Lokalsport Südpfalz Der Trainerkauz war „auch mal eine Eule“

Siegte: Michael Biegler.
Siegte: Michael Biegler.

«Leipzig.» Er wirkt knorrig. Also wie immer – der Trainerkauz Michael Biegler. Sein Markenzeichen: raue Schale, weicher Kern. Da hellt sich die Miene auch nach dem 23:20 (10:9)-Zittersieg seines SC DHfK Leipzig gegen die Eulen Ludwigshafen auch nur kurzzeitig auf.

Biegler stand unter Druck. Wie seine Mannschaft. Im Sommer 2017 hatte der 56-Jährige den Job als Nachfolger des zum Handball-Bundestrainer berufenen Christian Prokop übernommen, aber erst zu Jahresbeginn angetreten. Zuvor stand Biegler als Frauen-Bundestrainer beim letztlich erfolglosen Projekt Heim-WM in der Pflicht. Unter Interimscoach André Haber hatten die Leipziger eine starke Hinrunde gespielt, wenn auch mit einer Niederlage in Erlangen beendet. Die ersten drei Spiele unter Biegler gingen allesamt verloren. „Unsere Situation war nach den vier Niederlagen nicht so einfach“, erklärte der erfahrene Coach die Schwierigkeiten gegen einen stark aufspielenden Gast, der noch acht Minuten vor dem Abpfiff führte. Am Ende gaben die Klasse und die Routine den Ausschlag, auch weil sich die Friesenheimer in den Schlussminuten beim Überzahlspiel allzu fahrlässig und anfängerhaft darstellten. Das zweite Engagement in Leipzig ist Bieglers 17. Station als Trainer, das Engagement als Handball-Entwicklungshelfer in Uganda eingerechnet. „Es ist aber nicht so existenziell wie damals“, erinnerte der Trainer an seine Nothilfe 2013 beim damaligen Zweitligisten in Leipzig, als er parallel zu seiner insgesamt vierjährigen Tätigkeit als Nationaltrainer Polens in die Bresche sprang. Damals wie heute spielte der einstige Handball-Punk Stefan Kretzschmar eine Schlüsselrolle. „Er war in Gummersbach mein Spieler, holte mich nach Magdeburg und Leipzig, er ist mein Freund. Aber keiner, mit dem ich drei Wochen in Urlaub fahren möchte. Aber einer, mit dem ich täglich stundenlang über Handball reden möchte“, schilderte Biegler in dem ihm eigenen Humor. Kretzschmar, als Fernseh-Experte bei Sky gebunden, dient dem SC DHfK Leipzig als Aufsichtsrat. „Ich würde mich freuen, wenn ich nächstes Jahr wieder mit den Eulen hierher kommen dürfte“, sagte der Ludwigshafener Trainer Ben Matschke gestern nach der unglücklichen Niederlage in der Arena Leipzig. „Ich begegne Beagle mit maximalem Respekt“, sagte Matschke, der das Handball-Projekt Leipzig als Vorbild für sein Schaffen sieht: „Das sind Mentalitätsmonster!“ „Ich war auch mal eine Eule“, erinnerte Michael Biegler an die Zeit von 2000 bis 2002, als er die TSG Friesenheim in der Zweiten Bundesliga führte. „Ich schätze die Arbeit Bens vollkommen und würde mich freuen, ihn künftig öfter zu sehen, auch wenn ich ihn heute nicht sehr freundlich begrüßt habe. Aber das war vor dem Spiel ...“ Da war er wieder, der Kauz, der typische Biegler. Morgen (19 Uhr) gastieren die Leipziger im Pokal-Viertelfinale bei den Rhein-Neckar-Löwen. Es geht um den Einzug ins Final Four. Die Löwen, der deutsche Meister, sind der Favorit. „Meine Spieler wissen, wie sich Hamburg anfühlt. Ich weiß es auch, dass sich Hamburg gut anfühlt“, betont Biegler den besonderen Ehrgeiz in einem besonderen Spiel.

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