Sportstypen Wie der Landauer Boxprofi Bujar Tahiri sich in einem Büro vorbereitet

Bujar Tahiri (rechts ) trainiert im früheren Büro einer Montagefirma auch mit seinem Bruder Altin Tahiri.
Bujar Tahiri (rechts ) trainiert im früheren Büro einer Montagefirma auch mit seinem Bruder Altin Tahiri.

Boxsäcke, Waterballs, Boxring, Laufbänder. Und das in einem früheren Büro einer Montagefirma. Bujar Tahiri bereitet sich in Landau auf seinen ersten Kampf in seinem neuen Boxstall vor.

Seilspringen zum Aufwärmen. Um 18 Uhr die zweite Einheit des Tages. „Das hier ist das, was ich schon immer wollte. Ich kann zu jeder Tageszeit rein und bin nicht auf andere angewiesen. Ich will auch keine Umstände machen“, so der 26-jährige gebürtige Landauer, dessen Eltern Ende der Achtzigerjahre aus dem Kosovo, über zehn Jahre vor dem Krieg, nach Deutschland kamen.

Sein Vater war Boxer im ASV Landau, nahm ihn als Sechsjährigen mit zur Trainingsgruppe von Trainer Stefan Kessler. „Ich konnte fast nichts, war dazu etwas moppelig. Da mein Bruder schon einige Kämpfe gewann, habe ich Blut geleckt“, so Tahiri, dessen Entwicklung seinen Lauf nahm. Mit 15 gewann er etliche Meisterschaften, wurde deutscher Vizemeister seiner Altersklasse. Das Ziel war längst klar: Er wollte unbedingt Profi werden. Seine Eltern sorgten dafür, dass er vorerst zweigleisig fuhr: „Sie sagten: Du lernst erst mal was Gescheites, danach kannst du machen was du willst“, erinnert sich Tahiri, der eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker absolvierte, danach aber voll auf die Karte Profiboxen setzte.

2018 Debüt als Profi

Es lohnte sich: 2018 gab er sein Profidebüt in Landau. Und verzichtete auf einiges: „Ich habe noch nie Alkohol getrunken. Trotzdem habe ich mich schlecht gefühlt, wenn ich mit anderen am Wochenende mal lange weg war. Dann bin ich nach Hause und nachts um vier noch laufen gegangen.“

In der Zeit schlug sich Tahiri selbst durch. „Es ist ein teurer Sport. Ohne Promoter bleibst du auf allen Kosten sitzen. Trainingslager, Hotels, Bekleidung. Ohne Sponsoren muss man eine niedrige fünfstellige Summe aufbringen, bis man an einen Punkt kommt, an dem man Geld verdienen kann“, rechnet er vor. Frühere Möglichkeiten, sich an einen Boxstall zu binden, schlug er aus. „Der berühmte Universum-Boxstall, zu dem auch die Klitschkos gehörten, wollte mich haben. Dabei hätten aber nur die profitiert und das Geld eingenommen. Ich hätte nicht viel davon gehabt. Lediglich meine Kosten wären gedeckt gewesen.“ Dass er weiterhin auf hohem Niveau, ohne in finanzielle Schwierigkeiten zu rutschen, trainieren konnte, ergab sich zufällig: „Einer, der hier in der Montagefirma arbeitet, hat mich gefragt, ob ich im Firmenlauf für KIM Montagebau antreten wolle. Die Geschäftsführer Irina und Horst Sapper haben gesehen, dass ich das nicht nur als Hobby, sondern aus Leidenschaft betreibe. Dann haben wir über Sponsoring gesprochen, und sie hat gesagt: Wir unterstützen dich, bis du ganz oben bist.“ Tahiri betont, dass es ein Geben und Nehmen sei: „Ich helfe auch mal aus, wo eben etwas anfällt.“

Manchmal Training um Mitternacht

Sein Tag: streng getaktet. Um 6 Uhr kommt er in die Firma, erledigt anfallende Kleinarbeiten. Dann Training, nach Hause zu Frau und Kind, 18 Uhr die zweite Einheit. Morgens wettkampfspezifisch, abends könne es auch mal eine Laufeinheit sein. Die Uhrzeit kann jedoch variieren: „Wenn ich weiß, dass mein Kampf erst um Mitternacht ist, dann komme ich auch um diese Zeit her zum Training.“ Das plane er selbst.

Sein Ziel: ein WM-Titel

Angebote von Boxställen gab es immer mal wieder. Bei Agon Sports mit Sitz in Berlin blieb er hängen. „Ingo Volckmann ist einer der stärksten Promoter Deutschlands. Er hat es finanziell nicht nötig, es geht ihm ums Prestige. Deshalb will er seine Leute nachhaltig fördern und nicht nur schnellstmöglich nach oben bringen.“ Obwohl das Ursprungsangebot ihm nicht gepasst hat. Seine Anwältin und Beraterin Manuela Scherer hat den Vertrag geprüft, nach Verhandlungen seien beide Seiten gut bedient. Bei seinem Dreijahresvertrag bekommt er ein fixes Monatsgehalt. Der Boxstall kümmere sich um die Organisation von Kämpfen und übernehme sämtliche Kosten. Bei Siegprämien verdienten sie prozentual mit. Das sei „richtig fair“, wie es Tahiri beschreibt. Sein langfristiges Ziel: Weltmeister in seiner Gewichtsklasse.

Am Samstag wird es ernst: In Berlin kämpft Tahiri im Mittelgewicht (bis 72,5 Kilogramm) gegen den Uruguayer Braulio Matias Ferreira. Der Bezahlsender DAZN überträgt live.

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