Landau Experten stehen Rede und Antwort zu Geothermie

Das Geothermiekraftwerk in Landau versorgt bisher nur kleine Bereiche der Stadt mit Nahwärme.
Das Geothermiekraftwerk in Landau versorgt bisher nur kleine Bereiche der Stadt mit Nahwärme.

Wie kann die Wärmewende in Landau gelingen, und welche Rolle könnte die Tiefengeothermie bei einer CO2-neutralen Wärmeversorgung spielen? Darüber will die Stadtverwaltung mit den Landauern reden. Erste Kritik regt sich schon. Einer hegt aber auch gewaltige Hoffnungen.

Seit der Stadtrat vor rund einem Jahr nach einer Expertenanhörung seine ablehnende Haltung gegenüber der Geothermie aufgegeben hatte, hat die Stadtverwaltung nach eigenen Angaben viele Gespräche mit Energieversorgern, Kraftwerksbetreibern und weiteren Fachleuten geführt mit dem Ergebnis, dass sich der Ausbau der Erdwärmenutzung in Landau konkretisiert. Wie berichtet, fordert die Stadt von den Betreibern der beiden Kraftwerke in Landau und Insheim, dass sie jederzeit so viel Wärme liefern müssen, dass ganz Landau damit rechnerisch versorgt werden kann, wenn sie Flächen im neuen Gewerbegebiet D12 haben wollen.

Die Bevölkerung soll dabei mitreden können. Das hatten Oberbürgermeister Dominik Geißler (CDU) und seine Amtsleiter bereits angekündigt. Den Auftakt soll eine Informationsveranstaltung am Donnerstag im Alten Kaufhaus machen, teilt die Stadtverwaltung mit.

Der Oberbürgermeister kennt die Bedenken

Geißler nennt die Zukunft der Wärmeversorgung „eines der beherrschenden Themen unserer Zeit“; es sei von vielen Sorgen und Unsicherheiten begleitet. Damit spielt er offenbar auf den Streit innerhalb der Regierungskoalition und die Befürchtung vieler Menschen an, dass sie sich neue Heizungen nicht leisten könnten. Diese Sorge hatte bereits Thomas Waßmuth, der Vorstand des heimischen Versorgers Energie Südwest zu zerstreuen versucht.

Die Geothermie würde den Einbau von teuren Wärmepumpen in den Haushalten entbehrlich machen, so die Stadt. Doch auch Geißler weiß um die Probleme, die es in der Vergangenheit mit Beben und Bodenhebungen gegeben hatte. „Daher erwarten wir von den beiden Unternehmen, die die Geothermie in Landau ausbauen möchten, dass sie sowohl eine technisch sichere Durchführung etwaiger neuer Bohrungen garantieren als auch geeignete Versicherungen mit Beweislastumkehr im Sinne eventuell Betroffener abschließen.“ Das heißt, dass nicht der geschädigte Bürger nachweisen muss, dass zum Beispiel Gebäudeschäden vom Kraftwerk herrühren, sondern dass der Betreiber beweisen muss, dass er nicht verantwortlich zu machen ist.

Karlsruher Professor gibt Auskunft

Geißler fordert alle Landauerinnen und Landauer auf, sich zu informieren, Fragen zu stellen und Rückmeldungen zu geben. Ins Alte Kaufhaus sind als Gesprächspartner geladen: Thomas Kohl, Professor am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und Inhaber des Lehrstuhls für Geothermie, Thorsten Weimann, Geschäftsführer der Vulcan Energie Ressourcen GmbH, die das Kraftwerk in Insheim gekauft hat, Gregor Gruber, Chief Executive Officer der IKAV Group (der das Landauer Kraftwerk gehört) und Thomas Waßmuth, Vorstand der Energie Südwest AG. Rede und Antwort stehen auch der Oberbürgermeister, Wirtschaftsförderer Martin Messemer und Bauamtsleiter Christoph Kamplade.

Beschlossen ist noch nichts, aber der Stadtrat soll die Verwaltung ermächtigen, weitere Verhandlungen mit den beiden Unternehmen Vulcan und IKAV zu führen. Diese wollen über mehrere Bohrungen in und um Landau Wärme, Strom und Lithium gewinnen. Für Produktionsanlagen werden große Flächen im künftigen Gewerbegebiet D12 benötigt: bis zu neun von 22 Hektar Fläche, die dort ausgewiesen werden. Die Stadt erwartet von beiden Unternehmen, miteinander zu kooperieren, um möglichst wenige Flächen zu verbrauchen.

Interessengemeinschaft bleibt skeptisch

Dafür gibt es zumindest ansatzweise Vorschusslorbeeren: Thomas und Monika Hauptmann, die zur Interessengemeinschaft Pfalz Par Terre gehören, bescheinigen den Verantwortlichen der Stadt „einen in vergangenen Jahren schmerzlich vermissten Weitblick“. Vielleicht könne aus einem lahmen Klepper, dem Geothermiekraftwerk Landau, „doch noch ein rassiges Rennpferd mit den Qualitäten einer eierlegenden Wollmilchsau“ werden. Immerhin habe das Unternehmen IKAV Erfahrung mit Nahwärmeversorgung. Bei den Vulcan-Plänen zur Lithium-Gewinnung bleibt Pfalz Par Terre dagegen skeptisch. Die angekündigten Termine zur Lieferung des Rohstoffs, der für Akkus und insbesondere die E-Mobilität in großen Mengen benötigt wird, seien schon jetzt kaum noch zu halten.

Unterm Strich hält die Interessengemeinschaft eine Festlegung auf Geothermie jedoch für voreilig. Einen Weiterbetrieb des Landauer Kraftwerks mit reduzierter Wasserförderung, so wie dies in den vergangenen Jahren praktiziert worden ist, um Störungen zu vermeiden, sei tolerierbar, ebenso eine zeitgemäße Optimierung der oberirdischen technischen Anlagen. Doch einen Ausbau durch weitere Bohrungen lehnt Pfalz Par Terre ab.

Große Erwartungen aus Baden-Württemberg

Unterdessen hat der

Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Digitales und Verkehr, Michael Theurer, der auch FDP-Landesvorsitzender in Baden-Württemberg ist, das Insheimer Geothermiekraftwerk besucht. Er sieht große Potenziale der Tiefengeothermie zur Umsetzung der Wärmewende: „Deutschland hat das Potenzial, bis zu einem Viertel des Gesamtwärmeverbrauchs aus dieser Energieform zu erbringen. Die Vorkommen in der Region sind groß.“

Info

  • Informationsveranstaltung „Wärmewende in Landau: Chancen der Tiefengeothermie“ am Donnerstag, 15. Juni, ab 18.30 Uhr im Alten Kaufhaus. Die Veranstaltung wird auch auf der Homepage www.landau.de live übertragen.
  • Ausführliche Informationen zum Nachlesen hat die Stadt auf der Internetseite www.landau.de/geothermie zusammengetragen. Hier werden im Nachgang auch die Präsentationen aus der Informationsveranstaltung erscheinen.

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