Hornbach Schutz vor den Wassermassen: Hornbacher sollen aktiv mitarbeiten

Blick auf die Starkregenkarte: Helmut Weiske (rechts) zeigt Ingenieur Mirco Lang Hornbachs neuralgische Starkregen-Punkte.
Blick auf die Starkregenkarte: Helmut Weiske (rechts) zeigt Ingenieur Mirco Lang Hornbachs neuralgische Starkregen-Punkte.

Das Hochwasser an Pfingsten hat wieder mal gezeigt, wie gefährdet Hornbach bei Hochwasser und Starkregen ist. Die Klosterstädter sollen nun bei einem neuen Schutzkonzept mitarbeiten. Bei der Auftaktveranstaltung dazu gab es am Dienstagabend einige wütende Stimmen.

„So etwas wie an Pfingsten haben wir hier noch nicht erlebt“, sagte Noch-Stadtbürgermeister Reiner Hohn am Dienstagabend. Zwar lag der Pegel des Hornbachs stellenweise unter der Hochwasser-Marke von 1993, andernorts dafür deutlich drüber. Und noch etwas war anders: 1993 hatte es laut Hohn über mehrere Tage hinweg geregnet, der Hornbach-Pegel war nach und nach angeschwollen. Dieses Jahr reichte der Dauerregen eines Tages, um den Bach über die Ufer treten zu lassen und Schäden in Millionenhöhe anzurichten.

Das neue Hochwasser- und Starkregen-Schutzkonzept hatte der Stadtrat bereits vor einigen Monaten beschlossen, „damals hatte keiner damit gerechnet, was an Pfingsten passiert ist“, kommentierte Hohn. Es ist nicht das erste Schutzkonzept für die Klosterstadt. Dieses Mal sollen Planungsbüro und Bürger jedoch aktiv zusammenarbeiten, sagte Mirco Lang, Ingenieur beim Büro Dilger in Dahn. „Hochwasser und Starkregen können uns immer wieder treffen“, verdeutlichte er den Zuhörern am Dienstagabend die Gefahr. Und mit dem Klimawandel passieren Starkregen und Hochwasser immer häufiger. Lang unterstreicht, dass der Schutz Aufgabe von Gemeinden und Privatleuten ist. Den Schwarzen Peter an Stadt, Verbandsgemeinde oder Kreis weiterzuschieben, funktioniere nicht.

Die Kanalisation reicht nicht aus

Essenziell beim Starkregenschutz ist es laut Lang, das Wasser oberirdisch über Gräben und Abflüsse abzuleiten. Die Kanalisation ist für die Wassermassen nicht ausgelegt. 15 bis 30 Millimeter Niederschlag pro Quadratmeter und Stunde sind für den Kanal noch machbar. Starkregen bringt allerdings mehr als 60 Millimeter Niederschlag pro Quadratmeter und Stunde mit sich.

Um das Wasser oberirdisch abzuleiten, gebe es mehrere Möglichkeiten. So können laut Lang etwa Senkgräben in Straßen eingebaut werden, um die Abflüsse zu lenken, und Bordsteine abgesenkt werden, damit sich dort kein Wasser staut. Allerdings müssten Anlieger oft private Flächen wie ihre Einfahrten als Notfall-Abflüsse zur Verfügung stellen. „Es braucht also eine Kooperation.“ Ebenfalls wichtig: Lose Gegenstände sollten möglichst aus den Regenabflüssen entfernt werden. „Ich meine damit keine Teller, sondern große Sachen wie Kindertrampoline, die dann mitgerissen werden und woanders den Abfluss blockieren.“

Flusshochwasser − also so wie am Pfingstwochenende − sind laut Lang etwas anderes. Hier könne die Katastrophe vorhergesagt werden, weil sie „langsam“ eintritt. Das Hochwasser an Pfingsten war als starkes Jahrhunderthochwasser einzustufen. In der Spitze wurden in Althornbach 175 Kubikmeter Wasserabfluss pro Sekunde gemessen. Das sind umgerechnet 875 große Badewannen. Um vorzusorgen, müssen die Gewässer laut Lang außerorts renaturiert werden, um die Fließgeschwindigkeit zu verringern und Rückhalteflächen zu bilden. Innerorts müsse der Abfluss beschleunigt werden, damit sich kein Wasser staut. Neben all dem baulichen Schutz sind aber auch die Anlieger gefragt. Eine Möglichkeit ist der Abschluss einer Elementarschaden-Versicherung, dabei unterstützt die Verbraucherschutzzentrale.

Weiske: In 30 Jahren ist nichts passiert

Und dann ist die Veranstaltung etwas aus dem Ruder gelaufen. Helmut Weise, über Jahrzehnte Mitglied im Stadtrat, wetterte gegen das Land: „Es gab schon zahlreiche Versprechen, aber nie ist etwas passiert. Die Landesregierung handelt nach dem Motto: Hilf dir selbst!“ Schon nach dem Hochwasser 1993 sei über Schutzmaßnahmen diskutiert worden, umgesetzt wurden diese laut Weiske aber nicht. Hohn stimmte Weiske zu und verwies auf ein vor Jahren angefertigtes Schutzkonzept, angefertigt in Karlsruhe. Bauliche Maßnahmen seien aber nicht gefolgt. Ingenieur Lang versuchte zu beruhigen. Auf die Politik zu schimpfen, bringe nichts. Das neue Konzept solle als Leitfaden dienen. Ihm sei es zudem lieber, die vielen kleinen Maßnahmen zu ergreifen, weil auf diese Art mit wenig Geld viel Schutz erfolgen könne. „Und egal wie: Einen 100-prozentigen Schutz gibt es nicht“, betonte Lang.

Über die Sommermonate will das Planungsbüro eine Analyse erstellen. Die Ergebnisse sowie erste Maßnahmen sollen dann im Herbst der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

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