Landau Experimentierfreude: Burger-Laden bringt italienische Klassiker

Kostprobe muss sein: Marcus Peter testet das selbst gemachte Eis in der Schokowaffel.
Kostprobe muss sein: Marcus Peter testet das selbst gemachte Eis in der Schokowaffel.

Das Team von Rohr’s Craft Burger ist experimentierfreudig. Auf der Karte stehen nicht mehr nur die gegrillten Klassiker, sondern auch Eis. Und Pizza nach spezieller Machart.

Wer es nicht mit „Tofu Thorsten“ oder „Solana Beach“ hält, der kann es neuerdings auch mit „The Rind of Change“ oder dem „Veganer von Askaban“ versuchen. Hinter den bizarren Namen haben sich erst ausgefallene Burger versteckt, jetzt sind es auch Pizzen. Bei Rohr’s Craft Burger in der Landauer Innenstadt werden nicht mehr nur die gegrillten Klassiker im Briochebrötchen serviert, sondern auch die Schlager der italienischen Küche. Die Idee sei von der Chefin gekommen, erzählt Marcus Peter, Angestellter, Burgerbrater, Kassierer, Auslieferer und nun also auch Pizzabäcker. Richtig aufteilen lassen sich die Rollen in dem dreiköpfigen Team nicht, „hier macht jeder irgendwie alles“, sagt er. Das Team besteht neben Marcus Peter aus dem Ehepaar Patricia Rohr-Zeiß und Pascal Rohr, das das Lokal leitet. Rohr-Zeiß ist Halbitalienerin, da habe das mit der Pizza nahegelegen, erzählt Peter. Doch auch selbst gemachtes Eis als Dessertklassiker soll nicht mehr fehlen.

Jeden Tag muss alles circa zwei Stunden lang vorbereitet werden, bevor die Ladentüre geöffnet wird. Routiniert wechselt Peter literweise Frittenfett, wäscht 25 Kilogramm Kartoffeln, bringt sie mit einer speziellen Maschine in Frittenform und bereitet die Sitzmöbel vor. „Am Wochenende sind das gut und gerne auch mal 60 Kilogramm Kartoffeln. Pro Tag.“ Sonntags müssen dann noch die Dampfnudeln vorbereitet werden, die montags aus dem eigenen Foodtruck verkauft werden. Der 23-Jährige hat nach dem Abitur bei Rohr’s Craft Burger gejobbt und ist den Chefs treu geblieben.

Es wird gerne etwas Verrücktes ausprobiert

Die legen Wert darauf, dass alles, was verarbeitet wird, aus der Region kommt. Pascal Rohr ist gelernter Bäcker. Am Anfang hat er die Brötchen für die Burger selbst gebacken, doch das war irgendwann zu viel Arbeit neben allem, was sonst noch dazugehört. Die Burgerbrötchen kommen nun aus einer Karlsruher Bäckerei. Der Salat stammt aus der Pfalz, das Fleisch von ausgewählten regionalen Höfen und an den Soßen wird im Haus getüftelt. Vor allem Letztgenanntes sei sehr zeitaufwendig. Aber hier probieren sie gerne etwas „Verrücktes“. Zum Beispiel den sogenannten Erdbeersenf. Wie der Name verrät, eine süße Masse mit erdbeerigem Geschmack und einer Konsistenz wie Senf. „Passt zu unserem Ziegenkäse-Burger“, verrät Marcus Peter.

Für das Team gibt es in der Küche und an der Kasse immer genug zu tun. Zurzeit wird noch jemand angelernt. Das Restaurant kommt ohne Bedienung aus, bestellt wird einfach an der Theke. Sind Marcus Peter und die Crew in der Küche beschäftigt, dann läuten die Gäste am Tresen eine kleine Glocke. Und die geht dem jungen Koch durch Mark und Bein: „Die Glocke höre ich nachts schon beim Schlafen.“ Er erzählt von einigen Stammkunden, deren Bestellungen er oft vorher schon kenne. „Eine Kundin bestellt immer den Burger The Real Chili Cheese, aber ohne Röstzwiebeln und mit Avocadocreme. Da denke ich mir: bitte nicht.“ Trotzdem, betont er schmunzelnd, sei natürlich alles möglich. Ein Kunde wollte seinen Käse extra im Ofen gebacken haben. Der Teller sei dann zwar gesprungen, der Kunde aber glücklich gewesen.

Die Ideen gehen nicht aus

Von jetzt an wird sich Peter auch Pizzawünsche merken müssen. „Wir wollen die neapolitanische Pizza machen. Das heißt dünner Boden, luftiger Rand“, erklärt der junge Koch. Peter holt den frisch gekneteten Teig aus dem Keller. Dieser hat 48 Stunden in der Kälte geruht, damit die Hefe arbeiten kann und sich die Aromastoffe entwickeln. Der zukünftige Pizzaboden wird im Haus hergestellt. Dann ist die hausgemachte Tomatensoße wichtig. „Und kein vorgeriebener Käse“, sagt er. Der müsse am Stück kommen und frisch geschnitten werden. „Das macht es eben aus.“ Er beteuert, dass es in ganz Landau keine Pizza gebe, die so zubereitet wird wie hier. Alle Gerichte seien auch vegan erhältlich. Um ein optimales Ergebnis zu bekommen, wird unverarbeiteter Pizzateig zum Neuen dazugegeben. Das mache den frisch angerührten Teig dehnbarer und sorge dafür, dass er nicht so leicht reißt.

Nach Burger oder Pizza darf ein erfrischendes Eis nicht fehlen. Der Klassiker zum Dessert wird von nun an auch selbst hergestellt. „Am Anfang haben wir das Eis eingekauft, waren damit aber nicht zu 100 Prozent zufrieden.“ Dann haben die Burgerbrater und Pizzabäcker einfach probiert, es selbst herzustellen. Eine Eismaschine nimmt dabei viel Arbeit ab. Einmal durchgestiegen, sei „Eis machen gar kein Stress“, sagt der junge Mann gelassen und formt zwei Kugeln für eine Kostprobe. „Bei Waldfrucht-Minze müssen wir wegen der Konsistenz noch etwas nachbessern. Es ist ein bisschen bröckelig. Aber die Minze ist gut. Nicht zu stark, nicht zu schwach.“ Auf das richtige Mischverhältnis von Frucht, Milch, Sahne und Zucker komme es an. „Die Sahne sorgt für die Cremigkeit, die Milch für die Viskosität“, erklärt der Tausendsassa der Küche. „Mit mehr Milch wird die Konsistenz dünner.“ Passend zur Jahreszeit wurde im Winter auch schon Orangentiramisu serviert. Marcus Peter stellt sein Eis zur Seite und verschwindet wieder in der Küche. Er müsse noch einiges vorbereiten, bevor die ersten Kunden die Tresenglocke läuten.

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