Landau Einkaufen: Ist Landau ein zu teures Pflaster?

Die Gerberstraße muss derzeit sieben Leerstände verkraften. Weitere kommen nun hinzu.
Die Gerberstraße muss derzeit sieben Leerstände verkraften. Weitere kommen nun hinzu.

In der Landauer Gerberstraße schließen weitere Geschäfte. Und ein Pop-up-Store zieht um, weil er sich die Miete dort nicht leisten kann.

Auf den Scheiben der Schaufenster prangen Schilder mit den Aufschriften „Wir schließen“ und „Räumungsverkauf“. Im östlichen Teil der Gerberstraße, Richtung Königstraße, trifft es gleich zwei Modeläden , die nicht weit von einander entfernt liegen. Kenny S. schließt zum 17. Oktober, der größere Camp David wohl am Monatsende. Dazwischen liegen zwei Immobilien, deren Geschäftsflächen schon länger verwaist sind.

Gegenüber, in der Gerberstraße 33, hatte im März der Pop-up-Store „Cacopardo Concept und aparte Kunst“ eröffnet. Designerin Liliana Cacopardo und Künstlerin Olga David bieten Schuhe, Taschen und Accessoires sowie Bilder und Skulpturen an. Bei diesem Konzept hat die Stadtverwaltung ihre Finger im Spiel.

Der Pop-up-Store Cacopardo Concept und aparte Kunst wird die Gerberstraße verlassen.
Der Pop-up-Store Cacopardo Concept und aparte Kunst wird die Gerberstraße verlassen.

Förderung läuft aus

Es ist das erste Geschäft, das über das Landauer Leerstandsprogramm „LeLa – It’s a Match“ mitgetragen wird. Die städtischen Wirtschaftsförderung verdingt sich als Mittler zwischen Vermieter und Mieter, um die Innenstadt attraktiv zu halten und Unternehmer mit innovativen Geschäftsideen zu fördern. Die Eigentümerin reduziert die Pacht um 30 Prozent, den Rest teilen sich die Stadt und die Unternehmerinnen wobei der städtische Anteil zu 90 Prozent über einen Landeszuschuss gedeckt ist. Doch der Mietvertrag läuft Mitte November aus. Cacopardo und David müssten dann für die volle Miete selbst aufkommen.

Das sei an diesem Standort in der Gerberstraße nicht zu schaffen, betont Olga David gegenüber der RHEINPFALZ. Dort seien die Mietpreise überteuert. Obwohl es sich dort nicht mehr um eine 1A-Lage handele, wie David meint, blieben die Preise aber so hoch wie vor Jahren noch. Die Unternehmerinnen suchen preiswertere Räume in Landau. „In der Marktstraße sind die Preise niedriger, und die Kundenfrequenz ist besser“, sagt die Künstlerin.

Der Räumungsverkauf im Geschäft Camp David läuft.
Der Räumungsverkauf im Geschäft Camp David läuft.

Konzept geht auf

Das Konzept werde sehr gut angenommen. Gerade habe sich die Adresse über Mund-zu-Mund-Propaganda herumgesprochen, da müssten sie dort wieder einpacken. Laut David hat Cacopardo bereits einen kleinen Laden gefunden, in dem sie die italienischen Schuhkreationen und auch Bilder anbieten möchte. Sie selbst hat in den acht Monaten Werken von 45 Künstlern gezeigt – und auch gut verkauft, wie sie versichert. Olga David möchte das Konzept beibehalten, also eine Mischung aus Kunst und anderem Handgemachten. Die Wirtschaftsförderung der Stadt ist im Boot.

Überhaupt sind Leiter Martin Messemer und Marc Siener regelmäßig in Kontakt mit Eigentümern von Geschäftsimmobilien und potenziellen Mietern. Messemer berichtet, dass die relative große Fläche des bisherigen Ladens Camp David, Gerberstraße 34, bereits ein Makler eingeschaltet worden sei, um Nachfolger zu suchen.

