Geschichten aus der Geschichte Die Queichtalbahn von Landau nach Annweiler feiert 150. Geburtstag

Der Westbahnhof auf einer 120 jahre alten Aufnahme.
Der Westbahnhof auf einer 120 jahre alten Aufnahme.

Dass die Eisenbahnstrecke gebaut wurde, hatte nichts mit der schönen Queichlandschaft zu tun. Es ging – wie so oft – ums Geld.

Loriot, der feinsinnige Chronist bundesrepublikanischer Lebenswirklichkeit, hat sie in seinem Sketch „Literaturkritik“ schon beschrieben, als er aus einem Kursbuch vorlas. Die Rede ist von der Eisenbahnstrecke Landau – Annweiler. Heute, am 12. September, feiert sie ihren 150. Geburtstag.

Dass sie gebaut wurde, hat nichts mit der schönen Queichlandschaft zu tun, die die Touristen genießen, sondern, wie immer ging es um Geld. Eine der großen Fragen der aufblühenden pfälzischen Industrie im frühen 19. Jahrhundert war die Verbindung von der saarländischen Kohleproduktion zum Industriestandort an der Rheinschanze, dem heutigen Ludwigshafen.

Beide Städte setzen sich ein

Für eine Trasse durch das Queichtal setzten sich die beiden Städte Landau und Zweibrücken schon im Jahre 1838 ein. Vergebens. Die finanzkräftigen Aktionäre in Ludwigshafen plädierten für eine Linie über Kaiserslautern nach Bexbach mit der einzigen Kohlengrube auf bayerischem Gebiet.

Bis 1855 musste Landau auf die Eisenbahn warten. Dann wurde die Stadt im Juli an die „Maximiliansbahn“ angeschlossen, die von Ludwigshafen nach Neustadt führte. Im Oktober erfolgte die Verbindung mit Weißenburg. Ein emphatisches Figurengedicht im „Eilboten“ vom 19. Juli begrüßte die neue Verkehrsära: „Herrlich glänzen sie, die stolzen Wagen. Ruck! Vom Dampfe werden wir getragen: Themis soll den Kutschen gnädig sein“. Von einem richtigen Bahnhof konnte allerdings nicht die Rede sein. Nur eine Holzbaracke, die im Falle einer Belagerung der Festung schnell wieder abgetragen werden konnte, hatte die Militärbehörde genehmigt.

Landau am Schienennetz

Erst 1877, nachdem die Festung Landau nach dem Deutsch-Französischen Krieg bedeutungslos geworden war, konnte ein repräsentativer Bahnhofsbau errichtet werden. Er wurde ja dann 1945 bei einem Bombenangriff schwer beschädigt. Nun war Landau an ein Schienennetz angeschlossen, aber es fehlte immer noch die Anbindung durch das Queichtal. Die Bahnverwaltung stellte sich taub. Nicht zuletzt, weil man eine unliebsame Konkurrenz zur Bexbachbahn fürchtete. Aber der öffentliche Druck wurde immer stärker. Es bildeten sich „Lokalkomitees“ aus Politik und Wirtschaft, man würde sie heute als Bürgerinitiativen bezeichnen, die auch bei der Regierung in München vorstellig wurden.

Pfälzische Eisenbahner im Bahnhof von Annweiler um 1890.
Pfälzische Eisenbahner im Bahnhof von Annweiler um 1890.

Die Hartnäckigkeit zahlte sich aus – wenigstens teilweise. Nicht bis Zweibrücken, sondern nur bis Annweiler sollte die Trasse führen. Sie sollte nur als „Nebenbahn“ dienen und „mit größtmöglichster Ermäßigung der Baukosten“ errichtet werden. Am 12. September 1874 rollte der erste Zug fahrplanmäßig nach Annweiler, nicht ohne an dem neuen Westbahnhof zu halten, der 10 Jahre zuvor in Dürkheim erbaut worden war, dort abgerissen und in Landau wieder aufgebaut wurde.

Zwei Jungs bestaunen eine Dampflok.
Zwei Jungs bestaunen eine Dampflok.

Freilich gab es auch Widerstände. Ein Siebeldinger Winzer schrieb damals in sein Tagebuch: „durch den Raach geh’n unser Wingert kaputt, die Grumbeere kinnen net recht wachse und durch die Funke kann die ganze Ernt verbrenne“. Die Befürchtungen blieben unbegründet. Recht behielt eher der Journalist des „Eilboten“, der bei der Eröffnung schrieb: „Die drei Jahre des Baues haben eine Lohnerhöhung und einen Wohlstand unter die arbeitende Bevölkerung … gebracht, der ihnen die Zeit unvergeßlich machen wird.“

Die Strecke Annweiler – Zweibrücken wurde dann am 25. November 1875 in Dienst gestellt, feiert also im kommenden Jahr 150-jähriges Bestehen.

Der Bahnübergang in der Weißenburgerstraße einst.
Der Bahnübergang in der Weißenburgerstraße einst.
x