Kreis Südwestpfalz Neues Windrad bereitet Bürgermeister schlaflose Nächte

166 Meter Nabenhöhe und ein Rotordurchmesser von 150 Metern – diese Dimension könnte das Windrad haben, das sich Ende 2019 bei Schauerberg drehen soll. Zumindest wenn es nach der Firma Juwi geht, die dass Projekt verfolgt. Die Kreisverwaltung Südwestpfalz hat als Genehmigungsbehörde bereits signalisiert, dass sie dem Bau zustimmen wird. Der Gemeinderat befasste sich am Freitag mit der Frage, ob das Windrad, das deutlich höher als das bisher geplante ist, seinen Vorstellungen entspricht.

Dass es keine leichte Entscheidung ist, zeigte sich bei der langen Diskussion, in der Bürgermeister Martin Eichert wegen der Bedeutung der Frage ausnahmsweise Beiträge von Zuhörern zuließ. Seit über zehn Jahren beschäftigt das Thema die Gemeinde. Ursprünglich hatte Juwi drei Anlagen geplant, von denen nur eine genehmigungsfähig war. Zwei Standorte fielen weg – unter anderem wegen des Naturschutzes. Unterhalb des Friedhofs war bisher ein Windrad mit einer Nabenhöhe von 139 Metern und einem Rotordurchmesser von 120 Metern vorgesehen. Für diese kleinere Anlage hat Juwi bereits die Baugenehmigung. Nun hat die Firma einen Änderungsantrag für den neuen Windradtyp gestellt. Das Windrad der Firma Vestas wird bisher noch nicht gebaut. Der Prototyp wird erst 2019 ausgeliefert. Juwi plant, diesen Radtyp mit einer Leistung von 4,2 Megawatt in Schauerberg zu stellen. Die bisher geplante Anlage hat eine Leistung von 2,75 Megawatt. Für einige Ratsmitglieder war dies ein Argument, das für die Anlage spricht. Ohne viel mehr Boden für das Fundament zu versiegeln, lasse sich an einem Standort damit fast die doppelte Strommenge produzieren. Die bisher geplante Anlage hätte eine Bodenversiegelung von 415 Quadratmetern zur Folge gehabt, die neue Anlage benötigt für das Fundament 470 Quadratmeter. Es gebe bei dieser Geschichte viele Für und Wider, machte der Bürgermeister deutlich. Die hätten ihm schlaflose Nächte bereitet, räumte er unumwunden ein. Was aus Sicht der Gemeinde für das Windrad spreche, sei neben der besseren Energieausbeute unter anderem, dass es der Gemeinde mehr Geld einbringt: jährlich 5500 Euro mehr als beim bislang geplanten Typ. Dazu kommen 25 000 Euro mehr als Einmalzahlung. Das sei für den Ort viel Geld, sagte Eichert. Was gegen das Windrad spreche, sei zum Beispiel die Höhe. Die überschreite die im Flächennutzungsplan der Verbandsgemeinde Thaleischweiler-Wallhalben vorgesehene Höhe für Windräder, die auf 150 Meter Nabenhöhe festgelegt ist. Er mache auch keinen Hehl daraus, bekannte Eichert, dass er als Mitglied des Verbandsgemeinderates in diesem Punkt gegen eine Änderung des Flächennutzungsplanes votieren würde. „Denn das wäre eine Änderung mit Signalwirkung“, sagte er und verwies auf Windrad-Pläne in Herschberg und Saalstadt. Dort könnte es dann ebenfalls Änderungen geben. Die Auswirkungen der Herschberger Windräder auf Schauerberg wären voraussichtlich größer als die des in Schauerberg geplanten Rades selbst. Die Bürger trieb die Frage nach dem Lärm um. Die teils in die Jahre gekommenen Windräder in Weselberg sorgen sehr häufig für eine dauerhafte Geräuschkulisse in Schauerberg, die viele stört. Das neue Windrad sei nicht lauter als die bisher geplante Anlage, sagte Eichert. Wegen der Windrichtung wäre der Schall auch kein Problem im Ort. Er würde vor allem Höheinöd erreichen. Auch wegen der nicht reibungslosen Zusammenarbeit mit Juwi tat sich der Rat schwer mit der Entscheidung. Die Probleme hatten zu Beginn des Jahres zu einer Sitzung geführt, in der Klartext gesprochen wurde. Dass der Windradtyp geändert werden soll, sei der Gemeinde so nicht kommuniziert worden, anders als es in einer guten Beziehung eigentlich sein sollte, sagte Eichert. Er habe Juwi daher geschrieben und sich beschwert. Ein weiterer Knackpunkt ist die Zufahrt zur Baustelle. Juwi hatte zugesagt, dass die Transporter beim Bau des Windrades nicht durch den Ort fahren, sondern ein Wirtschaftsweg als Umfahrung angelegt werde. Davon war Juwi zwischenzeitlich abgerückt, was die Gemeinde sehr verärgert hatte. Geplant ist nun ein Gespräch mit Juwi. Bis 15. Juni muss die Gemeinde ihre Stellungnahme abgeben.

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