Landau Im Atelier verschollen

Die Inspiration für seine Linoldrucke holt sich Günter Wendel in der Natur.
Die Inspiration für seine Linoldrucke holt sich Günter Wendel in der Natur.

«Pleisweiler-Oberhofen.» Von der leeren Seite zum Meisterwerk. So könnte man die Arbeiten von Günter Wendel aus Pleisweiler-Oberhofen umschreiben. Der frühere Drucker erkannte seine Leidenschaft zum Linoleumdruck zwar erst im Rentenalter, aber dafür kreiert er heute mit ausgeklügelter Detailfreudigkeit seine Drucke. Und nimmt damit sogar an Wettbewerben und Ausstellungen teil. Der langjährige Hobby-Fotograf besitzt ein ganzes Arsenal von Dias, die er im Laufe der Jahre aufgenommen hat. Einige seiner Aufnahmen bekamen sogar Auszeichnungen und sind in Fotobüchern zu bewundern. Diese Bilder und der Wunsch nach mehr Kreativität ließen Günter Wendel zum Linoleum-Künstler nach dem Arbeitsleben werden. In seinem kleinen Atelier wird kräftig mit Farbe, speziellem Schneidewerkezug, japanischem handgeschöpftem Papier und verschiedenen Größen von Walzen gearbeitet. Reines Handwerk eben. Der Linolschnitt ist eine grafische Technik, die viel Kleinarbeit beinhaltet. Denn das ausgesuchte Motiv muss klare Flächen und glatte Umrisse besitzen. Das Übertragen der Dias auf das Papier ist Sisyphusarbeit. Dies führt Günter Wendel genauestens mit Kuli oder Blei auf die Unterlage auf. Mehrere Stunden braucht er schon alleine für die Übertragung des Bildes auf Papier. Danach folgt die nächste Überlegung: Welche Farben sollen in dem Kunstwerk eine Rolle spielen? Bis zu neun Farben kann solch ein Druck später beinhalten. Verfremdung, realistische Farbwerte oder gleich mehrere Varianten des Farbenspiels? Der 73-Jährige erklärt: „Ich schaue mir die Bilder an und im Kopf entstehen Farbmomente, wie ich mit dem Bild weiter verfahren kann. Das ist immer eine spannende Sache.“ Drucke aus Holz wollte er am Anfang herstellen. Doch nach ein paar Versuchen überzeugte ihn die Arbeit mit Linoleum dann doch mehr. Der Grund: Sauber und besser zu handhaben. Im Jahr 2008 kam sein erstes Werk heraus: „Die Wappenschmiede“, in Schwarz-Weiß gehalten, ist ein absoluter Hingucker. Interessant anzusehen sind auch die Motive „Winter am Seehof“ oder Detailaufnahmen von Holzmaserungen. Diese bestechen durch grafische Gegebenheiten. Aber auch bunte Motive wie „Ein Sommerfeld“, „Blauer Felsen“ oder „Weinstraßen-Landschaft“ sind in Wendels Atelier zu finden. Eigentlich hat er schon immer gewusst, dass er nach dem Übergang ins Rentenalter mit Linolschnitt weiterarbeiten will, erklärt der ehemalige Drucker. Neben seinem Hobby Fotografieren, aus dem er seine Motive schöpft, ist das Wandern und Bergsteigen für ihn Erholung pur. Auf Wanderungen gehen ihm die „buntesten Bilder“ durch den Kopf. Zu Hause angekommen, werden solche kreativen Geistesblitze gleich in seinem Atelier umgesetzt. „Da bin ich für mehrere Stunden verschollen“, sagt Günter Wendel und lacht. Leider sind die Bergsteigertage gesundheitsbedingt nicht mehr machbar. Aber mit dem Enkel und der Kamera kleine Wandertouren zu unternehmen umso mehr. Das ist für Großvater und Enkel ein besonderes Erlebnis. Das dadurch Erlebte, eingefangen im Bild, später auf Linoleum zu drucken sind für den gestandenen Drucker die großen Glücksmomente. Darin findet er sich selbst wieder. Die Serie In unserer Serie „Handarbeit“ stellen wir ungewöhnliche Hobbys vor. Wenn sie so eines haben, melden Sie sich doch einfach bei uns in der Marktplatz-regional-Redaktion, Telefon 06341 281-125 oder per E-Mail unter marktsuew@rheinpfalz.de.

x