Südwestpfalz Jede Minute zählt: Kreis setzt auf ehrenamtliche Hilfe bei medizinischen Notfällen

Katretter geht an den Start: von links der medizinische Leiter Wolfgang Leidecker, Katretter Florian Gutmann, Landrätin Susanne
Katretter geht an den Start: von links der medizinische Leiter Wolfgang Leidecker, Katretter Florian Gutmann, Landrätin Susanne Ganster und Florian Leo, Geschäftsführer von CombiRisk.

Im Ernstfall muss es schnell gehen. Wenige Minuten können im Notfall über die Gesundheit entscheiden. Weil die Verantwortlichen im Kreis das wissen, haben sie am Freitag ein neues System vorgestellt.

Jede Minute zählt – nirgendwo trifft das auf so drastische Weise zu wie bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand. Eine entscheidende Aufwertung der Rettungskette bildet die Einführung des Systems Katretter, das Landrätin Susanne Ganster am Freitag vorstellte.

Was in Skandinavien schon seit Jahren mit überwältigendem Erfolg praktiziert wird, findet allmählich auch in Deutschland Beachtung: Geht bei der Rettungsleitstelle ein entsprechender Notruf ein, werden zwar nach wie vor die üblichen Einsatzkräfte wie Notarzt und Krankenwagen alarmiert, zusätzlich jedoch treten nun auch die Katretter in Aktion. Über eine App auf dem Handy wird den registrierten Helfern, die sich gerade in der Nähe des Unglücksortes aufhalten, das Ereignis signalisiert. Auf diese Weise ist es möglich, dass sehr schnell mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen werden kann – entscheidende Minuten bis zum Eintreffen des Notarztes.

Vorreiter im Land

Am 1. Juli ging das System an den Start. Der Landkreis Südwestpfalz ist damit Vorreiter in Rheinland-Pfalz und kann auf bisher 100 Registrierte zählen. Bereits 14 Mal wurden Katretter alarmiert, die in sechs Fällen den Einsatz annehmen konnten und schnell vor Ort waren. Die Anzahl der Helfer soll jedoch noch deutlich gesteigert werden. Voraussetzung ist eine entsprechende Vorbildung, weshalb in Medizinberufen Tätige, aber auch Feuerwehrangehörige prädestiniert dafür sind, sich zu registrieren. In Zukunft sollen jedoch auch alle weiteren Interessierten, die einen noch relativ „frischen“ Erste-Hilfe Kurs absolviert haben, die Möglichkeit bekommen, nach einer Einführung durch die medizinische Leitung des Projektes als Katretter tätig zu werden, kündigte Ganster an.

Die Kosten des Systems halten sich indes in Grenzen: Da mit KatWarn bereits eine Software eingeführt ist, die ebenso wie nun Katretter von dem Unternehmen CombiRisk in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut entwickelt wurde, liege man mit Einführungskosten von 7500 Euro und jährlichen Folgekosten von 1500 Euro im überschaubaren Rahmen, informierte Ganster.

Lückenschluss

„Wir schließen damit gerade im ländlichen Bereich eine wesentliche Lücke“, freute sich der Arzt Wolfgang Leidecker über die Einführung des Systemes, das eine dramatische Steigerung der Überlebenschancen im Falle eines Herz-Kreislauf-Stillstandes und in Ergänzung zum Rettungsdienst eine große Hilfe biete. Darüber hinaus rechne sich das Ganze durchaus auch wirtschaftlich, ergänzte Steffen Nirmaier, der gemeinsam mit Leidecker die medizinische Leitung von Katretter innehat. Katretter helfe nicht nur den Patienten, sondern sei auch wesentlich billiger, als noch einen dritten Rettungswagen einzusetzen, der doch nicht rechtzeitig vor Ort sein könne.

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