Landau Landau bekommt neuen Ehrenbürger – und verliert einen

Hans-Dieter Schlimmer vor rund zehn Jahren während seiner Amtszeit als Oberbürgermeister in einer Sitzung des Stadtrats.
Hans-Dieter Schlimmer vor rund zehn Jahren während seiner Amtszeit als Oberbürgermeister in einer Sitzung des Stadtrats.

Der frühere Oberbürgermeister Hans-Dieter Schlimmer (SPD) soll die Ehrenbürgerwürde der Stadt Landau bekommen. Unterdessen soll ein anderer Landauer posthum von der Liste gestrichen werden.

Es tut sich was auf der Liste der Ehrenbürger der Stadt Landau. Der Stadtrat wird wohl in seiner kommenden Sitzung beschließen, einem Landauer die Ehrenbürgerwürde der Stadt zu verleihen – und sie einem zu entziehen. Hans-Dieter Schlimmer soll also neuer Ehrenbürger der Stadt Landau werden. Er war vom 1. Januar 2008 bis 31. Dezember 2015 Oberbürgermeister Landaus. Die Wahl selbst war eine, die im Gedächtnis der Stadt und ihrer Bewohner tief verankert ist. Schlimmers Gegenkandidat hätte fast Kai Schürholt geheißen – wären da nicht ein erfundener Doktortitel und ein herbeifantasierter Gehirntumor dazwischengekommen.

Zuvor war Schlimmer acht Jahre lang hauptamtlicher Bürgermeister. Er habe sich „in diesen 17 Jahren als Bürgermeister und Oberbürgermeister um seine Heimatstadt in besonderer Weise verdient gemacht“, heißt es in der Begründung. In seine Amtszeit als Oberbürgermeister fällt die Landesgartenschau 2015, die der Stadt neben einem neuen Viertel auch einen erheblichen Entwicklungsschub gebracht hat. Zudem habe Schlimmer als Bürgermeister das damals durch den „Sozialamtsskandal“ öffentlich ins Gerede gekommene Sozialamt fachlich und sachlich wieder stabilisiert, den Sozialdienst des Jugendamtes von Grund auf neu aufgestellt und die Sanierung der maroden Landauer Schulen initiiert, heißt es in der Begründung weiter. Die Fusion der Krankenhäuser Landau, Bad Bergzabern und Annweiler zum Klinikum Landau-Südliche Weinstraße gehe auf seine maßgebliche Initiative zurück.

Drei haben Ehrenbürgerwürde verloren

Und fast folgerichtig die Ehrenbürgerwürde posthum verlieren soll Ludwig Kohl-Larsen. Dem Forscher wird in einer Untersuchung des Stadtarchivs Rassismus, Kolonialismus und Anbiederung an den NS-Staat vorgeworfen. So war Kohl-Larsen ab 1930 NSDAP- und SA-Mitglied, später auch Standartenführer und Oberführer. In seiner jüngsten Sitzung hat der Landauer Stadtrat beschlossen, die nach ihm benannte Straße umzubenennen, da er der Ehrung nicht würdig sei. Bereits 2020 hat der Stadtrat dem früheren Reichspräsidenten Paul von Hindenburg die Ehrenbürgerwürde aberkannt.

Damit wird die Stadt Landau wieder zwei Ehrenbürger haben – neben dem designierten Ehrenbürger Hans-Dieter Schlimmer ist auch sein Vorgänger als Oberbürgermeister, Christof Wolff (CDU), seit 2011 Ehrenbürger der Stadt. Der frühere Erzbischof von München und Freising, Friedrich Kardinal Wetter, hat seine Ehrenbürgerwürde nach der Kritik an seinem Verhalten während des Missbrauchsskandals in der Katholischen Kirche zurückgegeben.

25 Ehrenbürger auf der Liste

Die Ehrenbürgerwürde erlischt mit dem Tod, auch wenn die Träger dieser Auszeichnung in der Liste der Ehrenbürger erhalten bleiben. Landau hatte seit Beginn der Verleihungen im Jahr 1904 Angaben der Stadtverwaltung zufolge Stand jetzt ohne die Auszeichnungen im Nationalsozialismus, aber mit Ludwig Kohl-Larsen, 25 Ehrenbürger. Darunter alle früheren Oberbürgermeister, aber nur eine Frau (Elisabeth Mahla, Leiterin der städtischen Frauenarbeits- und Handelsschule für Mädchen). Zum Vergleich: Speyer hat seit dem Jahr 1689 21 Menschen als Ehrenbürger ausgezeichnet, Pirmasens seit 1957 zehn.

Ehrenbürger einer Stadt kann werden, wer sich um die Stadt in besonderer Weise verdient gemacht hat. Besondere Rechte oder Pflichten sind mit der Ehrung nicht verbunden, betont die Verwaltung. Über die Auszeichnung und den Entzug hat der Hauptausschuss in seiner jüngsten Sitzung beraten. Es ist zu erwarten, dass der Stadtrat beiden Vorschlägen zustimmen wird.

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