Coronavirus Südwestpfalz: Weniger Neuinfizierte, aber noch keine Entwarnung

Dass derzeit wenige Covid-19-Fälle gemeldet werden, kann auch daran liegen, dass Labore überlastet sind.
Dass derzeit wenige Covid-19-Fälle gemeldet werden, kann auch daran liegen, dass Labore überlastet sind.

Nur einen neuen bestätigten Covid-19-Fall meldete die Kreisverwaltung am Montag. Entwarnung will Landrätin Susanne Ganster aber noch nicht geben. Denn weiterhin sind viele Labore mit der Auswertung der Proben überlastet.

In der Südwestpfalz ist eine weitere Person auf das Coronavirus positiv getestet worden, wie Landrätin Susanne Ganster am Montagmittag mitteilte; die Person kommt aus der Verbandsgemeinde Thaleischweiler-Wallhalben. Am Samstag waren 15 Neuinfizierte aus den Laboren gemeldet worden, am Sonntag kein einziger neuer Fall. Die Gesamtzahl der nachweislich Infizierten liegt damit bei 125, wovon 23 aus Pirmasens und 26 aus Zweibrücken kommen. Im Landkreis verteilen sich 76 Infektionen auf die Verbandsgemeinden Dahner Felsenland (19), Thaleischweiler-Wallhalben (18), Zweibrücken-Land (11), Hauenstein (9), Waldfischbach-Burgalben (9), Pirmasens-Land (6) und Rodalben (4). Eine Erkrankung wird aus einem Seniorenheim gemeldet; ein Mitarbeiter einer weiteren Einrichtung wurde positiv getestet. Zwei Infizierte sind bisher gestorben, einer davon jedoch an einer anderen Todesursache.

Die neu eingerichtete Infekt-Ambulanz Pirmasens verzeichnete für Montag vier Anrufer und vier Termine.

205 Menschen haben ihre häusliche Quarantäne, die wegen des Kontaktes zu einem Infizierten notwendig wurde, als gesund beendet. 24 positiv Getestete gelten als genesen.

Noch keine Entwarnung

Trotz des weiterhin niedrigen Anstiegs der Infektionen könne noch keine Entwarnung gegeben werden, betonte die Landrätin am Montag. Denn viele Labore kämen nach wie vor mit der Auswertung der Tests kaum nach; wie viele Tests aus der Südwestpfalz noch in der „Warteschleife“ hängen, könne man aber nicht sagen, da ja auch etliche Hausärzte Tests veranlassten.

Angerufen haben bei der Hotline am Montag 71 Menschen, von denen 46 einen Termin zum Test erhielten. Am Samstag waren es 13 Anrufer, von denen neun getestet wurden, und am Sonntag nur drei Anrufer, von denen einer einen Testtermin erhielt; allerdings war die Hotline am Sonntag infolge eines Stromausfalls auch nur eine Stunde und zehn Minuten offen.

Wenn dies auf diesem Niveau bleibe, so Ganster, werde die Hotline des Kreises möglicherweise an Ostern nicht durchgängig besetzt werden, um die Ehrenamtlichen nicht auch noch an diesen Feiertagen heranzuziehen. Entscheiden werde dies der Krisenstab am Mittwoch, kündigte die Landrätin an.

Mehr Personen werden getestet

Dass die Anzahl der Anrufer sich derzeit in Grenzen hält, könnte – trotz aller Vorsicht bei der Wertung – durchaus ein positives Signal sein. Denn mittlerweile würden sogar mehr Personen getestet, erläutert die Landrätin, da das Robert-Koch-Institut seine Richtlinien für die Zulassung zum Test etwas gelockert habe. Das wäre eine Bestätigung dafür, dass das Ziel des Kreises und der Städte erreicht werden kann: durch frühzeitige Maßnahmen den Anstieg der Infektionen zu verlangsamen, um das Gesundheitssystem vor Ort nicht zu überlasten.

