Landau Gegen Elterntaxis: Mit dem Fahrradbus in die Schule

Kinder sollen im Verband mit Erwachsenen in die Schule radeln.
Kinder sollen im Verband mit Erwachsenen in die Schule radeln.

Es gibt Reisebusse, Linienbusse, Schulbusse – und so merkwürdige Dinge wie „laufende Schulbusse“ oder Bicibusse. Letztere beide sollen in Kürze in Landau an den Start gehen.

Bicibus ist ein Kunstwort, zusammengesetzt aus dem spanischen Bici für Fahrrad und dem deutschen Bus. Damit ist gemeint, dass Kinder in Begleitung von einem oder mehreren Erwachsenen im Verband zur Schule radeln – auf festgelegten Routen und zu festen Uhrzeiten. Die Idee stammt aus Barcelona und wird in Deutschland von zwei Frankfurtern vorangetrieben. Sie kündigen auf ihrer Homepage an, dass der Fahrradbus demnächst auch in Landau verkehrt.

Das bestätigt Bürgermeister Lukas Hartmann (Grüne), der in den Fahrgemeinschaften einen doppelten Nutzen sieht. Erstens sei das Radeln gut für den Klimaschutz, zweitens gut für die Verkehrserziehung und die Verkehrssicherheit. Die Kinder könnten lernen, sich im Schutz der Gruppe sicher im Verkehr zu bewegen. Die Mobilitätsabteilung würde dies unterstützen, indem sie mit allen Beteiligten sichere Routen festlegt.

Ausgeschilderte Haltestellen an sicheren Routen

Das Modell war auch schon Thema im Mobilitätsausschuss, weil die sogenannten Elterntaxis zunehmend als Problem empfunden werden, also jene Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen. Das begründen Eltern oft damit, dass ihnen der Schulweg zu gefährlich erscheint, wobei sie gelegentlich übersehen, dass sie mit vermehrten Fahrten auch andere Kinder gefährden. Jenni Follmann, die Leiterin der Klimastabsstelle, sagt, die Bicibusse seien Teil des Konzepts Sichere Schulwege, auch wenn in Landau eher vom rollenden oder laufenden Schulweg gesprochen werde. „Wir schreiben gerade alle Grundschulen und weiterführenden Schulen an“, so Follmann. Die werden auf die Aktion Stadtradeln aufmerksam gemacht, die nach den Sommerferien wieder beginnt, und sie bekommen dabei auch das Konzept des gemeinsamen Schulwegs erläutert. Ob die Schulen auf das gemeinsame Laufen oder das gemeinsame Rad fahren setzen wollen, bleibt ihnen überlassen.

Laut Follmann ist geplant, dass zwischen Wohnvierteln und Schulen bestimmte möglichst sichere Routen festgelegt werden, die für viele Kinder gut erreichbar sind. Unterwegs soll es ausgeschilderte „Haltestellen“ geben, an denen Kinder warten und zu definierten Zeiten „zusteigen“ können. Nur dass anstelle eines Busses eben eine von Erwachsenen angeführte Radler- oder Fußgängergruppe vorbeikommt. Die Kinder sollen zudem mit Warnwesten ausgestattet werden, damit sie von anderen Verkehrsteilnehmern gut zu sehen und auch als Gruppe wahrnehmbar sind. Follmann hofft, dass das Projekt nach den Sommerferien beginnen kann.

Die Grundschule auf der Wollmesheimer Höhe hat schon reagiert und die Eltern angeschrieben, um den Bedarf zu ermitteln. Sie weist darauf hin, dass der „Walking Bus“ auch Schutz vor Mobbing, Belästigungen und Übergriffen leistet. Auch die AOK sei mit von der Partie, denn mit dem gemeinsamen Fußmarsch sei auch gleich ein Mindestmaß an gesunder Bewegung verbunden. Allerdings klappt das Konzept nur, wenn sich auch Eltern verpflichten, regelmäßig und sehr verlässlich als „Busfahrer“ zu helfen. Im Grunde ist die Idee also eine Variante der altbekannten Eltern- oder Schülerlotsen, die an kritischen Punkten des Schulwegs für Sicherheit sorgen.

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