Landau Kleiner Reformator

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Johannes Bader kam 1518 nach Landau. Hier predigte er ganz im Sinne von Martin Luther, der am 31. Oktober vor 500 Jahren seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg nagelte. Der Stadtpfarrer Bader war ein mutiger, belesener, kluger – und streitsüchtiger Mann. Seine Biografie ähnelt der von Luther. Wie dieser leistete er offenen Widerstand gegen die Missbräuche der römisch-katholischen Kirche und wurde ebenfalls mit dem Kirchenbann bestraft. Er war also wie ein „kleiner Luther“. Mit dem Stationentheater „Der kleine Luther“ schaffen das Chawwerusch-Theater Herxheim und die Stadt Landau nun einen regionalen Bezug zu dem großen, weltverändernden Ereignis der Reformation. Das Stück macht Johannes Baders Geschichte erlebbar. Die fünf Stationen befinden sich in der Stiftskirche, auf dem Stiftsplatz sowie im und hinter dem Gemeindehaus. Durch eine Zeitschleuse geht es von der Passage aus auf den Stiftsplatz: Dort wartet das Mittelalter auf die Teilnehmer. Die erste Station ist ein einziges lautes Fest mit lebhafter Atmosphäre. „Viele Leute machen viele unterschiedliche Dinge“, beschreibt Stationsleiter Walter Menzlaw das Treiben. In dieser Szenerie kommt der neue Pfarrer Johannes Bader in Landau an. Die zweite Station, geleitet von Ben Hergl, spielt in der Stiftskirche. Dort tritt Bader als Reformator auf und erzürnt so den Bischof von Speyer. Der mittelalterliche Konflikt innerhalb des christlichen Glaubens, der zu einer Spaltung der Kirche führte, wird hier zum ersten Mal greifbar. Felix S. Felix obliegt die Leitung der dritten Station, die sich hinter dem Gemeindehaus befindet. Hier wird deutlich, wie sehr die Gesellschaft zu Luthers und Baders Zeit in ihren Grundfesten erschüttert wurde: Aufrührerische Ritter vereinigen sich zum Landauer Bund. Bauern in Nußdorf begehren gegen die sie unterdrückende Obrigkeit auf. Zwei ihrer Rädelsführer werden gefasst und nach Landau gebracht. Dort gelingt es Bader, ihr Todesurteil zu verhindern. Auf der Bühne im Gemeindesaal spielt die vierte Station. Hier gibt Stephan Wriecz einen Einblick in das Privatleben von Pfarrer Bader. „Die Protestantinnen“ heißt die fünfte Station, die ebenfalls in der Stiftskirche spielt. „Das letzte Wort haben die Frauen“, erklärt Leiterin Monika Kleebauer. Starke Frauen wie Luthers Ehefrau Katharina Bora und Baders Gattin treffen hier aufeinander und tauschen ihre Meinungen aus. „Es wird gelacht und gestritten“, sagt Kleebauer. Angesichts immer noch aktueller Themen wie Religions- und Meinungsfreiheit ist dabei nicht sicher, ob gerade über die Vergangenheit oder die Gegenwart geredet wird. „Es ist toll, von Profis angeleitet zu werden“, sagt Laiendarstellerin Barbara Edel, die zum fünften Mal bei einem Stationentheater mitwirkt. Sie und die übrigen Schauspieler konnten unter den fünf Stationen ihre zwei Favoriten auswählen. Anhand dieser wurden sie in die Gruppen eingeteilt. An der Inszenierung wirken 55 Laienschauspieler und etwa 30 Sänger des Chors „Landauer Liederleute“ mit, berichtet Thomas Kölsch vom Chawwerusch-Theater. Gemeinsam mit Felix S. Felix und Dagmar Brade organisiert er das Theater. Um die Ausstattung und die Kostüme der Mitwirkenden kümmern sich Kristina Baumert und Hannah Bachmann. „Für mich geht ein Traum in Erfüllung“, sagt Dekan Volker Janke. Das Projekt „Der kleine Luther“ wolle auf die Errungenschaften der Reformation für die heutige Gesellschaft aufmerksam machen und zum Nachdenken anregen. Das Stationentheater „Der kleine Luther“ ist nach „Ziegelstein und Musenkuss – 100 Jahre Jugendstil-Festhalle Landau“ und „Landauer Leben – ein Theaterweg durch die Jüdisch-Landauer Geschichte“ das dritte Projekt des Chawwerusch-Theaters in Kooperation mit der Stadt. Info Am 21. September ist die Premiere von „Der kleine Luther“. Anschließend wird es an acht Aufführungstagen 34 Mal rund um die Stiftskirche aufgeführt.

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