Landau Kissenschlacht

Die Kunststoffkissen in der Schneiderstraße in Queichheim, die den Verkehr beruhigen sollen, sind kaputt. Sie wurden vor ein paar Tagen abgebaut. Seit Jahren gibt es Streit zwischen manchen Anwohnern und der Stadt darüber. Neue Lösungsansätze sollen nun im Ortsbeirat diskutiert werden. Die Berliner Kissen sind möglicherweise Geschichte.

Die Schneiderstraße in Queichheim führt durch ein Wohngebiet. Einfamilienhäuser reihen sich aneinander. Das Eduard-Spranger-Gymnasium und die Integrierte Gesamtschule sind dort zu finden. Um Raser aufzuhalten und den Lärm für Anlieger herunterzudimmen, wurden vor ein paar Jahren Kunststoffkissen auf der Straße montiert, damit Fahrer abbremsen müssen. Die sogenannten Berliner Kissen sind mittlerweile kaputt, wurden abmontiert. Das Straßenbett liegt frei. Das nervt Anlieger. Klaus Ottmann zum Beispiel. Er wohnt in der Schneiderstraße und kämpft mit manchen seiner Nachbarn schon lange dafür, dass es eine andere Lösung für die Verkehrsberuhigung gibt. Sein Wunsch: Eine Aufpflasterung an dieser Stelle, eine durchgehende Erhöhung der Straße aus Bitumen, die von Bürgersteig und zu Bürgersteig führt. Die solle verhindern, dass Fahrer das Hindernis umkurven können. Genau dieses Ziel haben die Kissen laut Ottmann verfehlt: „Die haben gar nichts gebracht. Autos fahren teilweise drumherum, Lkw und Busse einfach drüber“, macht er seinem Ärger Luft. Zur Vorgeschichte: Wie schon mehrfach berichtet, hatte der Landauer Stadtrat in einer Haushaltssitzung im Jahr 2009 beschlossen, 20.000 Euro in die Verkehrsberuhigung in der Schneiderstraße zu investieren. Es gab damals sogar eine Kampfabstimmung, bei der sich die Antragstellerin SPD gemeinsam mit UBFL und Grünen gegen die CDU, FWG und FDP durchsetzen konnte. Doch der Kampf geht bis heute weiter. Nun zwischen der Stadt und den Anwohnern. Ottmann ärgert sich vor allem darüber, dass den Anliegern etwas anderes versprochen worden sei. Und zwar keine Kissen-Lösung. Zudem seien diese ständig defekt, häufig repariert und ausgetauscht worden. Das sei seiner Meinung nach mehr Geldverschwendung als einmalig ein Konstrukt aus Bitumen. „Die Schneiderstraße ist schon seit Langem ein Problemfall, was den Verkehr angeht“, sagt Ottmann. Auch die Tempo-30-Zone – seit 2007 gilt sie dort – bringe nicht den gewünschten Erfolg. Jürgen Doll (CDU), Ortsvorsteher in Queichheim, der selbst in der Schneiderstraße wohnt, sieht die Sache ein wenig anders, wie er auf Anfrage der RHEINPFALZ erzählt. „Eine Aufpflasterung wäre unsinnig. Die Busse und Autos könnten dann trotzdem relativ zügig drüberfahren“, sagt Doll. Er möchte nun Landaus Straßenbauamtschef Ralf Bernhard in den Ortsbeirat einladen, damit dort neue Lösungsmöglichkeiten für die Schneiderstraße diskutiert werden können. Er habe dies bereits mit der Stadt besprochen. Er könne sich auch vorstellen, wie in Dammheim, mit Verkehrsinseln zu arbeiten. „Aber das hätte den Nachteil, dass die Straße morgens im Schulverkehr total verstopft wäre“, erklärt Doll. Zudem müsse auch Ottmann sehen, dass der Verkehr nicht mehr der sei, wie vor 30 Jahren. Man müsse nun an Alternativen arbeiten. Wie die Stadtverwaltung mitteilt, werden die Berliner Kissen vorübergehend nicht mehr in der Schneiderstraße befestigt. Ottmann hat allerdings, wie er erzählt, beim Baumamt erfahren, dass die Kissen für immer Geschichte sind. Die Kissenschlacht hat die Stadt summa summarum bisher 8500 Euro an Material gekostet, die Gesamtaufwendungen liegen bei 20.000 Euro, so die städtische Pressestelle gestern auf Anfrage der RHEINPFALZ. Doch Ottmann stellt klar: „Wir Bürger werden beschissen und das Geld wird verpulvert.“ Er würde übrigens am liebsten selbst aktiv werden und Blumenkübel aufstellen. Dann könne jeder Fahrer nur im Zickzack durch die Schneiderstraße tuckern. „Wir Anlieger würden auch gießen“, verspricht er. (ansc)

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