bei zirka 2,10 bis 2,15 Meter“, sagte Germann. Es habe zwar einige umgestürzte Bäume und Erdrutsche gegeben, aber nichts Dramatisches. Auch mit den Kollegen im französischen Wissembourg stehe man in engem Kontakt und gebe regelmäßig die Informationen weiter, damit man sich dort auf die aktuelle Lage vorbereiten kann.

Timm Gutensohn, Umweltfachmann der Verbandsgemeinde Dahner Felsenland, war seit Stunden entlang der Wieslauter unterwegs und sah die Lage entspannt. „Wie ich die Wieslauter kenne, wird es hier zu keinem Hochwasser kommen, wie wir es im Ahrtal hatten“, sagte er überzeugt. Der Fluss trete im Außenbereich der Ortschaften zwar über die Ufer, habe dort aber auch genug Fläche, die er überfluten kann. In den Ortslagen fließe das Wasser dagegen schneller ab. Seit 1956 werden an der Wieslauter die Pegelstände aufgezeichnet, der höchste Stand war ein Durchfluss von 13 Kubikmeter pro Sekunde. Auch damals sei nichts passiert. Am frühen Abend wurden elf Kubikmeter erreicht.

Alle Infos zum Hochwasser gibt es in unserem Liveblog

In Burgalben wurde die Alleestraße geflutet.
In Burgalben wurde die Alleestraße geflutet.
Die Schauerberger Feuerwehr sicherte das überflutete Hauptverteilungszentrum der Telekom in Thaleischweiler.
Die Schauerberger Feuerwehr sicherte das überflutete Hauptverteilungszentrum der Telekom in Thaleischweiler.
Am Zusammenfluss von Moosalbe und Schwarzbach in Waldfischbach-Burgalben war das Bachbett randvoll gefüllt.
Am Zusammenfluss von Moosalbe und Schwarzbach in Waldfischbach-Burgalben war das Bachbett randvoll gefüllt.
In Rodalben blieb die Rodalb in ihrem Bett.
In Rodalben blieb die Rodalb in ihrem Bett.
Der Landkreis übernahm am Freitagabend die Einsatzleitung, alle Fäden laufen im Katastrophenschutzzentrum in Rodalben zusammen.
Der Landkreis übernahm am Freitagabend die Einsatzleitung, alle Fäden laufen im Katastrophenschutzzentrum in Rodalben zusammen.
Die Wassermassen sorgten für Erdrutsche, hier bei Bundenthal.
Die Wassermassen sorgten für Erdrutsche, hier bei Bundenthal.
Die Wieslauter, hier in der Bundenthaler Fabrikstraße, trat nur außerhalb der Döröfer über die Ufer.
Die Wieslauter, hier in der Bundenthaler Fabrikstraße, trat nur außerhalb der Döröfer über die Ufer.
Ein Hangrutsch und umgestürzte Bäume blockieren derzeit den Trulber Berg, die Straße von Obersimten nach Trulben ist gesperrt.
Ein Hangrutsch und umgestürzte Bäume blockieren derzeit den Trulber Berg, die Straße von Obersimten nach Trulben ist gesperrt.
Am Mühlrad in Bruchweiler rauschte die Wieslauter lauter am Freitag als sonst.
Am Mühlrad in Bruchweiler rauschte die Wieslauter lauter am Freitag als sonst.
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