Lokalsport Südpfalz „Wir hoffen schon“

Das Spiel um den dritten Platz bei der WM läuft. Die deutschen Spieler Matthias Musche (unten), Fabian Böhm, Kai Häfner, Torwart
Das Spiel um den dritten Platz bei der WM läuft. Die deutschen Spieler Matthias Musche (unten), Fabian Böhm, Kai Häfner, Torwart Andreas Wolff und Paul Drux hält es nicht auf den Sitzen. Frankreich gewann.
Können Sie sich noch retten vor den vielen Kindern, die jetzt Handball spielen wollen? Bernd Dietz

(TV Wörth): Im Prinzip freuen wir uns über jedes Kind, das kommt, tatsächlich mussten wir bei Minis und Superminis die Aufnahme stoppen. Wir haben 30 Superminis unter fünf Jahren und 40 Minis von sechs bis acht Jahren. Ob das mit der WM zu tun hat, kann ich nicht sagen, wir sind ja erst im November wieder an Grundschulen gewesen. Elke Sefrin (SG Ottersheim/Bellheim/Kuhardt/Zeiskam): Ja. Soweit ich weiß, sind zwei, drei Kinder dazugekommen. Wir hoffen, dass sich da noch was tut. Bei den Kleinen halten wir Ballstunden für Kinder von vier bis sechs Jahren in Ottersheim, Bellheim und Kuhardt, allein in Bellheim sind 25 da. Kuhardt fängt gerade an. Bei den Minis haben wir drei Mannschaften. Bei der F-Jugend ist es gerade dünn. Heiko Pabst (TV Offenbach): Ich hatte heute tatsächlich einen Jungen im Training, der eigentlich Fußball spielt. Tatsächlich ist es noch zu früh, die nächsten Wochen werden es zeigen. Wir hoffen aber schon darauf. Wenn die Nationalmannschaft so euphorisch spielt und die Leute in den Hallen und vor dem Fernseher mitnimmt, zeigt das schon Wirkung - auch bei uns. 26 waren heute beim Mini-Training, einige sind krank, normal haben sind wir über 30. Da sind wir gut aufgestellt. Bis zur C-Jugend können wir jede Altersgruppe mit zwei Teams besetzen. Eine Mannschaft spielt leistungsorientiert in der Pfalzliga, eine Mannschaft spielt eine Klasse darunter und hier können sich auch Handballneulinge beweisen. Jeder spielt also auf seinem Niveau, so sieht es unser Konzept vor. Uwe Neuer (HSG Trifels): (lacht) Wir haben Public-Viewing bei Halbfinals und Endspielen organisiert, aber es waren nur Kinder da, die schon Handball spielen. Wir haben ihnen Flyer mitgegeben, sie mit T-Shirts ausgestattet, ihnen mitgegeben, dass sie Freunde mit ins Training bringen können, aber da kann man noch nicht sagen, ob es etwas bewirkt. Bei Minis könnten wir besser aufgestellt sein. In Wernersberg haben wir eine Miniminigruppe. Wir benötigen diese Gruppen in allen drei Orten unserer Stammvereine als Eingangstor aus dem Kindergarten. Wolfgang Riebel (HSG Landau-Land): Ich bin im C-/D-Jugendbereich engagiert, der Zuspruch ist ganz unten bei den Minis. Ute Gerstle, Manfred Schwall, Sarah Bach, Maike Wagemann und ich sind drei Tage in der Grundschule in Albersweiler, da hoffen wir auf einen Effekt. Am Freitag vergeben wir Ländernamen, teilen in Gruppen ein und spielen Handball. Der Effekt der WM ist der, dass die Jugendlichen im Verein sehr viel motivierter sind. Ihr Verein tut sehr viel, um Nachwuchs zu gewinnen. Sind Sie es manchmal leid, weil die meisten Kinder dann doch lieber ins Fußball gehen? Dietz: Nein. Die Kinder kommen lieber zu uns in den Handball. Wir haben einen ganz großen Teil, der vom Fußball zu uns kommt und bleibt. Sefrin: Nein. Es gibt einige Kinder, die spielen beides. Wir sind da schon gut versorgt, obwohl Fußball in Bellheim und Knittelsheim auch groß geschrieben wird. Pabst: Das ist bei uns nicht der Fall. In Offenbach hat der Handball eine lange Tradition und viele Kinder finden den Weg zu uns. Die Fußballer haben zudem ein anderes Konzept. Da wird früher auf Leistung geschaut und die Fußballer scouten schon Kinder anderer Vereine. Wir setzen hier stärker auf eigene Kräfte und wollen eine starke Identifikation