Landau Ein Jungbrunnen für Oldtimer

An Tisch Nummer 68 geht es (fast) nur um Autos.
An Tisch Nummer 68 geht es (fast) nur um Autos.

„Der Seltenheitswert spielt eine große Rolle, weniger das Alter“, erzählt Gerhard Müller, zweiter Vorsitzender des Ortsclubs. Er hat wieder einmal zum Stammtisch in den Schweigener Hof in Schweigen-Rechtenbach eingeladen. Die Freunde und Autofans kommen von überall: aus Kaiserslautern, dem Badischen oder dem Elsass. „Auch in der Südpfalz gibt es viele solcher Autobesitzer. Diese zu erreichen und ihnen ein Forum zu geben, ist der Grund für diesen Stammtisch“, bringt es Müller auf den Punkt. Baujahr und Typ des Fahrzeuges spielen daher eine eher untergeordnete Rolle. Entscheidender an den Ausfahrten, die der Ortsclub Deutsches Weintor veranstaltet, sind Stil und Seltenheitswert der Fahrzeuge. Ein Nebeneinander von Oldtimern, Youngtimern und nicht alltäglichen Neufahrzeugen ist ausdrücklich erwünscht und soll „eine attraktive Zeitreise durch technische Entwicklung, Design und Lifestyle ermöglichen“, lautet der Leitgedanke der Verantwortlichen. So geht es auch darum, die Unterschiede der verschiedenen Zeitalter herauszustellen. Bei einer Ausfahrt waren beispielsweise ganz unterschiedlich alte und junge Maserati dabei. Nebeneinander geparkt, lässt sich die Entwicklung gut erkennen, und die Auto-Fans kommen ins Gespräch. Natürlich darf auch das gemeinsame Essen nicht fehlen. „Es geht mehr um das Gesellschaftliche als ums Sportliche“, sagt Müller. Den Stammtisch gibt es allerdings erst seit Anfang dieses Jahres. Das nächste große Ziel der Autofans: Eine deutsch-französische Ausfahrt veranstalten, passend dazu eine Art Ausstellung der Fahrzeuge auf einem Parkplatz. „Dort können die Besitzer ihre Autos präsentieren“, erzählt Müller. Er selbst besitzt gar keinen Oldtimer oder Fahrzeug mit Seltenheitswert – er fährt einen Audi A4. Zusammen mit Jean-Luc Merck und Wolfram von Staal gehört Müller zum Orga-Team, das die Ausfahrten plant. Die nächste ist übrigens für den 20. Oktober geplant, dann geht es zu einem Tagesausflug ins Elsass. Aber beim Stammtisch wird nicht nur lose geplaudert. Es werden Adressen von Werkstätten ausgetauscht, Tipps und Tricks rund um Pflege oder das Fahren. „Netzwerken“, nennt von Staal das. Er bezeichnet sich selbst als italophil, hat ein Faible für italienische Fahrzeuge und besitzt selbst unter anderem einen Lancia. Schräg gegenüber sitzt Uwe Zwally. Wer auf sein T-Shirt schaut, kann erahnen, welche Vorlieben er hat. „Ich bin Käfer-Freak“, sagt er und lacht. Zu Hause steht ein VW Käfer aus dem Jahr 1955. Und stehen ist ein passender Ausdruck. „Es ist ein Schönwetter-Auto. Am liebsten fahre ich samstags oder sonntags“, sagt Zwally. Er schwärmt für das deutsche Kult-Auto schlechthin. In einem Käfer habe er einst das Autofahren auf Waldwegen gelernt. Auch wenn früher im Winter die Straßen zum Schweigener Sportplatz verschneit waren – der Käfer habe immer einen Weg gefunden. Der Elsässer Jean-Luc Merck aus Riedseltz fährt einen Citroën aus dem Jahre 1947. „Mir ist lieber, er steht“, sagt er und muss selbst schmunzeln. „Es gibt eben verschiedene Sorten Oldtimer-Freunde“, sagt Jürgen Scheier aus Elchesheim-Illingen. Er ist mit ein paar Freunden aus dem Badischen gekommen. Dort gebe es zwar den „Zylinder-Stammtisch“ für Mercedes, aber das Schöne hier im Schweigener Hof sei, dass jedes Auto seinen Platz habe. „Manche nutzen ihr Auto und erfreuen sich am Material, andere schauen lieber nur und fahren nicht“, sagt Scheier. Er gehöre zur ersten Sorte, habe zahlreiche alte Mercedes und diese auch an seine Kinder weitergegeben. „In manchen sind noch die ersten Glühbirnen drin“, sagt er und schwärmt von der Auto-Qualität vergangener Tage. Mit einem besonderen Fahrzeug ist Martin Picard aus Kaiserslautern da. Sein TVR Sagaris aus dem Jahr 2008 fällt nicht nur optisch auf dem Parkplatz vor dem Schweigener Hof auf – auch klanglich. Etwa 180 Stück seien von dem englischen Sportwagen gebaut worden, erzählt Picard, der durch seinen Vater zur Auto-Leidenschaft kam. „Solche Treffen erhöhen quasi die Lebensdauer der Fahrzeuge. Fast wie ein Jungbrunnen“, sagt er.

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