Landau Er-lebt-Gemeinde weist Vorwürfe von Trans-Frau zurück

Der Gemeinde werden harte Vorwürfe gemacht.
Der Gemeinde werden harte Vorwürfe gemacht.

Die Landauer Er-lebt-Gemeinde weist die Vorwürfe von Kaycee Hesse in einem am Samstag in der Printausgabe der RHEINPFALZ publizierten Interview in einer auf ihrer Homepage verlinkten Stellungnahme sowie im Gottesdienst vom vergangenen Sonntag zurück. Auch Oberbürgermeister Geißler bleibt bei seiner Position.

„Über bestimmte Aussagen und Handlungsanweisungen, die in den Gesprächen gefallen sein sollen, wundern wir uns sehr“, heißt es in der Stellungnahme. „Sie entsprechen weder dem persönlichen Sprachgebrauch des Pastors, noch entsprechen sie dem Dienstverständnis von LeiterInnen unserer Gemeinde. Sie passen auch nicht zu unserer Gemeindekultur oder unseren Glaubensüberzeugungen. Es ist für uns unverständlich, woher diese Formulierungen stammen. Der Pastor versichert uns, dass er sich vor allem in Bezug auf das Thema Geschlechtsverkehr nicht in dieser Form geäußert hat.“

Keine Reaktion auf Anfrage

Gleichzeitig heißt es aber weiter: „Sollte dies, trotz ehrlichen Bemühens, dennoch stattgefunden haben oder so verstanden worden sein, bedauern wir das zutiefst. Wir machen Betroffenen Mut, sich bei uns zu melden.“ Man wolle die Vorwürfe nicht auf die leichte Schulter nehmen oder wegwischen. Man wolle den Dialog suchen. „Die Entwicklung, dass man in unserer Stadt über uns spricht statt mit uns, beobachten wir mit schwerem Herzen.“

Die Er-Lebt-Gemeinde hat auf die Anfrage der RHEINPFALZ vom Freitag und eine Nachfrage vom Montag, ob man sich zu den Vorwürfen in einem Interview äußern wolle, bis Redaktionsschluss nicht reagiert.

„Geliebte Mitglieder der Gemeinde“

Oberbürgermeister Dominik Geißler weist den Vorwurf der Gemeinde, eine Gesprächsanfrage an ihn sei unbeantwortet geblieben oder abgelehnt worden, zurück. Das sei nicht korrekt, teilt Geißler in einer Stellungnahme mit. Es gab ein Gespräch mit einem Vertreter der Evangelischen Allianz, in dem Geißler deutlich gemacht habe, dass die Stadt nicht mehr mit der Allianz kooperiere, sofern die homophoben Positionen weiter bestehen. „Derselbe Vertreter wünschte wenige Tage später erneut ein Gespräch“, heißt es. Dieses mache nur dann Sinn, wenn die Evangelische Allianz bereit sei, ihre Positionen zu überdenken. Geißler habe am Montag mit einem Vertreter der Gemeinde gesprochen und ein weiteres Gespräch vereinbart. Das werde erfolgen, wenn die Gemeinden der Allianz über ihre Positionen beraten haben.

Trans- und Homophobie hätten in der Gemeinde keinen Raum, heißt es weiter in der vom Leitungskreis von Er-lebt unterzeichneten Stellungnahme. „Vorurteile und Ausgrenzung widersprechen in unseren Augen dem Weg, den Jesus seine Kirche lehrt.“ Menschen jeglicher sexuellen Orientierung seien geliebte Mitglieder der Gemeinde. Das begrüße Geißler ausdrücklich.

Gemeinde glaubt Hesse nicht

Der Oberbürgermeister hat laut der Mitteilung jedoch auch das Interview mit Kaycee Hesse gelesen. Seine Solidarität gelte dem Opfer und er glaube uneingeschränkt Hesses Schilderungen – „was die Er-lebt-Gemeinde offenbar nicht tut, wie man deren Stellungnahme entnehmen kann“. Geißler wünsche sich eine Aufarbeitung der Geschehnisse. Er werde dies auch in dem geplanten Gespräch mit den Vertretern der Allianz zum Thema machen.

Kaycee Hesse hatte in dem Interview einem mittlerweile ausgeschiedenen Pastor der Gemeinde unter anderem vorgeworfen, ihr nach ihrem Outing als Trans-Person unterstellt zu haben, sie sei nur „untervögelt“ und weitere stark grenzüberschreitende Aussagen ihr gegenüber gemacht zu haben. „Ich hätte ein offenes Ohr gebraucht, vor allem in Anbetracht des sehr langen, schwierigen und steinigen Weges vor mir. Ich hätte Unterstützung gebraucht, statt zu hören, dass es alles falsch und gegen Gottes Willen ist.“

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