Kreis Südwestpfalz Kein Scherbengericht nach Niederlagen

Die große Abrechnung ist ausgeblieben. Von vornherein hatte Christian Gläser (Schwarzenbach) auf eine erneute Kandidatur für den Vorsitz beim CDU-Stadtverband Homburg verzichtet. Zum Nachfolger des zuletzt umstrittenen Frontmannes wählte eine Delegiertenversammlung am Mittwochabend den Erbacher Michael Forster, der seit der Kommunalwahl 2014 bereits die CDU-Stadtratsfraktion führt.

Bei jenem Urnengang am 25. Mai 2014 hatte die Homburger CDU ihren angestammten Status als stärkste Stadtratsfraktion verloren; bei anschließenden Stichwahlen fielen die Ämter des Oberbürgermeisters und des Saarpfalz-Landrats an die Kandidaten von der SPD. „Es wurden Fehler gemacht“, räumte das Landtags- und Kreistagsmitglied Gläser am Mittwochabend im Erbacher Thomas-Morus-Haus ein: War im Vorfeld des Delegiertentages noch gemutmaßt worden, dass sich Christian Gläser ob seines Politikstils harte Vorwürfe von der Basis würde gefallen lassen müssen, so wies der Ex-Vorsitzende die Verantwortung für die herben Niederlagen nun jemandem zu, „bei dem alles nur noch um die eigene Person kreist – etwas mehr Demut hätte da nicht geschadet“. Ohne den Namen zu nennen, richtete sich Gläsers Kritik ganz offensichtlich an die Adresse des früheren Homburger Oberbürgermeisters Karlheinz Schöner. Indem er nach achtjährigem Vorsitz für keine weitere Amtszeit an der Spitze der 600 Mitglieder zählenden Homburger CDU mehr kandidierte, hatte Gläser schon vor Sitzungsbeginn eine Menge Dampf aus dem Kessel genommen. Jetzt sprach er von Vorfreude auf „weitere Aufgaben in Saarbrücken und im Landtag“. Es sei richtig gewesen, dass die Homburger CDU nach den Wahlniederlagen „ Ruhe bewahrt und die Lage analysiert“ habe. Jetzt müsse man die Kräfte bündeln und mit Michael Forster eine Galionsfigur aufbauen – als wahrnehmbaren „Gegenspieler“ zu Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind (SPD). Denn dessen Führung, so merkte Gläser an, lasse „die große Leitlinie“ vermissen, „die zeigt, wo man mit Homburg hinwill“. Für die Stadtpolitik gelte es „wieder einen Markenkern herauszuarbeiten. Mir wird da im Moment zuviel herumgestoppelt.“ Die Parteifreunde bat er um das Vertrauen für seinen Nachfolger Forster. Dieser wurde kurz darauf mit 45 Ja- und drei Neinstimmen bei einer Enthaltung gewählt. Auch der 48-jährige Forster sprach von Fehlern: „Wir haben keine geschlossene Mannschaftsleistung hingelegt. Jeder sollte sich selbst hinterfragen, welchen Beitrag er persönlich zum Wahlkampf geleistet hat.“ Zuletzt habe sich „alles am Vorsitzenden abgearbeitet“, obwohl Christian Gläser die Homburger CDU doch „durch viele Wahlen gut hindurchgeführt“ habe. Als Rats-Fraktionsvorsitzender in der Amtszeit von OB Schöner habe er einen „schwierigen Spagat zwischen Fraktion und Stadtverwaltungsspitze“ bewältigen müssen. „Da waren die Positionen nicht immer deckungsgleich“, benannte Forster „Spannungen, die unseren Wahlkampf belasteten“. Auch dies ließ sich unschwer als verbale Spitze gegen den früheren Rathauschef aus der eigenen Partei verstehen. Hatte ein Homburger CDU-Grande noch vor Sitzungsbeginn im kleinen Kreis über eine bevorstehende „Generalaussprache“ mit der scheidenden Vorstandsriege spekuliert, so beließ es der neugewählte Parteichef Forster letztlich beim Bekunden seines „Respekts vor Christian Gläsers Leistung und seinem persönlichen Schritt“ des Rückzugs. Somit endete Gläsers Amtszeit mit höflichem Applaus der Delegiertenversammlung. Neuer Vorstand —Vorsitzender: Michael Forster (Erbach) —Stellvertretende Vorsitzende: Markus Uhl (Erbach), Markus Emser (Homburg) und Silvia Feichtner (Kirrberg). Schriftführerin: Maren Berger (Jägersburg) (ghm)

x