Kreis Südwestpfalz „Mich stören die komischen Partys“

Zirkus-Macher Jakel Bossert hat das Vereinsgelände des FC Niedersimten samt Immobilien erworben.
Zirkus-Macher Jakel Bossert hat das Vereinsgelände des FC Niedersimten samt Immobilien erworben.

Jakel Bossert sorgt mit seinen jüngsten Aktivitäten im Pirmasenser Stadtteil Niedersimten für Aufsehen. Auf dem Kirchberg verteilten zwei Anlieger Briefe an ihre Nachbarn, in denen zum Protest gegen die Bossertschen Pläne auf dem Gelände des FC Niedersimten aufgerufen wird. Bossert hat die beiden wegen übler Nachrede angezeigt.

„Wir wenden uns heute an Sie, weil unsere Häuser beziehungsweise Wohnungen in Seh- und Hörweite zum Gelände des ehemaligen Sportvereins liegen. Dort gibt es derzeit Bestrebungen, über die Sie informiert sein sollten“, schreiben Jürgen Diehl und Klaus Flieger an ihre Nachbarn. Die Schreiben wurden in einer Auflage von 100 Stück verteilt. Anlass war der Kauf des Geländes des FC Niedersimten durch die Familie Bossert. Jakel Bosserts Tochter Ann-Kathrin habe für das Sportheim eine Schankerlaubnis beantragt und erhalten, teilte die Pressestelle der Stadt auf Anfrage mit. Ein normaler Schank- und Speisewirtschaftsbetrieb wurde genehmigt, ebenso ein Seniorennachmittag mit Tanz und Proben des Fanfaren- und Spielmannszug freitags bis 23 Uhr. Alles aber nur in der Gaststätte. Das Freigelände dürfe nicht genutzt werden, informierte Talea Meenken von der Pressestelle der Stadt. Im Schreiben von Diehl und Flieger wird jedoch behauptet, Bossert wolle das Vereinsheim und das Außengelände tageweise an Gruppen vermieten, die dort ihre eigenen Partys oder Feste feiern können. Zusätzlich wolle er auf der ehemaligen Spielfläche ein Zelt für Veranstaltungen aufstellen. Ein Horrorszenario für die Anwohner des Kirchbergs, da durch die spezielle topographische Lage der Lärm aus dem Tal recht laut am Berliner Ring und in anderen Teilen des Kirchbergs zu hören sein soll, wie Diehl im Gespräch mit der RHEINPFALZ versichert. Diehl berichtet auch von lautstarken Partys im April. „Bis morgens um 6 Uhr war da Action“, sagt Diehl, was sein Mitstreiter Klaus Flieger bestätigt. Zusätzlich klagt Flieger über lärmende Ladearbeiten auf dem Gelände von Bosserts Zirkus im Tal. Flieger und Diehl sehen das Vereinsheim des Fußballclubs als Außenbereich, in dem keine Gaststätte und erst recht kein Open-Air-Gelände baurechtlich zulässig sei. In dem Schreiben an ihre Nachbarn fordern sie zum Protest gegen die Genehmigung auf. Diese Vorgehensweise bringt Zirkus-Macher Bossert auf die Palme. „Die haben die Bürger getäuscht, damit sie sich beschweren“, moniert Bossert. Drei Bürger haben tatsächlich laut Meenken bei der Stadtverwaltung ihre Bedenken geäußert. Laut Flieger haben 87 Anwohner eine Unterschriftenliste gezeichnet. „Da passiert nichts anderes, als in den letzten 50 Jahren auch passiert ist“, versichert Bossert und bezieht sich auf die erteilte Genehmigung durch die Stadt. Mehr als dort genehmigt wurde, wolle er nicht im Vereinsheim des FCN anbieten. An Gruppen für Partys zu vermieten, das sei nicht vorgesehen. Und ein Open-Air-Gelände wolle er auch nicht einrichten, betont der Niedersimter. Unter anderem wegen der Behauptung von Diehl und Flieger in dem Nachbarschaftsbrief, er wolle auf dem Außengelände Partys feiern lassen und ein Zelt auf dem Spielfeld für Feste aufstellen, hat Bossert nun Strafanzeige wegen übler Nachrede erstattet. „Es kann doch nicht sein, dass engagierte Bürger blockiert werden und in Niedersimten das Vereinsleben lahmgelegt wird“, klagt Bossert und verweist auf frühere Auseinandersetzungen mit Anwohnern des Kirchbergs, die ein Verbot für mehrere Veranstaltungen in Niedersimten erwirkt hatten. „Wir müssen etwas tun für die Stadt und uns nicht gegenseitig behindern“, appelliert Bossert und verweist auf das Beispiel von Landau, wo alle an einem Strang zögen. Seit sie ihre Briefe verteilten, sei es auf dem Gelände Bosserts ruhig geblieben, sagen Diehl und Flieger im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Was Flieger nicht in Sicherheit wiegt. „Meine Erfahrung mit Herrn Bossert ist eine andere. Er hält sich nicht an Zusagen.“ Wobei Flieger betont, dass er durchaus Verständnis für die Aktivitäten Bosserts hege, sofern es sich beispielsweise um Proben des Fanfarenzugs handele oder auch den Seniorennachmittag. „Mich stören die komischen Partys.“ Gleiches versichert auch Diehl: Derzeit gebe es keine Probleme. „Wenn das so bleibt, wäre das in Ordnung“, sagt der Anwohner.

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