RHEINPFALZ-Sommeraktion Launige Lehrstunde in Elwetrittche-Kunde

Lisa Kaufmann zeigt stolz eine der Elwetrittche im Weingut Kaufmann in Impflingen.
Lisa Kaufmann zeigt stolz eine der Elwetrittche im Weingut Kaufmann in Impflingen.

Was ist der lateinische Name der Elwetrittche? Und was braucht es für eine richtige Jagd? „Professor“ Wilhelm Hauth stellt die Leute auf die Probe.

Wussten Sie, dass in der Pfalz 26 Spezies der Elwetrittche nachgewiesen worden sind? Das erfuhren Leserinnen und Leser im Gewölbekeller des Impflinger Weinguts Kaufmann. Winzermeister Hans-Georg Kaufmann erwies sich am Donnerstag als talentierter Gehilfe von Trittchologie-Professor Wilhelm Hauth, der im März den Landauer Elwetrittche-Verein mangels Nachwuchs hatte abmelden müssen.

Der wiederum konnte auf sein 30-köpfiges Publikum bauen, auch wenn die Jüngsten, der sechsjährige Jonas und sein neunjähriger Freund Levi, irgendwann genug von Elwetrittche, Scheinnestern und Eiern hatten und lieber im Hof des Weinguts spielten. Ehrfürchtig bestaunte die Runde ein Exemplar der Gemeinen Godramsteiner Taubentrittche, das Hauth betäubt hatte, damit es jeder aus der Nähe ansehen und streicheln konnte. Die Art zeichnet sich durch Schwimmhäute zwischen den Krallen und vier Flügel aus. Die spektakuläre Demonstration war einer der Höhepunkte des Nachmittags.

Die Runde fühlte sich im Weingut Kaufmann in Impflingen wohl.
Die Runde fühlte sich im Weingut Kaufmann in Impflingen wohl.

Mit Weinprobe

„Uns Elwetrittche gibt’s nur in der Palz. Am Hinnere keine Federn, dafür einen langen Hals.“ Zu Beginn hatte Hauth die Elwetrittche-Hymne von Hans Blinn erklingen lassen. Die historische Aufnahme mit Vereinsgründer Hans Blinn als Sänger animierte zum Mitsingen. Der launige Einstand wurde dadurch verstärkt, dass Hausherr Kaufmann die erste Probe von drei Weinen eingeschenkt hatte, einen trockenen, reinrassigen Impflinger Silvaner, mit Holz ausgebaut.

Über 40 Jahre hatte der Elwetrittche-Verein dafür gesorgt, dass der Vogel in aller Munde war und dieses uralte Pfälzer Brauchtum nicht in Vergessenheit gerät. Dass der Verein den Landauer Sommertagsumzug wiederbelebt hatte und Vorstandsmitglied Ellen Thaler mit der Familie jahrelang Sommertagsstecken gebastelt hatte, erwähnte Hauth, um das ein für alle Mal richtigzustellen. Erst später habe es das Büro für Tourismus übernommen. Petra Thaler, Tochter von Ellen und unter den Zuhörern, erinnerte sich genau, wie sie damals mit den Stecken befasst waren.

Wilhelm Hauth mit der Gemeinen Godramsteiner Taubentrittche.
Wilhelm Hauth mit der Gemeinen Godramsteiner Taubentrittche.

Am Achten Tag erschaffen

Gegen die oft verwendete Bezeichnung „Fabelwesen“ verwahrte sich Hauth, denn er habe das Tier bei zahlreichen Exkursionen und Jagden tatsächlich gesehen. Wie lange gibt es die Elwetrittche schon? „Der Herr hat sie am achten Tag erschaffen“, war die Antwort des Experten. Die andere Lesart der Entstehung geht auf die Erzählung zurück, dass auf einem Bauernhof wegen eines dramatischen Gewitters alle Tiere ausgebrochen, in den Pfälzerwald geflüchtet seien und dann nicht mehr zurückgefunden hätten, obwohl die Bauersfrau die Stalllaterne aufgehängt habe. Bei unterschiedlichen Paarungen im Wald sei irgendwann die Elwetrittche entstanden. Die Stalllaterne ist übrigens bis heute wichtiger Bestandteil der Elwetrittche-Jagd.

