Landau Herxheimer Caritas-Förderzentrum: Schließen oder neu bauen?

Das Förderzentrum in Herxheim (rechts) ist 47 Jahre alt und nach Einschätzung der Caritas nicht mehr zeitgemäß.
Das Förderzentrum in Herxheim (rechts) ist 47 Jahre alt und nach Einschätzung der Caritas nicht mehr zeitgemäß.

Marodes Schulgebäude muss ersetzt werden - Immer weniger Schüler zu erwarten

Die Caritas ringt um die Zukunft der St.-Laurentius-Förderschule in Herxheim. Dies war Thema einer Mitarbeiterversammlung, zu der die Geschäftsführung der Caritas-Betriebsträgergesellschaft Speyer (CBS) die Beschäftigten des Förderzentrums zum gestrigen Schulbeginn eingeladen hatte. Das Schulgebäude des Förderzentrums in der Bussereaustraße ist 47 Jahre alt und nach Einschätzung der Caritas nicht mehr zeitgemäß. Es müsse ersetzt werden. Auch das Nebengebäude in der Augustastraße ist mit 35 Jahren veraltet. „Schließen oder neu bauen“ – zwischen diesen Alternativen kreisen die Überlegungen der Geschäftsführung. CBS-Geschäftsführer Vinzenz du Bellier hat einen eindeutigen Wunsch: Er will das fachliche Angebot für Kinder mit Behinderungen erhalten und zukunftsfähig machen. Er will auch die Fachkräfte halten. „Wir brauchen diese Fachkräfte als soziales Unternehmen, um die fachlichen Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen“, erklärt du Bellier im Gespräch mit der RHEINPFALZ. „Diese Fachkräfte sind unser Potenzial.“

Caritas mit 50 Prozent Eigenanteil überfordert

Doch Wunsch und Wirklichkeit sind wohl unvereinbar. Das Land, vertreten durch die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD), hat nach Angaben der Caritas zwar eine 50-Prozent-Förderung für den Ersatzbau in Aussicht gestellt. Doch bei geschätzten Investitionskosten von zwölf bis 18 Millionen Euro, je nach Schulgröße, wäre die Caritas auch mit 50 Prozent Eigenanteil überfordert. Sie erwartet eine Beteiligung der Südpfälzer Kommunen, die sich dazu aber noch nicht positioniert haben, und die, je nach Anzahl der Kinder aus ihrem jeweiligen Einzugsgebiet, auch ein unterschiedlich starkes Interesse daran haben, sich finanziell einzubringen. Zurzeit besuchen 138 Kinder die Schule in Herxheim, davon 64 aus der Südpfalz. 45 Kinder kommen aus dem übrigen Rheinland-Pfalz und 28 aus anderen Bundesländern, überwiegend aus Baden-Württemberg. Rund 90 Kinder leben im Internat. Das neue Bundesteilhabegesetz sieht vor, dass Menschen mit Behinderungen in Zukunft ihre Unterstützung dort erhalten, wo sie wohnen. Das rheinland-pfälzische Ausführungsgesetz überträgt ab 2020 den Landkreisen und kreisfreien Städten die Verantwortung für die behinderten Kinder und Jugendlichen. Ab dann werden behinderte Kinder eher in ihren Heimatregionen betreut, begleitet und unterrichtet werden. Das Förderzentrum wird somit immer weniger Kinder aus anderen Regionen aufnehmen. Ohne diese Kinder werden in Herxheim weniger Plätze in der Förderschule benötigt. Der Bedarf schrumpft auf 65 Plätze, wenn die Anzahl der behinderten Kinder aus der Südpfalz gleich groß bleibt. Ohne Kinder von außerhalb wird jedoch auch die Anzahl der Wohngruppen im Internat sinken – was Auswirkungen auf die Arbeitsplätze haben wird, wenn die Caritas keine alternativen Angebote und alternativen Arbeitsplätze entwickelt.

Abwanderung der Fachkräfte befürchtet

Im Förderzentrum arbeiten zurzeit insgesamt 191 Personen, 55 davon in der Schule und 136 in den Wohngruppen. „Egal wie die Lösung für Herxheim aussieht, diese Fachkräfte werden immer gebraucht“, betont CBS-Geschäftsführer du Bellier. Er sorgt sich, dass einige der Fachkräfte abwandern, weil sie um ihre Arbeitsplätze fürchten. Die Caritas hat im November erste Gespräche über die Zukunft des Förderzentrums mit der ADD und den Südpfälzer Kommunen geführt, wie ADD und Landkreis Germersheim bestätigen. Eveline Dziendziol, Pressesprecherin der ADD, und Astrid Neumann, Pressesprecherin der Kreisverwaltung Germersheim, erklären übereinstimmend: „Caritas, ADD und Kreisverwaltung haben vereinbart, weiter in enger Abstimmung zu bleiben und gemeinsam tragfähige Lösungen zu erarbeiten. Diese werden zu gegebenem Zeitpunkt auch mit den Angehörigen erörtert.“

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