Landau In Marseille die Kurve gekriegt

Das Projekt „Fit für den Job“ soll Jugendliche und junge Erwachsene auf das Berufsleben vorbereiten und ihnen helfen, den Sprung in ein geregeltes Leben zu schaffen. Michael Schardt ist einer von bisher 130 Teilnehmern an dieser vom Land und dem Europäischen Sozialfonds geförderten und im Januar 2012 in Landau gestarteten Maßnahme. Der 22-Jährige kam sogar in den Genuss eines Auslandspraktikums in Marseille.

Das Projekt ist eine Art zweite Chance. Eine Chance für diejenigen, die aus unterschiedlichen Gründen vom rechten Weg ins Berufsleben abgekommen sind. So auch Michael Schardt. Dabei lief es für ihn zunächst gut. Er hat die Mittlere Reife gemacht, die Berufsfachschule besucht, strebte das Fachabitur an. Schardt wollte zur Bundeswehr, doch sein Berufswunsch platzte wegen einer Allergie. Ausgemustert. Der junge Mann kam in Kontakt zu Drogen. „Es begann mit Kräutermischungen, die wirken wie Haschisch“, erklärt der Lingenfelder seinen Einstieg. „Dann brauchte ich es immer öfter, später waren dann auch mal Amphetamine (Anmerkung der Redaktion: Aufputschmittel) dabei.“ Eine Lehre zum Informationselektriker hat er abgebrochen. Doch er selbst habe erkannt, dass es so nicht weitergehen kann. „Körperlich von einer Droge abhängig zu sein, das ist kein gutes Gefühl.“ Er begab sich in eine Klinik, ist heute clean, wie er versichert. Von dort aus führte ihn sein Weg nach Landau. Schwer sei es zu Beginn gewesen. „Aber man hat mir überall geholfen, alles hier ist relativ locker.“ So wurde er von Daniela Egen, der Leiterin des Landauer Projektes, das beim Therapieverband Ludwigsmühle angesiedelt ist, ausgewählt für einen der wenigen ausländischen Praktikumsplätze. „Die Leute sollen mal heraus aus ihrem Umfeld. Sie sollen selbstständig werden und so Selbstvertrauen bekommen“, erklärt Egen. Nach einer Woche Schulung in Mainz, bei der Grundlagen der Sprache vermittelt wurden und die vierköpfige Gruppe das Zusammenleben übte, ging es mit dem TGV, dem französischen Schnellzug, in den Süden. Schardt arbeitete als Gärtner in Marseille. Die Arbeit habe ihm Spaß bereitet. Zurück in Deutschland hat er sich nun auch als Gärtner beworben. „Leider hat sich aber noch nichts ergeben. Dabei will ich diesen Beruf erlernen. Ich werde die Lehre diesmal auch beenden“, versichert er. Selbstständiger sei er geworden. Um 7 Uhr klingelte der Wecker. „Dann habe ich mir Rührei gemacht, mich geduscht, angezogen. Um 8 Uhr war ich auf der Arbeit, um 16.30 Uhr zurück. Einkaufen, essen, Küche und Bad putzen“, so beschreibt der Südpfälzer seinen Tagesablauf in Frankreich. „Das ist gerade für ängstliche Menschen gut. Denn sie sehen, dass es trotz der fremden Sprache funktioniert. Sie bekommen Selbstvertrauen“, erklärt Schardt. Sein Englisch sei besser geworden, Französisch habe er etwas gelernt. Meist funktionierte die Verständigung mit Zeichensprache. „Aber ich habe immer gewusst, was zu tun ist.“ Er konnte selbstständig arbeiten. „Das war mir wichtig.“ Von Marseille hat er viele Eindrücke mitgenommen. „Eine schöne Stadt, aber sehr schmutzig und mit viel Kriminalität“, bilanziert er. Mit seiner Unterkunft und seiner Kontaktperson, Frederico, war er hingegen sehr zufrieden. So zufrieden, dass er die Chance genutzt hat, sich für ein weiteres Praktikum im spanischen Leon zu bewerben. In rund zwei Wochen soll es losgehen. Und dann soll endlich eine Ausbildung in Deutschland folgen. „Die drei, die vor Michael in Marseille waren, haben danach alle eine Ausbildung begonnen“, sagt Egen stolz. Die meisten Praktika finden jedoch in Deutschland statt. Dennoch verweist Egen auch hier auf eine hohe Erfolgsquote: „40 Prozent unserer Teilnehmer haben inzwischen etwas gefunden.“ In Zahlen: 16 seien in Ausbildung, neun hätten eine Arbeitsstelle gefunden, 18 eine weiterführende Bildungsmaßnahme angegangen, sechs seien auf weiterführende Schulen gewechselt. Vier Teilnehmer seien in eine stationäre Suchttherapie überstellt worden.

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