Landau Am Mittwoch bleiben fast alle Apotheken zu

Der zunehmende Medikamentenmangel beschert den Apothekern viel Mehrarbeit.
Der zunehmende Medikamentenmangel beschert den Apothekern viel Mehrarbeit.

Wer dringend auf Medikamente angewiesen ist, muss sich am Mittwoch auf längere Wege und längere Wartezeiten einstellen. Bundesweit sind Pharmazeuten zu einem Protesttag aufgerufen. Ihr Problem: Medikamente sind knapp, aber wenn sie Ersatz suchen, müssen sie sich rechtfertigen und bleiben am Ende auf Kosten sitzen.

Am Mittwoch, 14. Juni, werden in Landau alle Apotheken bis auf eine geschlossen sein. Die Apotheker wollen eine Initiative „Gegen Zukunftsklau“ starten. Zu dem bundesweiten Protesttag hat die Bundesvereinigung deutscher Apothekerverbände (Abda) aufgerufen. Ihr Motto: „Apotheken kaputtsparen? Mit uns nicht!“

Nach Angaben von Markus Moser aus der Adlerapotheke, der lokaler Delegierter des Landesapothekerverbandes ist, wird die Apotheke Queichheim in der Queichheimer Hauptstraße den Notdienst übernehmen. Alle anderen 16 Apotheken im Stadtgebiet (einschließlich Hornbachzentrum Bornheim) bleiben geschlossen. Dies werde voraussichtlich zu Schlangen und Wartezeiten führen, obwohl die Kunden bereits in den vergangenen Tagen durch persönliche Gespräche und Aushänge vorgewarnt worden seien. Inhaber und zum Teil auch Personal werden nach Queichheim kommen, um Patienten über ihre Anliegen zu informieren und um Verständnis zu werben. Die Auswirkungen auf Patienten halten sich möglicherweise in Grenzen, weil mittwochsnachmittags die meisten Arztpraxen geschlossen sind.

Probleme größer als während Pandemie

Laut Moser gab es viel Lob für die Apotheken während der Corona-Pandemie, weil sie – anders als zum Beispiel Rathäuser – nie geschlossen waren, sondern die Bevölkerung bei Bedarf rund um die Uhr mit Medikamenten versorgt haben und beispielsweise in der schwierigen Anfangsphase auch selbst Desinfektionsmittel hergestellt haben. Dies sei heute offenbar schon wieder vergessen.

„Jetzt sind wir viel mehr belastet“, sagt Moser. Grund sei der zunehmenden Medikamentenmangel, dem die Apotheken mit aufwendigen Recherchen zu begegnen versuchen. Wenn das vom Arzt verschriebene Medikament nicht lieferbar sei, suche man nach Alternativen. Das könnten dieselben Wirkstoffe in einem anderen Produkt unter einem anderen Handelsnamen sein oder aber andere Dosierungen oder andere Darreichungsformen. Doch wenn der Patient eine halbe oder zwei anstelle der gewohnten einen Tablette nehmen müsse oder Tropfen statt Pillen, sei nicht nur der Beratungsaufwand viel höher. Es komme auch noch eine überbordende Bürokratie der Krankenkassen dazu, schildert der promovierte Pharmazeut.

Rezeptänderung nötig

Denn jede Änderung des Rezepts müsse vom verschreibenden Arzt abgezeichnet werden. „Wir schicken dann natürlich nicht unsere Patienten weg, um diese Änderung zu bekommen, sondern wir übernehmen das.“ Das sei ein Riesenzeitaufwand. Zusätzlich müsse jede Abweichung jedoch „lang und breit“ dokumentiert werden, und trotzdem kämen unter Umständen noch nach einem halben Jahr nachfragen, wenn man sich an den Einzelfall vielleicht gar nicht mehr im Detail erinnern könne.

Im schlimmsten Fall würden die Kassen sogar die Erstattung streichen. Dabei gehe es nicht nur um den Honoraranteil der Apotheke von in der Regel drei Prozent, sondern auch den Einkaufspreis. Dann bleibe die Apotheke auf den kompletten Kosten sitzen, „obwohl der Patient richtig versorgt worden ist“. Das könne bei manchen Medikamenten richtig teuer werden. Laut Moser ist dies ein Problem zwischen Krankenkassen und Apotheken; die privaten Krankenversicherungen seien sehr viel weniger bürokratisch.

Internet gefährdet Notdienst

Nach Mosers Angaben stehen die Apotheken aber nicht nur durch Bürokratie unter Druck, sondern auch durch die großen Internetapotheken, die „Rosinenpickerei“ betrieben, weil sie sich natürlich nicht an Notdiensten beteiligen. Im Grunde sei dies dasselbe Problem wir im Buchhandel oder anderen Bereichen des Einzelhandels, der die „Läden vor Ort plattmacht“ – oder eben die Versorgung mit Medikamenten rund um die Uhr.

Was Medikamente kosten dürfen, ist in der Arzneimittelpreisverordnung gesetzlich geregelt. Demnach werden bundesweit auf alle verschreibungspflichtigen Fertigarzneien drei Prozent plus 8,35 Euro als Honorar aufgeschlagen, aus dem der laufende Betrieb finanziert werden muss, plus 21 Cent zur Sicherstellung des Notdienstes und 20 Cent zur Finanzierung zusätzlicher pharmazeutischer Dienstleistungen.

Inflation und Energiekosten nicht berücksichtigt

Laut Bundesverband der Apotheker gibt es einen zehn Punkte umfassenden Forderungskatalog. Eine der Forderungen lautet, den erwähnten Satz von 8,35 Euro auf 12 Euro anzuheben. Dieses sogenannten Fixum ist seit zehn Jahren nicht angehoben werden, Inflation und beispielsweise höhere Energiekosten sind also nicht berücksichtigt. Dieser Satz soll künftig durch einen Automatismus jährlich an die Kostenentwicklung angepasst werden. Die von Moser genannten Gründe des Protests finden sich in den Forderungen vier und fünf wieder, die „Handlungsfreiheit für Apotheken für die schnelle Patientenversorgung“ sowie „Reduzierung von Retaxationsverfahren“ lauten. Mit Letzterem sind die Abzüge bei der Kostenerstattung gemeint.

Info

Diese Apotheken sind am Mittwoch geöffnet:

Queichheimer Apotheke in der Queichheimer Hauptstraße 31

Klingbach-Apotheke in der Hauptstraße 50 in Rohrbach

Wasgau-Apotheke in der Weißenburger Straße 5 in Dahn

Weitere Apotheken (beispielsweise in Neustadt oder im Kreis Germersheim) können im Notdienstportal der Landesapothekerkammer gesucht werden.

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