Weselberg Wenn ein Helfer selbst Hilfe braucht: Leukämie-Patient sucht Lebensretter

Manuel Müller und seine Frau Tamara erwarten ihr zweites Kind.
Manuel Müller und seine Frau Tamara erwarten ihr zweites Kind.

Es gibt Menschen, die sind, ohne Fragen zu müssen, für andere da. Zu diesen Menschen gehört Manuel Müller aus Weselberg. Der angehende Arzt engagiert sich seit Jahren auf vielfältige Weise für seine Mitmenschen. Jetzt braucht er selbst Hilfe.

Im April hatte Manuel Müller noch Grund zum Feiern. Der Mediziner hatte sein zweites Staatsexamen bestanden. Das Leben des jungen Mannes wurde aber Anfang Mai unerwartet auf den Kopf gestellt. „Ich hatte Fieber und Schüttelfrost und fühlte mich einfach nicht so gut. Da ich vor zwei Monaten eine Lungenentzündung hatte, wollte mein Hausarzt eine Herzmuskelentzündung ausschließen“, berichtet Manuel Müller. Nach eingehenden Untersuchungen stand fest: Das Herz ist okay, das Blut nicht. Als er die Diagnose Blutkrebs, Leukämie, erhielt, war das ein Schock für die kleine Familie und deren ganzes Umfeld.

Denn Manuel Müller steht mitten im Leben. Der 32-Jährige hat hart für sein Studium gearbeitet. Arzt zu werden, das ist sein Traum. Für andere Menschen ist er schon immer da. Er ist ehrenamtlich im Malteser Hilfsdienst Saarbrücken aktiv, ist Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr und des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) der Rettungswache in Weselberg. Noch im März hatte er im Weselberger Gemeinderat dafür geworben, dass Defibrillatoren in der Gemeinde installiert werden, da sie Leben retten können. Er spendete selbst einen Defibrillator.

Isoliert im Krankenhaus am Geburtstag des Sohnes

Im Oktober erwarten Manuel Müller und seine Frau Tamara, seine große Liebe, ihr zweites Kind. Durch ihre gemeinsame Leidenschaft, die Medizin, lernten sich die beiden kennen. Tamara hat ebenfalls gerade ihr zweites Staatsexamen erfolgreich abgeschlossen. Die beiden sind Eltern eines kleinen Jungen, haben Familienleben, die anspruchsvollen Studiengänge und die Arbeit gemeinsam gemeistert. Alle, die sie kennen, wissen, dass Manuel und Tamara ein gutes Team sind, das von den Großeltern voll unterstützt wird.

Als Mediziner weiß Müller genau, was die Diagnose bedeutet, die er erhalten hat, und was auf ihn zukommt. Zunächst einmal mehrere Chemoblöcke. Der erste Block ist gestartet. Er sei sehr müde, kleinere Anstrengungen bringen ihn schon körperlich an die Belastungsgrenze, sagt Müller auf die Frage, wie es ihm aktuell geht. Dankbar ist er allen, die sich im Krankenhaus um ihn kümmern. „Hier bemühen sich alle sehr, damit ich bestmöglich durch alles durchkomme“, sagt er. Psychisch sei die Situation belastend, „aber ich versuche es pragmatisch zu sehen, da die Diagnose feststeht“. Es gibt Momente, die schwierig sind: Wie der Geburtstag seines Sohnes – er wurde vor wenigen Tagen drei Jahre alt –, den er nicht mit ihm feiern konnte, weil er im Krankenhaus liegt und ihn nicht sehen kann, weil er isoliert sein muss, die seien schwierig. Und zu wissen, dass seine Frau schwanger ist. Aber solange die Chance bestehe, dass alles gut ausgehe, werde er für seine Familie und sich gegen die Leukämie kämpfen, sagt Müller.

Typisierungsaktion am 1. Juni

Als Manuels Freunde die Diagnose erfuhren, war für sie sofort klar, dass sie alle Hebel in Bewegung setzen müssen, um so viele Menschen wie möglich zu motivieren, sich als potenzielle Stammzellspender zu registrieren. Für Manuel Müller könnte, wie für viele andere Betroffene, eine Stammzellenspende lebensrettend sein. Schlägt die Chemotherapie nicht wie gewünscht an, ist die Stammzellspende seine einzige Chance auf Heilung. Um keine Zeit zu verlieren, organisieren Freunde deshalb gemeinsam mit der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) bereits eine Registrierungsaktion. Wer gesund ist und zwischen 17 und 55 Jahren alt kann sich unter www.dkms.de/manuel ein Registrierungsset nach Hause bestellen. Wer das online nicht machen möchte, sollte am 1. Juni nach Weselberg kommen. Dort findet von 10 bis 14 Uhr eine Typisierungsaktion in der Musikhalle statt. „Ich habe bisher immer Vollgas in der Medizin gegeben. Und es geht hier ja nicht nur um mich, sondern um viele Erkrankte und Betroffene, die von registrierten Spendern profitieren können. Deshalb bin ich froh, wenn ich mit dieser Aktion auch anderen Betroffenen helfen kann“, sagt Manuel Müller. Typisch Manuel, sagen seine Freunde, noch immer denkt er an andere. Sie denken an ihn und haben das Ziel, so viele Menschen wie möglich zu erreichen und somit viele neue Chancen auf einen passenden Spender zu schaffen. Für ihn als zugezogenen Weselberger sei es beeindruckend, in welchem Maße die Menschen sich für ihn einsetzen, sagt Müller und beweist, dass er seinen Humor noch nicht verloren hat: „Scheinbar bin ich doch schon toll integriert.“

Info

Wer möchte, kann sich am 1. Juni persönlich in der Musikhalle typisieren lassen. Helfer vor Ort nehmen die Abstriche vor. Die Aktion kann auch finanziell unterstützt werden, da der DKMS für die Neuaufnahme jedes Spenders Kosten in Höhe von 50 Euro entstehen. Deshalb hat die DKMS ein Aktionskonto eingerichtet: DKMS Spendenkonto, IBAN: DE36 7004 0060 8987 0007 01, Verwendungszweck: PKY 001/ Manuel. Auch in der Musikhalle kann am 1. Juni direkt gespendet werden, um die Aktion zu unterstützen.
Online kann man sich bereits als potenzieller Knochenmarkspender registrieren lassen. Eine Anleitung hilft, um den notwendigen Wangenschleimhautabstrich auch zu Hause vornehmen zu können. Das Wattestäbchen muss zurückgesendet werden, damit im Labor festgestellt werden kann, ob das Knochenmark passt. Wer bereits als Stammzellspender registriert ist, muss nicht erneut teilnehmen. Die Daten stehen im internationalen Suchlauf weiter zur Verfügung.

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