Landkreis hilft bei Schutzbekleidung aus

An Betten mangelt es dort derzeit nicht. Allerdings vielerorts an Mundschutzmasken und Schutzbekleidung. Über 70 Arztpraxen haben sich bereits beim Kreis gemeldet, nachdem Ganster angekündigt hatte, Ärzten auszuhelfen, damit sie ihre Praxis nicht mangels Schutzkleidung schließen müssen. Man gebe dies zum Selbstkostenpreis ab, betonte Ganster, aber die Abrechnung solle dann über die – eigentlich zuständige – Kassenärztliche Vereinigung laufen. Auch bei mobilen Pflegediensten helfe man aus, so die Landrätin, und ebenfalls in Pflegeeinrichtungen. „Das bleibt ein ganz wichtiges Ziel: die Menschen in Pflegeeinrichtungen zu schützen.“

Noch kein Bedarf an Not-Pflegeplätzen

Viele der 28 mobilen Pflegedienste haben sich laut Ganster inzwischen zurückgemeldet auf die Abfrage des Kreisbeigeordneten Peter Spitzer zum Bedarf an Plätzen für leichte Pflegefälle. Im Bildungs- und Freizeitzentrum Heilsbach bei Schönau können pflegebedürftige Menschen vorübergehend aufgenommen werden, wenn sie von ihren Angehörigen daheim oder vom Pflegedienst nicht mehr versorgt werden können; die ersten 80 Betten sind gerichtet. Viele Familien hätten nun signalisiert, sich selbst mehr um ihre Angehörigen zu kümmern, um die Pflegedienste zu entlasten, berichtet Ganster. Derzeit gebe es daher noch keinen Gast in der Heilsbach. Auch für Kinder und Jugendliche, deren Eltern erkrankt sind, ist in der eigens eingerichteten Aufnahme auf Maria Rosenberg noch kein Bedarf angemeldet worden.

Wege „zurück ins Leben“ in Planung

Bis 19. April gilt noch die vom Bund verhängte Kontaktsperre. Und danach? Nach dem sehr unterschiedlichen Start der Maßnahmen bei Kommunen, Bund und Land werde man im Kreis abwarten, wie Bund und Land die Lage einschätzten und dann schauen, ob es für die Region passe. Der Landkreis habe aber natürlich bereits für einzelne Bereiche „Wege zurück ins Leben“ vorgesehen. Ein aktuelles Beispiel sei die Öffnung der Grünschnitt-Annahme an drei Standorten. Wichtig sei, betonte Susanne Ganster: „Wir müssen schrittweise wieder zurück. Das heißt, wir müssen schauen, dass es machbar ist.“

Tagestourismus: Keine weitere Verschärfung

Klagen über einen zunehmenden Tagestourismus kennt auch Landrätin Susanne Ganster, die in der Verbandsgemeinde Dahner Felsenland mit viel Tourismus wohnt. Von Verschärfungen, etwa der Absperrung von Parkplätzen, hält sie aber nichts. „Was ich den eigenen Bürgern nicht verbieten will, kann ich auch Gästen nicht verbieten“, stellt sie fest. Und: „Ich glaube, dass wir sehr vieles tun.“ So seien Fahrzeuge der Feuerwehren und der Ordnungsämter unterwegs und kontrollierten, ob das Abstandsgebot eingehalten werde. Am Wochenende sei dies flächendeckend geschehen. Aber bis auf wenige Ausnahmen hätten sich die Bürger sehr verantwortungsbewusst verhalten, wie am Montag aus den Verbandsgemeinden gemeldet worden sei. „Wir müssen uns ja auch fragen: Wann wären unsere Bürger wirklich gefährdet?“, Ganster.

Es sei wünschenswert, dass alle im Umfeld ihres Zuhauses blieben, betont sie. Aber wenn man die Gäste nicht mehr kommen lasse, setze man sich auch der Gefahr aus, dass diese dann nicht mehr kommen wollten. Und die Region lebe in einem nicht unerheblichen Teil durch den Tourismus. Einzelaktionen wie Handzettel an auswärtige Autos zu heften, seien da wenig zielführend.

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