Kreis Südwestpfalz Neues Leben auf dem Pleite-Areal

Begutachten das neue Lager in Waldmohr: Dr.-Theiss-Naturwaren-Geschäftsführer Giuseppe Nardi, Betriebsleiter Ralf Emser und Unte
Begutachten das neue Lager in Waldmohr: Dr.-Theiss-Naturwaren-Geschäftsführer Giuseppe Nardi, Betriebsleiter Ralf Emser und Unternehmenssprecherin Vera Backes.

«Waldmohr.» Gut ein halbes Jahr, nachdem der Hersteller pharmazeutisch-kosmetischer Produkte gemeinsam mit den Logistikunternehmen Vario Pack und Wasem das Gelände des insolventen Mitnahmemöbelherstellers übernommen hat, ist schon wieder mächtig Leben eingekehrt auf dem größten Areal des Gewerbegebiets. Während bei Wasem und Vario Pack die Lastwagen ein- und ausfahren, wird in der ehemaligen CS-Schmal-Haupthalle auch bei Dr. Theiss kräftig gewerkelt. Im Lagerbereich stapeln sich bereits Paletten mit den Homburger Naturwaren, zu denen neben Produkten für Gesichts-, Haar- und Körperpflege auch die medizinischen Marken „Allgäuer Latschen Kiefer“ , Proff und die Gracia-Schlankheitstropfen zählen. Das Unternehmen hat Baupläne für ein Logistikzentrum in Homburg vorerst ad acta gelegt, hat laut Firmensprecherin Vera Backes den Mietvertrag für eine Lagerhalle in der Universitätsstadt gekündigt, um die Aufgaben in Waldmohr zu konzentrieren. Dort sollen im Logistik- und Verpackungsbereich laut Geschäftsführer Giuseppe Nardi „in einer ersten Phase“ 50 Arbeitsplätze entstehen. Etwa zehn Mitarbeiter des insolventen Möbelherstellers habe Dr. Theiss bislang übernommen, schätzt der Geschäftsführer. „Wir hätten gerne mehr genommen, aber gerade die Fachkräfte waren schnell weg“, berichtet Nardi. „Wir haben Hochkonjunkturphase.“ Noch würden weitere Mitarbeiter gesucht: Mechatroniker, Elektriker, Installateure, aber auch ungelernte Kräfte. Weitere Arbeitsplätze werden bald dazukommen: 120 bis 150 Menschen sollen für Dr. Theiss in Waldmohr tätig sein – „wenn wir mit der Fertigung beginnen“, sagt Nardi. In etwa einem Jahr könnten die Anlagen stehen, mit denen Kosmetikprodukte abgefüllt und konfektioniert werden sollen. Schon kurz nach dem Kauf des Areals hatte Nardi angekündigt, es sei „mittelfristig daran gedacht, dass auch Produktion in Waldmohr möglich sein wird“. Nun konkretisierte er: Unter anderem wird die Lacalut-Zahncreme in den ehemaligen Möbelhallen Einzug halten. Dafür nehmen die Homburger, die nach rasantem Wachstum in den vergangenen Jahren mehr Platz brauchen, viel Geld in die Hand: Zusätzlich zum Kaufpreis, über den Stillschweigen vereinbart ist, will Dr. Theiss in den kommenden 24 Monaten mehr als zehn Millionen Euro investieren. Etwa 3,5 Millionen in die Logistik, mehr als fünf Millionen in neue Anlagen und rund zwei Millionen Euro in die Infrastruktur – allen voran die Renovierung der Gebäude –, beziffert Nardi. Mit Letzterem haben der Bautrupp des Unternehmens sowie Fremdfirmen derzeit alle Hände voll zu tun, die Arbeiten laufen auf Hochtouren. „Der Rückbau hat uns länger aufgehalten als erwartet“, schildert Giuseppe Nardi. Nach dem Ausbau von CS-Schmal-Maschinen, die im Boden verankert gewesen waren, mussten bis zu 1,80 Meter tiefe Löcher beseitigt werden, wie Betriebsleiter Ralf Emser berichtete. Doch nicht nur die Böden müssen erneuert werden: „Beispielsweise müssen wir auch die Decken mit Pharma-Material bedecken“, sagte Nardi. Selbstredend stellt die Produktion ganz andere Ansprüche in Sachen Hygiene als jene von Mitnahmemöbeln. So sei es eine wichtige Aufgabe, „die Räume systematisch von Staub zu befreien“. Apropos Staub: Auch für die Energiegewinnung musste eine neue Lösung her. Denn bei CS Schmal sei der bei der Möbelproduktion entstandene Holzstaub zum Heizen genutzt worden. Dieses Verfahren könne aber nicht fortgesetzt werden, da Holzstaub nicht zugekauft werden darf. Nun wird die Heizung auf Gas umgestellt. „Wir installieren aber bestimmt auch Photovoltaik auf einem Teil der Dächer“, erläutert der Geschäftsführer die Planungen. Dr. Theiss Naturwaren sehe im Standort Waldmohr „Potenzial für Wachstum“, sagte Backes und verweist auf das große, noch unbebaute Areal auf dem ehemaligen CS-Schmal-Gelände. „Wir sind auf Wachstumskurs.“ Der weltweit tätige Kosmetikhersteller beschäftigt rund 2000 Mitarbeiter, etwa 500 davon in Homburg, und erwirtschaftete im Jahr 2018 einen Jahresumsatz von mehr als 337 Millionen Euro. Indes ist auf dem Gelände die „Immobilienübertragung komplett abgeschlossen“, wie Insolvenzverwalter Paul Wieschemann berichtete. Die sogenannte Weko-Halle auf der anderen Straßenseite, hat die Firma Wasem Logistik gekauft, die bereits seit einigen Monaten in der direkt daneben liegenden Halle tätig ist.

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