zum Verein schaffen. Neben anderen Sportarten sind auch Smartphone und Internet eine Konkurrenz für uns. Die Kinder hängen halt lieber ab, als sich zu quälen. Hier müssen wir den Hebel ansetzen und vermitteln, dass Sport in der Gemeinschaft einfach Spaß macht. Neuer: Das möchte ich nicht sagen. Die Fußballer kämpfen genauso, das ist vergleichbar. Du hast generell Probleme, Jugendliche in den Vereinssport zu bringen. Da brauchst du nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern. Bei Auswärtsspielen ist man schon mal drei, vier Stunden weg. Riebel: Als Koordinator im weiblichen Bereich habe ich es eher mit Reiten und Tanzen zu tun. Es gibt immer weniger, die nur einen Sport betreiben, sie sind dann hin- und hergerissen. Wir haben auch ein Problem mit der Ganztagsschule, mit Unterricht bis 16 Uhr. Nach 18 Uhr am Abend staut es sich bei der Hallenvergabe an die Vereine. Nur über qualifiziertes Training kannst du Jugendliche auf deine Seite bekommen. Der „Spiegel“ berichtet, dass laut einer Studie nicht einmal ein Drittel der Kinder in der Schule Handball spielen. In der Rangfolge der Sportarten belege Handball den achten Platz. Wie viele Lehrer kennen Sie, die Handball an Schulen fördern? Dietz: Persönlich einen. Es waren gerade wieder „Jugend trainiert für Olympia“-Turniere, wir haben gefragt, ob wir da nicht kooperieren können, indem wir uns als Verein mit in die Turniervorbereitung und ins Training einbringen. Wir möchten auch einen Schulaktionstag in fünften und sechsten Klassen halten, Handball vorstellen und Kinder gewinnen. An Universitäten müssen der DHB und der Pfälzer Handball-Verband tätig werden, damit da was passiert und Handball mehr in die Sportlehrerausbildung kommt. Sefrin: Einen am Gymnasium Germersheim, der Handball gerade bei „Jugend trainiert für Olympia“ hatte. Meine Kinder waren am ESG in Landau gewesen, auch dort gab es damals jedenfalls einen Handballer. Unsere Kooperation mit der Grundschule gibt es nicht mehr. Kuhardt bietet meiner Kenntnis nach eine Stunde Handball in Schulen der Verbandsgemeinde Rülzheim an, einfach mal, um es den Kindern zu zeigen. Pabst: Das ist schon ein Problem. Andere Sportarten, insbesondere Fußball, sind in heterogenen Gruppen einfacher zu spielen. Handball ist da vielleicht etwas zu komplex und die Unterschiede zwischen Anfängern und Kindern, die schon länger Handball spielen, sind riesig. Da macht das Spiel schnell keinen Spaß. Genau aus diesem Grund arbeiten wir beim TVO mit verschiedenen Schulen zusammen. Seit Längerem mit der Grundschule Offenbach, an der wir einmal im Jahr einen Handballaktionstag anbieten, und wir wollen so etwas auch an der Grundschule Herxheim anbieten. Daneben habe ich als Ehemaliger seit diesem Schuljahr die Handball-AG des Eduard-Spranger-Gymnasiums übernommen. Neben Handballern des TVO und der SG OBK trainiere ich hier auch vier Handballneulinge, und alle haben richtig Spaß dabei. Neuer: In Annweiler/Wernersberg keinen, da hängen wir hintendran. Früher war das anders. Wenn Schulsportwochen sind, sind die Schulen froh, wenn wir kommen, aber es ist nicht so, dass der Lehrer sagt, oh ist das geil, da mache künftig Handball. Dafür brauchst du einen Handballer in der Schule. An der Uni in Landau, das sieht man an Auszeichnungen, hat es früher eine Uni-Handballmannschaft gegeben. Das gibt es wohl nicht mehr. Riebel: Einer von uns macht Nachmittagsbetreuung am Otto-Hahn-Gymnasium. Problem: Im Schulsport wird gedrittelt, eine Klasse in einem Hallendrittel. Was will ein Sportlehrer da machen? Basketball und Fußball sind vom Aufwand her für die Lehrer am einfachsten. Der hauptsächliche Sport wird in den AG’s betrieben. | Interviews: Thomas Cattarius

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