Auch Kenny S. schließt. Dort ist der 16. Oktober der letzte Verkaufstag.
Auch Kenny S. schließt. Dort ist der 16. Oktober der letzte Verkaufstag.

Ketten reduzieren

„Es geht uns wie anderen auch“, sagt Martin Messemer. Der Handel verändere sich und werde den Funktionen der gewachsenen Innenstädte oft nicht mehr gerecht. Der Online-Handel wächst in dem Maß, in dem Menschen älter oder unbeweglicher werden. Die Stadt Landau steht laut Messemer und Siener auch mit Handelsketten in Kontakt, doch dort seien Expansionsstopp und vorsichtige Reduktion die Themen. „Das macht alles nicht leichter.“ Der Kaffeeverkäufer Starbucks beispielsweise konzentriere sich nur noch auf Standorte ab 100.000 Einwohnern.

Den Kleineren bleiben Fast Food, Barber-Shops, Nagelstudios und Telefonläden. Wenn das Sortiment in der Innenstadt zugelassen sei, dann könne die Stadt niemandem verbieten, ein Geschäft zu eröffnen, erläutert Messemer. Die Leerstandsinitiative wolle den Leerstand überbrücken, damit er nicht so sichtbar sei.

Pacht schreckt ab

Der Wirtschaftsförderer führt ein weiteres Argument ins Feld. „Landau hat immer noch hohe Pachten.“ Laut aktuellem Mietpreisspiegel des Immobilienverbandes Deutschland (IVD) werden in 1A-Lagen in Landau für kleine Läden 55 Euro pro Quadratmeter verlangt, für große Flächen 32 Euro. Im vergangenen Jahr lagen die Pachten bei 60, beziehungsweise 35 Euro. Nach Angaben der Gesellschaft für Konsumforschung gilt als 1A-Lage eine Immobilie im Stadtzentrum mit der höchsten Passantenfrequenz vor Ort.

Zum Vergleich: In Neustadt zahlen Ladenbetreiber für kleine Geschäfte in 1A-Lage 24 Euro, für große Flächen 20 Euro pro Quadratmeter. In Speyer sind es 34, beziehungsweise 24,50 Euro, in Pirmasens 18 sowie 12,50 Euro. Als kleine Läden gelten Flächen bis circa 60 Quadratmeter, als große Gewerbeflächen in der Innenstadt 150 Quadratmeter aufwärts. Natürlich seien die Preise Ausdruck der Attraktivität einer Stadt, sagt Martin Messemer, aber viele Geschäftsleute seien nicht mehr in der Lage, die hohen Pachten zu zahlen.

Schaufenster zu klein

Landau ist bei den Handelsflächen in der City recht kleinteilig. Laut Messemer ist das mitunter auch ein Problem, weil der Unternehmer sein Sortiment ja präsentieren müsse. Die Künstlerin Olga David, die auf der Suche nach einer geeigneten Bleibe für ihre „aparte Kunst“ ist, berichtet, dass sie zwar eine neue Adresse an der Hand hat, dort aber das Schaufenster zu klein ist, um Bilder attraktiv ausstellen zu können und Kunde so auf das Angebot aufmerksam machen zu können.

Einige Sorgenkinder in der Gerberstraße bleiben. Der Eigentümer des Anwesens Nummer 11, in dem zuletzt das Juweliergeschäft Klink vor seinem Umzug ins Nachbargebäude war, reagiert seit Jahren nicht auf Appelle seitens der Stadt. Und beim Dauer-Leerstand Hessel wird es auf absehbare Zeit bleiben, weil der Eigentümer im Haus wohnt und diese Räume und der einstige Laden verbunden sind. Das Haus, in dem ehemals die Parfümerie Schumacher Anlaufstelle für Düfte und Kosmetik war, ist verkauft. Messemer hat Hoffnung, dass der Laden kein Leerstand bleiben wird.

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