Landau Eine denkwürdige Partie

Eines der ersten Mannschaftsfotos der Hauensteiner Nachkriegsmannschaft von 1951. Viele der Spieler zählten drei Jahre vorher zu
Eines der ersten Mannschaftsfotos der Hauensteiner Nachkriegsmannschaft von 1951. Viele der Spieler zählten drei Jahre vorher zum Kader gegen den Deutschen Meister 1948/49 VfR Mannheim.

«Hauenstein». Vor 70 Jahren war auf dem alten Sandplatz am Hauensteiner Needing einiges los: Am Sonntag, dem 23. Mai 1948, strömten überaus viele Fußballfreunde aus der Südpfalz in das Schuhdorf, um den kommenden Deutschen Fußballmeister VfR Mannheim 1948/49 in Bestbesetzung gegen die SG (Sportgemeinschaft) Hauenstein zu sehen. So hieß der auch heute noch erfolgreiche „Hääschdner“ Sportclub (SC) in den ersten Nachkriegsjahren.

Über 3000 Zuschauer sind es schätzungsweise gewesen. Und weil es keine erhöhten Stehplätze um den Sandplatz gab, standen die Zuschauer in dicht gedrängten Reihen hinter der Holzbarriere und hinter den Toren. Fotos von dieser denkwürdigen Begegnung gibt es leider keine. Unser „Marktplatz regional“-Mitarbeiter, der damals als achtjähriger Bub dieses Ereignis miterleben durfte, hat sich über all die Jahrzehnte die vierseitige großformatig gedruckte Spiel-Zeitung zu diesem größten sportlichen Nachkriegs-Ereignis in Hauenstein aufbewahrt – ein zeitgeschichtliches Dokument auch für den Hauensteiner SC, der kommendes Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiern darf. Die Hauensteiner mit der legendären Nachkriegsmannschaft, die alle gerade zwei oder drei Jahre zuvor aus der Gefangenschaft nach Hause gekommen waren, lieferten das „Spiel ihres Lebens“, wie der vor wenigen Jahren im Alter von 91 Jahren verstorbene Oswald Deny mitteilte. Er war nicht nur einer der Stützen dieser Nachkriegsmannschaft, sondern bis ins hohe Alter auch ein ehrenamtlicher Sammler und Erzähler von Geschichten und Erinnerungen aus der Zeit, als die jungen Leute mitten aus ihrer Begeisterung für den Fußball in den Krieg mussten. Von Oswald Deny wissen wir beispielsweise, dass er 1945 völlig abgemagert aus der Gefangenschaft nach Hause kam und am folgenden Sonntag schon wieder mit selbstgebastelten Fußballschuhen in Clausen sein erstes Nachkriegsspiel machte. „Fußball war für uns junge Heimkehrer, denen man die besten Jahre geraubt hat, die beste Medizin, um über die schrecklichen Erlebnisse hinwegzukommen. Das war knapp einen Monat vor Beginn der DM-Zeit alles schon besser geworden.“ Das Spiel gegen den VFR Mannheim „war für uns alle die absolute Krönung unseres Fußballerlebens, es war ein Traum und ein Geschenk, gegen Torwart Hermann Jöckel, Kurt Keuerleber, Ernst Langlotz, Kurt Stiefvater oder den legendären Rudolf de la Vigne spielen zu dürfen“, äußerte sich Oswald Deny einige Jahre vor seinem Tod in einem 45-minütigen Interview-Film beim Offenen Kanal in der Sendereihe „Zu Gast im Deutschen Schuhmuseum“. Das Spielergebnis, das normalerweise bei Spielberichten am Anfang steht, sei ausnahmsweise bei diesem Großereignis an den Schluss gestellt: 6:2 (1:2) siegten die Fußballhelden um Rudolf de la Vigne gegen die Hauensteiner. Und warum die Meistermannschaft 1948/49 aus der Neckarstadt als in diesem Jahr beste deutsche Fußballmannschaft gerade ins beschauliche Hauenstein zum Gastspiel gekommen ist, hat seinen einfachen Grund darin, dass es dem neuen dynamischen Vorsitzenden und Bürgermeister Franz Seibel („de Grousefranz“), gelungen war, Rudolf de la Vigne kurzzeitig als Trainer zu gewinnen. Und da gibt es noch eine kleine Episode knapp vier Wochen vor der Währungsreform 1948, die der damalige Schriftführer so niedergeschrieben hat: „Leider gingen die schönen Platzeinnahmen durch die bald darauf folgende Währungsumstellung zu 90 Prozent wieder verloren….“

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