Das muss sich im Wasgau zugetragen haben, denn die Wasgautrittche ist die Urtrittche, erfuhren die Zuhörer. Die lateinische Bezeichnung in pino palatina saxo montana trittche bisex war eine der Prüfungsfragen für den Jagdschein, erläuterte Hauth. Als er später testete, wer sich den lateinischen Namen gemerkt hatte, kam unisono die Antwort: „Bisex.“ Die Trittche ist zu gleichgeschlechtiger Fortpflanzung fähig. Im Laufe des Nachmittags räumte Hauth auch mit der Mär auf, die Jagd nach Elwetrittche funktioniere bei Pfälzern nur ab zwei Promille Alkohol im Blut. Er habe das schon erfolgreich mit 1,25 Promille gemeistert. Ein halbtrockener Silvaner und die Cuvée Quadrinka aus Gewürztraminer und Sauvignon blanc waren übrigens die anderen Tropfen, die Winzer Kaufmann kredenzte.

Die Kaufmanns sind große Elwetrittche-Freunde. Exemplare im Hof zeugen davon.
Die Kaufmanns sind große Elwetrittche-Freunde. Exemplare im Hof zeugen davon.

Ausfahrbare Standbeine

Die laut Hauth drei wichtigsten Trittchearten können seit 20 Jahren im weltweit einzigen Gehege im Landauer Zoo besucht werden: die Hühner- bis Enten-große Landauer Prachttrittche, die größere Burgundertrittche, ein Winzerschreck, weil sie gern im Wingert an den Trauben nascht, und die mit drei ausfahrbaren Standbeinen gut ausgestattete Haardter Hangtrittche, deren Unterart die Böchinger Hangtrittche ist. Diese Art ist Hauths Lieblingsvogel, weil sie bei Gefahr die Beine von rückwärts auf vorwärts drehen könne, um so schnell wie möglich zu türmen. Eine besonders wertvolle Trophäe, den Kopf der Kreuzschnäbligen Maudacher-Bruchtrittche, präsentierte Hauth ebenso wie Trittche-Eier in unterschiedlichen Reifestadien und eine Kostprobe der am Morgen gesammelten frischen Eier.

Was braucht es für die Elwetrittche-Jagd? Na klar, den Grumbeere- oder Jutesack, die Stalllaterne, einen Knüppel, um die Vögel aus dem Unterholz zu treiben, und natürlich einen Dreibeinhocker als Sitzgelegenheit, wenn die Trittche stundenlang auf sich warten lassen. Außerdem Jäger und Sackhalter. Hans-Georg Kaufmann, dessen Frau Christa und Tochter Lisa zuvorkommende Gastgeberinnen waren, meisterte eine preisverdächtige Demonstration des typischen Sackhalters, der den Stoff locker schwingend zwischen den Beinen bereithalten muss, während der Jäger mit dem Ruf „Tritsch, tritsch, uijuijuijui“ das Tier aus der Deckung bringen muss.

Die Winnweiler Biertrittche. Die Brauerei Bischof hat einst mit der Elwetrittche geworben, erzählt Hauth.
Die Winnweiler Biertrittche. Die Brauerei Bischof hat einst mit der Elwetrittche geworben, erzählt Hauth.

Kaffee als Lockmittel?

Dass im Sack Kaffeebohnen als Lockmittel dienen, wie der Godramsteiner Martin Schweikart zum Besten gab, ordnete Hauth als Vorliebe möglicherweise der Godramsteiner Taubentrittche ein. Die Beute sei sehr schmackhaft, berichtete Hauth. Wenn er im Namen des Vereins auf Jagd gewesen sei, habe man die Trittche allerdings nach eingehender Begutachtung im Wald wieder freigelassen.

Zu guter Letzt machte der 74-Jährige Petra Thaler zur glücklichsten Frau des Tages, als er ihr ein Fläschchen des zur Neige gehenden Elwetrittche-Kräuterlikörs schenkte. Damit seien die Erinnerungsdevotionalien an das Elwetrittche-Engagement der mittlerweile verstorbenen Mutter wieder komplett.

Info

Wer weitere Geschichten hören möchte, ist am Samstag, 19. Oktober, bei Kaufmanns in der Hauptstraße 13 in Impflingen richtig. Ab 19 Uhr gibt es eine Elwetrittche-Weinprobe mit Jagdgeschichten bei Musik, Wein und Pfälzer Leckerbissen. Um Anmeldung wird gebeten unter Telefon 06341 82440 oder per Mail an info@weingutkaufmann.de. Die Karte kostet 45 Euro.

x