Landau Irgendwann is’ dann halt auch ma’ gut: Bauausschuss vertagt

Dominik Geißlers Laune bewegte sich von gut über genervt und gereizt bis zu wütend.
Dominik Geißlers Laune bewegte sich von gut über genervt und gereizt bis zu wütend.

Zeitempfinden ist subjektiv. Genervt sein auch. Fühlt sich aber eine Minute wie ein Jahrzehnt an und der Nervfaktor steigt, wird es irgendwann richtig unangenehm. Das kennt jeder von Konferenzen oder Familienfeiern. Auch in der Lokalpolitik kann es furchtbar unangenehm werden. Willkommen beim Ausschuss für Stadtentwicklung, Bauen und Mobilität der Stadt Landau, der zumindest am Dienstag genauso fluffig verlief, wie es der Name andeutet. Also gar nicht.

Nach ungefähr zweieinhalb Stunden, bei Tagesordnungspunkt 5 von 15, beantragt Andrea Kleemann (Pfeffer&Salz) eine Pause. Klar, die Konzentration sinkt, und im Gegensatz zu den Vertretern der Stadtverwaltung sind die Mitglieder ehrenamtlich da. Was (wohl) alle eint: sie haben einen Arbeitstag in den Knochen. Zu jedem Punkt gibt (fast) jeder ein Statement ab, mache gar mehrere, es zieht sich. Geißler will eine Pause einlegen lassen, aber nur, wenn die Sitzung im Gegenzug straffer verläuft. Heißt: Wenn weniger gesprochen oder debattiert wird. Man ahnt das Resultat. Richtig, es folgt keine Pause.

Geißler schimpft und motzt

Das allgemeine Gereiztheitslevel steigt. Geißler weist die Grüne Lea Heidbreder nach einer Wortmeldung darauf hin, dass diese völlig unnötig und redundant gewesen sei. Es geht weiter – bis circa 20.20 Uhr. Heidbreder fordert entweder eine Pause oder eine Abstimmung über eine Vertagung. Geißler lehnt die Pause rundheraus ab, in Berlin gehe es schließlich auch manchmal bis in die Puppen. Heidbreder besteht auf der Abstimmung und doch recht überraschend zeigt sich, dass eine Mehrheit auch keine Nerven mehr hat (oder nach einem langen Tag müde ist). Acht sind dafür, es wird vertagt.

Eine Person regt sich auf, denn sie habe schließlich die Unterlagen ab Montagabend bis in die Nacht auf Dienstag durchgearbeitet, damit sie überhaupt weiß, worum es geht. Geißler schimpft und motzt. Jemand anderes meint, dass Heidbreder noch den letzten Zug nach Mainz kriegen müsse – schließlich müsse die Landtagsabgeordnete am nächsten Morgen zu einer Fraktionssitzung der Grünen. Wiederum eine andere Person merkt an, dass Geißler vorab darauf hingewiesen worden sei, die von ihm gewollte Zusammenlegung von Mobilität und Bauen führe zu Mammutsitzungen. Und das vor allem von den Grünen, die dagegen waren – was zur finalen Vermutung überleitet. Heidbreder habe die Vertagung vor allem vorgeschlagen, um recht gehabt zu haben.

Eher wird Pistorius Kanzler-Kandidat

Immerhin: Über die restlichen Punkte soll am kommenden Dienstag beraten werden. Ab 16 Uhr steht im Ratssaal des Rathauses Folgendes auf der Tagesordnung: Eine landwirtschaftliche Halle in Mörlheim soll zu Wohnraum umgebaut werden – dürfte konfliktfrei verlaufen. Es folgen: Sachstandsbericht zu Baustellenmanagement und Verkehrskonzept Innenstadt, Stellplatzsatzung (also Parkplätze) und der Zwischenbericht Verkehrswende, eine Art Übergabe der Mobilität von Bürgermeister Lukas Hartmann an Oberbürgermeister Geißler.

Dass die letzten drei Themen konfliktfrei und ohne Debatte verlaufen, ist doch ähnlich wahrscheinlich wie ein Kanzler-Kandidat Boris Pistorius – besser für alle, aber man glaubt nicht dran. Die Verwaltung geht davon aus, dass eine Stunde für den Nachklapp ausreicht. Denn um 17 Uhr beginnt der Hauptausschuss, dem Geißler auch vorsitzt. Man kann gespannt sein. Man kann Zuhörern nur nahelegen, Sitzkissen mitzunehmen.

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