Landau IGS-Schüler spielen Stadtgeschichte nach

Die Siebtklässler erwecken Thomas Nast zum Leben.
Die Siebtklässler erwecken Thomas Nast zum Leben.

Thomas Nast und jüdische Opfer des Nationalsozialismus werden lebendig. Mit selbstgeschriebenen Stücken erzählen Schüler der IGS Landau Kapitel aus 750 Jahren Stadtgeschichte.

Die Aufregung, ja gar das Lampenfieber ist groß. Bei Schülern wie bei den Lehrern des Fachs Darstellendes Spiel (DS) der Integrierten Gesamtschule Landau (IGS). Vor einem halben Jahr ist die Idee entstanden, seit zwei Monaten wird fleißig geprobt. Jetzt steht der Theaterabend zum Landauer Stadtjubiläum „750 – Sept Cent Cinquante“ kurz bevor. Sieben DS-Kurse entführen ihre Zuschauer am Donnerstagabend gleichzeitig in Landauer Stadtgeschichte und -zukunft.

Mit viel körperlicher Bewegung erzählen die jüngsten Darsteller, Schüler der sechsten Klasse, wie der gebürtige Landauer Michel Bréal den Marathonlauf erfunden hat. Auch das Stück der siebten Klassen dreht sich um eine Landauer Persönlichkeit: Den Karikaturisten Thomas Nast. Viele Schüler kannten ihn von der nach ihm benannten Grundschule, Straße oder dem Thomas-Nast-Nikolausmarkt. Beim Entwickeln des Stücks haben sie viel über Thomas Nast dazugelernt. „Ich auch“, sagt ihre Lehrerin Linda Kirsch. Beim letzten Durchlauf vor der Generalprobe am Donnerstag werden noch Kleinigkeiten ausgefeilt. Einige Tipps kommen von Kursleiterin Kirsch, viele jedoch von den Schülern selbst. Schließlich haben sie das Stück geschrieben. Auch Bühnenlicht und Ton liegen in Schülerhand.

Ein Stationentheater bieten die Achtklässler dar. Vier Gruppen zeigen parallel verschiedene Sehenswürdigkeiten Landaus: Stadtmauer, Zoo, Deutsches Tor und Rathausplatz. Zwischen den kurzen Vorstellungen holen die Schüler ihr Publikum im Flur ab und führen sie durch die Geschichte der vier Orte bis in deren Zukunft. Die Schauplätze ihrer Stücke haben sie selbst gewählt und mit ihrem DS-Lehrer Christian Doll besichtigt. „Ich habe nur geprüft, ob historisch alles stimmt“, erzählt er. Den Rest überlässt er seinen Schülern. Auch für Improvisation ist er offen. „Bis zur Aufführung dürft ihr meinetwegen noch alles ändern“, entschärft er kleine Texthänger bei der Probe.

Neugierig ist Doll auf das Stück der neunten Klasse, das Schulleiter Ralf Hauck mit ihnen vorbereitet hat. Das sieht Doll am Donnerstag selbst zum ersten Mal. Auf der Außenbühne im Lichthof der Schule erwachen Landauer Juden wieder zum Leben, an deren Namen Stolpersteine in der Stadt erinnern. Passt zum Lehrplan, denn die Neuntklässler beschäftigen sich im Unterricht aktuell viel mit dem Thema Nationalsozialismus.

„Dass die Pfalz mal autonom war, fanden wir total interessant“, erzählt der Zehntklässler Mirko (15). Sein Kurs schlüpft in die Rollen von Landauern während der Separatismusbewegung. Ihr Lehrer Doll ist durch einen stadthistorischen Beitrag in der RHEINPFALZ auf das Thema gestoßen. Sein Vorschlag fand bei den Schülern sofort Anklang. Sie stürzten sich direkt in die Recherche, ins Texten und Rollen verteilen. Und wenn das Lampenfieber einsetzt? „Einfach machen!“, nehmen sich Mirko und sein Mitschüler Raul (16) für den großen Auftritt am Donnerstag vor.

Eine Viertelstunde dauert jede Vorstellung, dazwischen ist Zeit, um im Erdgeschoss der Schule den Auftrittsort zu wechseln. Insgesamt kann man sich an dem Abend vier der fünf Vorstellungen anschauen. Das abwechslungsreiche Programm wird zusätzlich durch die Elftklässler erweitert. Sie üben sich in der Kunst der Performance. Wie genau, bleibt an dieser Stelle geheimgehalten.

Ideengeber Doll blickt dem Abend gespannt, aber zuversichtlich entgegen: „Bei 140 Schülern muss man Vertrauen haben, dass jede Gruppe ihr Ding macht“. Auf die Frage, ob sich die Schüler über viel Publikum freuen, kommen gemischte Antworten. Aus denen, die lautstark verneinen, spricht wohl schon das Lampenfieber.

Info

Der Theaterabend in der IGS Landau, Schneiderstr. 69, am Donnerstag, 20.6., beginnt um 18 Uhr. Einlass ist ab 17.45 Uhr. Eintrittskarten sind für 3 Euro im Sekretariat erhältlich.

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