Kommentar Holocaust-Gedenken: So geht es halt nicht

Das Mahnmal.
Das Mahnmal.

Der Holocaust-Gedenktag ist einer der wichtigsten Tage im Jahr. Gerade Amtsträger sollten diesen Termin würdevoll begehen.

Dominik Geißler soll sich beim Holocaust-Gedenktag im vergangenen Jahr daneben benommen haben. Die Anwesenden hätten sich für seinen Auftritt geschämt, heißt es. Er sei nicht vorbereitet gewesen.

Wer Geißlers Auftritte kennt, weiß, dass er eine lockere, unkonventionelle Art pflegt. Geißler improvisiert, oft kommt er vollkommen unvorbereitet auf Termine, so macht es den Eindruck. So erfrischend das ist, es ist auch irritierend. Und es gibt Anlässe, bei denen ein Amtsträger förmlich auftreten muss. Der Holocaust-Gedenktag ist ein solcher. Es geht um das größte Verbrechen des deutschen Volkes – das daraus resultierende „Nie wieder!“ ist Auftrag an uns alle. Wir sprechen also von einem Staatsakt. Ein Redner darf nicht dafür sorgen, dass Anwesende sich schämen. Gerade wenn es sich um das Oberhaupt einer ganzen Stadt handelt. Aber nicht nur Geißler sind Vorwürfe zu machen.

Auch der Verein muss sich fragen lassen, warum er nicht das Gespräch mit Geißler direkt gesucht hat. Zumal dieser sich zu jeder Zeit glaubhaft für Toleranz und gegen Antisemitismus positioniert. Gut wäre es, wenn sich beide Parteien zusammensetzten und eine gemeinsame Lösung für kommendes Jahr fänden. Denn beide wollen dasselbe: ein würdevolles Holocaust-Gedenken. Dieser Anlass ist einfach zu wichtig für Streitereien.

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