Landau Friseursalon feiert Jubiläum

Wolfgang Mundil in seinem Friseursalon.
Wolfgang Mundil in seinem Friseursalon.

„Das wird mein Laden,“ wusste Wolfgang Mundil, als er die schmucke Fassade eines runtergekommenen ehemaligen Cafés in der Martin-Luther-Straße sah. Heute feiert er genau dort das 50-jährige Bestehen seines Friseursalons Mundil.

Ganz dezent hängt die 50 an den großen Spiegeln vor den Waschtischen und über der Anmeldetheke. Mehr Aufhebens will Wolfgang Mundil um das halbe Jahrhundert nicht machen. „Ich feiere doch jeden Tag Jubiläum, wenn ich meine Kunden bediene,“ weicht er jedwedem Ehrgebaren aus, erzählt aber mit Stolz, dass er nun schon die Enkel seiner ersten Stammkunden bedient, was für ihn die wertvollste Anerkennung dafür sei, dass er bei aller Kontinuität nicht nur im Herzen, sondern auch in seinem Handwerk jung und Up-To-Date geblieben ist.

Rentnerleben würde nicht passen

Das beschauliche Rentnerleben, das er längst führen könnte, würde ohnehin nicht passen zu diesen aktiven 74-Jährigen, der schon mit 24 Jahren die Meisterprüfung samt Schlüssel zum eigenen Salon in der Tasche und obendrein Verantwortung als Familienvater hatte. Von Anfang an arbeitete seine Frau Ingrid mit im Geschäft, bevor sie sich nach der Trennung in Bad Bergzabern selbständig machte. Seit einem „Wella-Seminar“ auf Korfu hat er dann eine gemeinsame Welle mit Uschi Katenhusen geritten, die dafür ihren eigenen Salon bei Hannover aufgab, langjährige Partnerin im Salon Mundil und Mutter der gemeinsamen Tochter Rabea ist.

Bis zu vier Mitarbeiter plus drei Lehrlinge haben die beiden in den intensivsten Geschäftsjahren zeitgleich angestellt, insgesamt mehrere Dutzend Lehrlinge – darunter zwei Männer – ausgebildet, dabei regelmäßig Seminare besucht und sogar besondere Veranstaltungen – wie die legendären „Friseur-Schauen“ von Wella in der Landauer Festhalle mit eigenen Kunden – begleitet. Ein ganzes Kapitel Gesellschafts- und Kulturgeschichte lässt sich da rückblickend aufblättern, an dessen Anfang Männer und Frauen noch in getrennten Räumen saßen, Filmstars, Bands und Sportler die Vorbilder für neue Frisurentrends lieferten, Onduliereisen von Dauerwellen, und Dauerwellen von Fönfriseuren abgelöst wurden. Es gab Zeiten, da wollten alle Frauen aussehen wie Audrey Hepburn, und ließen sich deshalb fremde Haarteile aufstecken.

Bands wie Bon Jovi rockten Trend der langen Haare

Dann kamen die Beatles und alle Männer wollten Pilzköpfe, Bands wie The Stones und Bon Jovi rockten den Trend der langen Haare, mit dem Musical Hair kam der Afrolook. „Ich war jung und wusste, wie man lange Haare schneidet“, schmunzelt Mundil, der damit nicht nur viele Kicker-Freunde glücklich machte. Auch bei den neuen Fönhaarschnitten, mit denen der legendäre Engländer Vidal Sassoon die Friseurbranche revolutionierte, war man im Salon Mundil durch Seminare bestens vorbereitet. „Nicht mehr einrollen und toupieren, sondern so exakt schneiden, dass die Frisur auch nach Wochen noch sitzt, das war eigentlich genau unser Ding. Damit begann das Damengeschäft richtig zu boomen.“

Natürliche Frisuren, ohne schädigende Belastung für Haar und Haut und mit schonenden Produkten, das ist bis heute das Mundil’sche Prinzip – nicht zuletzt zum eigenen Nutzen, denn Hautprobleme, über die manche Kollegen früher oft klagten, hatten sie nie. Ganz so natürlich, wie bei jenem Friseur, der in den 1960er-Jahren den Mörzheimern die Haare absäbelte, muss es dann aber doch nicht sein.

„Hoschd die Hoarschneidsache debei?“

Mundil, dessen Eltern dort das Gasthaus „Zum Storchen“ hatten, erinnert sich noch gut daran, wie sich ein Raum des großen Haues jeden Montag in einen mobilen Friseursalon verwandelte. „Der Friseur war so grottenschlecht, dass ich mir vorgenommen habe, es einmal besser zu machen“. So wurde Mundil Lehrling im ehemaligen Salon Adam in Landau, dann war er fünf Jahre lang Geselle in Geschäften in Bad Bergzabern, Karlsruhe und Neustadt, schließlich Meisterschüler in Biberach und sein eigener Herr, der sich nun freuen würde, wenn sich für seinen Salon bald ein Nachfolger finden würde. Eins allerdings hat sich seit seinem allerersten Lehrjahr nicht geändert: Egal, wo und wann und bei wem er in seiner Freizeit auftaucht – es wird ihm immer die gleiche Frage gestellt: „Hoschd die Hoarschneidsache debei?“

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