Kommentar Land setzt beim Denkmalschutz falsche Prioritäten

Dunkle PV-Module sollen in der Cornichonstraße nicht erlaubt werden, nur rote.
Dunkle PV-Module sollen in der Cornichonstraße nicht erlaubt werden, nur rote.

Wenn die Denkmalpflege des Landes alles daran setzt, Fotovoltaik auf Denkmälern zu verhindern, scheitert die Energie- und Wärmewende.

Das rheinland-pfälzische Innenministerium lügt sich selbst in die Tasche mit einer Verordnung, die angeblich PV-Anlagen auf Denkmälern ermöglichen soll, wenn die Obere Denkmalpflegebehörde des Landes alles daran setzt, solche Anlagen so weit zu erschweren, dass sie sich nicht rechnen. Oder sollte die linke Hand nicht wissen, was die rechte gerade anstellt? Das ist unwahrscheinlich, denn die Oberste Denkmalschutzbehörde im Land ist das Innenministerium.

Im Fall Cornichonstraße sprechen wir von der Rückseite eines Kasernenbaus, der zu einer Denkmalzone gehört. Dass diese genauso wichtig sein soll, wie die Vorderseite, ist eine Schimäre. Diese Rückseite ist mit vorgesetzten Balkonen versehen worden, und das ist völlig unproblematisch, es beeinträchtigt die Denkmalwirkung nicht. Doch genau das würde angeblich eine PV-Anlage auf dem Dach tun. Wohlgemerkt auf einer rückwärtigen Dachfläche, die man wegen ihrer flachen Neigung vom Hof des Gebäudekomplexes nicht einsehen kann. Allenfalls von der nächsten öffentlichen Straße aus kann man an einer schmalen Sichtschneise einen Blick erhaschen – wenn man sich auf die Zehenspitzen stellt und arg verrenkt. Daraus kostspielige Auflagen wie die nach zwingend rot gefärbten Modulen abzuleiten, ist völlig weltfremd. Eine solche Anlage zerstört kein Denkmal. Selbst der in Denkmalfragen unbedarfteste Passant wird eine PV-Anlage als das erkennen, was sie ist: als Beitrag zur Energiewende.

Mehrkosten sind kein Pappenstiel

Insbesondere die Wärmewende kann nicht gelingen, wenn wir richtigerweise auf Heizungsanlagen mit fossilen Energieträgern verzichten und stattdessen Wärmepumpen installieren sollen. Denn der Strom für diese Anlagen kommt eben nicht einfach aus der Steckdose. Der für unsere E-Autos auch nicht, mit denen wir unsere Verbrenner ersetzen sollen. Ohne sehr viel mehr PV-Anlagen, als man sie heute schon sieht, wird es nicht gehen.

Es ist zudem anmaßend, wenn Denkmalbehörden Mehrkosten von über 40 Prozent für eingefärbte Photovoltaikpaneele als hinnehmbar bezeichnen. So leichtfertig darf der Staat nicht über anderer Leute Geld verfügen wollen. Es ist auch nicht seine Aufgabe, die Hersteller von PV-Anlagen zu subventionieren, indem er ihnen für ein ziemlich teures Produkt die Kunden zutreibt.

Kurz: Es wäre schön, wenn sich die SPD-geführte Landesregierung nach ihrem geschmeidig eingefädelten Wechsel an der Spitze auch ebenso geschmeidig um die wirklichen Probleme ihrer Bürger kümmern würde.

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