Kreis Südwestpfalz Nachtfahrverbote, kommunale Sorgen und ein Bierbach

Im saarpfälzischen Wahlkreis 299 (Homburg) bewerben sich neben Esra Limbacher (SPD) und Markus Uhl (CDU) noch sieben weitere Kandidaten um das Direktmandat per Erststimme für den Bundestag. Im Gegensatz zu ihnen treten hier beim Urnengang am 24. September keine Bewerber von Piraten, NPD oder etwa den Vegetariern (V-Partei) an.

Der 73-jährige Walter Kappmeier (Linke) aus Kirkel legt seine inhaltlichen Schwerpunkte auf Europa-, Bildungs- und Sozialpolitik. In Cochem/Mosel geboren, möchte sich der pensionierte Gymnasiallehrer auch auf internationaler Ebene für die Durchsetzung der Menschenrechte engagieren. Als Mitbegründer und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Christen beim saarländischen Landesverband der Linken will sich Walter Kappmeier „für die Rechte aller Religionsgemeinschaften“ einsetzen. Marc Piazolo (Grüne) setzt voll auf kommunalpolitische Themen. Dass sein Wohnort Homburg viele Berufspendler und Werksverkehr anzieht, belaste die Vororte. Abhilfe schaffen sollen ein besserer Lärmschutz und Lkw-Nachtfahrverbote in Schwarzenbach und Schwarzenacker. Weil er ihr nur „geringe Entlastungswirkung bei gleichzeitiger Zerstörung eines Naherholungsgebiets“ beimisst, lehnt Piazolo den Neubau der Umgehungsstraße B 423 ab – ebenso eine Umfahrung Homburg-Ost auf der alten Erbacher Glantal-Bahnstrecke. Den A-6-Anschluss Homburg sähe er mittelfristig gern durch ein „viertes Ohr“ ertüchtigt. Der 54-Jährige befürwortet die geplante A-6-Auffahrt Homburg-Ost und die Reaktivierung der S-Bahn-Strecke Homburg - Zweibrücken, bei Anbindung Homburgs an den Verkehrsverbund Rhein-Neckar. Den Bau eines Besucher-Aufzugs auf den Homburger Schlossberg lehnt Piazolo ab. Auf der Industriebrache DSD schlägt er ein Wohnquartier vor. Darauf, dass der 48-jährige Daniel Marian Schütte (AfD) in Reiskirchen wohnt, deutet allein schon der Umstand hin, dass in und um diesen Homburger Stadtteil die auffällige Plakatdichte der Partei des Direktkandidaten besonders stark ins Auge sticht. Obschon er im Bundestagswahlkampf steht, will der gelernte Speditionskaufmann kommunale Themen ansprechen. Wie etwa am Beispiel Homburg das finanziell angeschlagene Kombibad „Koi“ und die geplante Schwarzenbach-Umgehungsstraße B 423. Von der saarpfälzischen AfD wird nach deren Aussage der weitere Ausbau von Windkraftanlagen „scharf kritisiert“. Peter Habel (FDP) wurde vor 54 Jahren in Neunkirchen geboren, wo er nach wie vor wohnt. Der diplomierte Architekt, der nach seiner Bundeswehrzeit als Rockmusiker bei der Band Love’n’Crime Gitarre spielte, legt Wert auf die Tugenden Selbstverantwortung, Fleiß und bürgerliches Engagement. Habel fordert, dass Bürger beim Erwerb ihrer ersten selbst genutzten Wohnimmobilie von der Grunderwerbssteuer befreit werden. Schulen seien „ausreichend und zeitgemäß“ auszustatten. Der europäische Gedanke müsse gestärkt und die Zusammenarbeit mit den Nachbarn in einem „liberalen Europa“ vertieft werden. Soldaten und Veteranen hätten ein Anrecht auf angemessene Anerkennung; in der sozialen Marktwirtschaft solle die Solidargemeinschaft „nur dort helfend eingreifen, wo es unbedingt erforderlich ist“. Axel Kammerer (Freie Wähler) ist stellvertretender Ortsvorsteher im Blieskasteler Ortsteil Wolfersheim. Der 48-jährige Unternehmer, geboren in Stuttgart, engagiert sich vielfältig als Mitglied im Wolfersheimer Ortsrat, in den Vorständen des Biosphärenvereins Bliesgau und des Vereins Bliesgau-Obst sowie als Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins in seinem Wohnort und als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Wolfersheimer Vereine. Das Mitglied des saarländischen Landesbeirats der Naturschutz-Initiative ist außerdem Vorsitzender der Elternvertretung der Grundschulen für die Schulregion Homburg/St. Ingbert. Dementsprechend nennt Kammerer die Kommunal-, Familien- und Umweltpolitik als Schwerpunkte. Als Freier Wähler fordert der Kandidat eine Direktvertretung der Interessen von Bürgern ein, nicht von Parteien. Helmut Bohn-Klein (MLPD) prangert Altersarmut, Pflegenotstand, die „herrschenden kapitalistischen Eigentums- und Produktionsverhältnisse“, Atomwaffen und Kernkraftwerke sowie ,„imperialistische Kriege und Umweltzerstörung“ an. Dem will der 64-jährige Neunkircher eine „sozialistische Perspektive“ entgegensetzen. Als Kandidat der radikal links orientierten Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands steht der Rentner nach eigenen Worten für „den kämpferischen Zusammenschluss der Beschäftigten im Gesundheitswesen und für eine Gesundheitspolitik, bei der der Mensch und nicht der Profit im Mittelpunkt steht“. Früher war er Krankenpfleger und Betriebsrat im Städtischen Klinikum Neunkirchen. Johannes Rösner (Die Partei) aus Lautzkirchen ist Werkzeugmacher. „Mein Traumberuf wäre allerdings Gerichtsmediziner“, scherzt der 49-jährige Kandidat der Satire-Partei: „Ich arbeite gerne mit Menschen und experimentiere sehr gern.“ Aber eigentlich wäre er ja auch gern „Biergermeister von Bierbach“: Als solcher würde er sich den Wunschtraum erfüllen, dass „durch Bierbach endlich ein Bierbach fließt“. Damit der Wähler etwas zu lachen hat, stellt Rösner noch einen bunten Strauß an weiteren Thesen auf: So könnte er sich eine „Fusion von Niedergailbach und Obergailbach zu Mega-Geilbach“ vorstellen, und nach Flutung des Rubenheimer Steinbruchs ließe sich dort trefflich nach Völklinger Vorbild eine Meerwasser-Fischzuchtanlage installieren. Und in Neunkirchen, meint Rösner, sollte man endlich mal „das Stummdenkmal zum Reden bringen“.

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